Warum gibt es gerade so viele tödliche Unfälle?
Nach der Häufung tödlicher Unfälle in der Region sucht man bei der Polizei nach Erklärungen

Von Heiko Schattauer
Mosbach. Es ist gerade mal einen guten, besser: einen schlechten Monat her, dass die RNZ im ausführlichen Gespräch mit einem Sprecher des Polizeipräsidiums Heilbronn die erschreckende Häufung schwerer Verkehrsunfälle in der Region beleuchtete. Inzwischen haben sich erneut schwere Unfälle ereignet, zwei weitere Menschen kamen auf Landesstraßen – bei Mosbach und zwischen Schollbrunn und Weisbach – zu Tode. Seit Beginn des Jahres sind damit bereits acht Todesopfer allein im Altkreis Mosbach zu beklagen. Es besteht also offenbar weiter Analyse- und Diskussionsbedarf, denn auch bei der Polizei ist man besorgt ob der Entwicklungen im laufenden Jahr.
"Keiner möchte natürlich, dass eine derartige Häufung zur Regel wird", sagt Elmar Hilbert, der bei der Verkehrsdienstaußenstelle Mosbach für die Aufnahme schwerer Verkehrsunfälle zuständig ist. Und der im ersten Halbjahr 2020 übermäßig häufig gefragt war. Denn schwere Verkehrsunfälle waren zuletzt reichlich aufzunehmen und nachzubearbeiten. Etliche Punkte finden sich gut verteilt auf der "Unfallkarte" von Hilbert und seinen Kollegen. Bei Mosbach, in Mosbach, in Schefflenz, ebenso wie in Weisbach oder bei Muckental.
"Es gibt keinen signifikanten Schwerpunkt", erklären Hilbert und Alexander Hölzner aus dem Führungs- und Einsatzstab der Polizei (Sachbereich Verkehr). "Die Unfälle, die tödliche Folgen hatten, sind eigentlich alle unterschiedlich gelagert", verdeutlicht auch Achim Küller, Leiter des Polizeireviers Mosbach. Ein Umstand, der ein ganz gezieltes Entgegenwirken erschwert.
Also nichts zu machen für die Polizei? Nicht ganz: "Eine gezielte Maßnahme ist natürlich die akribische Aufarbeitung der Unfälle", schildert Küller. Dabei gehe es nicht nur um die Angehörigen der Unfallopfer, für die das Forschen nach der Unfallursache, nach dem "Warum?" natürlich immer bedeutend sei. Für die Polizei bilde die Ursachensuche die Basis für präventive oder repressive Maßnahmen im Nachgang.
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"Wenn sich dabei konkrete Handlungsoptionen auftun, dann handeln wir umgehend", erklärt der Revierleiter, um ein konkretes Beispiel nachzuschieben: So bestehe etwa beim Fall des auf der B27 in der Ortsdurchfahrt von Mosbach tödlich verunglückten Motorradfahrers nach wie vor der Verdacht eines vorangegangenen Rennens. Mit mehreren gezielten Maßnahmen habe man zuletzt den Kontrolldruck auf die Poserszene (die man in Verbindung mit derlei Rennen o.ä. sieht) erhöht. Zum tragischen Unfall selbst laufen derweil die Ermittlungen weiter; Achim Küller rechnet zeitnah mit einer juristischen Aufarbeitung des Unfalls.
Nicht nur bei diesem Fall, sondern ganz generell seien die Aussagen und Angaben von Zeugen besonders wichtig bei der Ursachenforschung, wie Elmar Hilbert verdeutlicht. Hinzu komme das Spurenbild vor Ort. Speziell geschulte Kollegen leisten hier wichtige Aufklärungsarbeit. Dennoch lasse sich das, was letztlich einen schweren Unfall ausgelöst hat, nicht immer zweifelsfrei ermitteln.
Eine in unschöner Regelmäßigkeit auftauchende Unfallursache ist die Geschwindigkeit, was auch die jährliche Unfallstatistik immer wieder belegt. Gegen diesen Auslöser kämpft man bei der Polizei seit jeher intensiv. Entweder mit "spezialisierter Verkehrsüberwachung", wie sie auch Elmar Hilbert in seiner Zuständigkeit verantwortet. Oder auch präventiv, wobei dann Pamela Friedel als Leiterin der Präventionsaußenstelle Mosbach, ins Spiel kommt. Vor allem in den Monaten Mai und Juni, in denen sich die meisten Unfälle im Jahresvergleich ereignen, wird sie verstärkt aktiv. Mit Simulatoren und deutlichen Bildern versucht sie unter anderem der Risikogruppe der jungen Fahrer deutlich zu machen, wie schnell es gehen kann, wenn man zu schnell unterwegs ist. Auch wenn sie weiß, dass die Effekte ihre Arbeit "schwer messbar" sind, sagt Pamela Friedel: Vor allem die persönlichen Gespräche, die man bei gezielten Präventionsmaßnahmen führe, zeigen Wirkung."
Die gewünschte Wirkung zeigen auch die riesigen Warn- und Hinweisschilder, die man – nach zahlreichen folgenschweren Unfällen – an der L 524 im Hohen Odenwald im Jahr 2017 aufgestellt hat. Seitdem musste nur einmal die Zahl auf den überdimensionalen Tafeln ausgebessert werden. "Die Größe dieser Schilder ist ganz entscheidend, was die Wirkung anbelangt", weiß Alexander Hölzner. Verwiesen wird mit ihnen auch auf mögliche Tempokontrollen im unfallträchtigen Abschnitt – neben der Größe ein weiteres wirksames Werkzeug. "Diese Kontrollen finden auch regelmäßig statt", stellt Achim Küller klar. "Auch an anderen neuralgischen Punkten, an denen eine Unfallhäufigkeit ausgemacht wurde – wie entlang der B 292 zwischen Obrigheim und Aglasterhausen etwa."
Ratlos gegenüber steht man bei der Polizei der Häufung schwerer Unfälle in der Region also nicht. Auch wenn Ursachen und Handlungsansätze mitunter schwer zu finden sind. Einen von allen Maßnahmen losgelösten Wunsch haben die Verantwortlichen bei der Polizei in Mosbach aber unisono: Die Serie der folgenschweren Unfälle würde man gerne für beendet erklären. Verkehrstote gab es dieses Jahr schließlich schon mehr als genug.