Osterburken

Die Zeit der satten Erträge aus dem Wald ist vorbei

Alle hoffen auf eine "schwarze Null" - Begehung des Gemeinderats - Weitere Entwicklung ungewiss

16.07.2020 UPDATE: 17.07.2020 06:00 Uhr 3 Minuten, 4 Sekunden
Die Waldbegehung des Osterburkener Gemeinderats führte in diesem Jahr in das Distrikt „Egelsee“. Foto: Helmut Frodl

Osterburken. (F) Über den Zustand des heimischen Stadtwaldes – im Zeichen des Klimawandels – wurde der Osterburkener Gemeinderat bei seiner Waldbegehung jetzt umfassend informiert. Diese führte in das Distrikt "Egelsee".

Am Treffpunkt, dem Parkplatz vor der Baulandhalle, begrüßte Bürgermeister Jürgen Galm die Teilnehmer, darunter von der Forstseite Forstbetriebsleiter Jörg Pruchta und Markus Volk von der Forstbetriebsleitung Adelsheim sowie den zuständigen Revierleiter Dietmar Haid.

Nach der Ankunft am ersten Waldbild beim "Egelsee" erläuterte Jörg Puchta zusammen mit Revierleiter Haid hier die Situation: Diesen Standort bezeichnete Puchta als "noch sehr gut", wobei aber auch hier der Klimawandel schon deutlich zu erkennen sei. Man erlebe jetzt bereits den dritten Trockensommer in Folge. Da könne man sicherlich erahnen, was auf die Forstwirtschaft zukommt, wenn nicht alsbald der benötigte Regen fällt. Erfreulich sei aber, dass man in diesem Sommer bisher von hohen Temperaturen verschont geblieben sei. Zur Bestandsbeschreibung meinte er weiter, dass es sich hier um geschlossenes, lockeres bis lückiges Fichtenbaumholz handle, das im Durchschnitt circa 40 Jahre alt sei. Der Bestand sei flächenweise unterschiedlich alt, so sei er insbesondere im Südwesten deutlich jünger. Gut zu sehen sei auch, dass der Bestand durch den Borkenkäfer an der Fichte und Dürreperioden an der Küstentanne erheblich geschädigt sei. Der Frühjahrssturm "Sabine" hätte den dortigen Bestand ebenfalls schwer getroffen. Insgesamt hätte der Bestand hier eine Größe von rund 8,5 Hektar und bestehe überwiegend, nämlich zu 60 Prozent, aus Fichte. Zehn Prozent seien Douglasie und 15 Prozent Buche. Als Standorteinheiten seien dort besonders Lehmböden der verschiedensten Art zu finden.

Revierleiter Haid warf die Frage auf, wie man in Zukunft mit solchen Waldflächen umgeht. Normalerweise würde man die restlichen Bäume fällen, aber der Holzpreis sei momentan derart im Keller, dass kein Erlös zu erzielen sei. Man könnte der Strategie folgen, das Holz zu einem späteren Zeitpunkt zu ernten, wenn wieder bessere Preise zu erzielen seien. Natürlich könnten die geschädigten Bäume aber auch beim nächsten Sturm umfallen, meinte der Revierleiter. Auf der zu sehenden Fläche befinde sich viel Naturverjüngung mit den unterschiedlichsten Baumarten. Die Zeiten des Waldes, als er als "Sparkasse der Städte und Gemeinden" galt, seien definitiv vorbei, sagte Puchta. Man hoffe in der Römerstadt, noch eine "schwarze Null" bei den diesjährigen Ergebnissen schreiben zu können. Von den heute schönen Waldbildern mit den unterschiedlichsten Baumarten werde man sich künftig verabschieden müssen. Wie es in den nächsten 100 Jahren weitergehe, könnten aber auch die Forstleute nicht voraussagen.

Am zweiten Waldbild (im Bereich der Alten Wemmershöfer Straße) war ein deutlich anderes Bild zu sehen. Jörg Puchta und Revierleiter Dietmar Haid erläuterten hier die Bestandssituation: Man treffe hier auf lockeren bis lichten Kiefern-Altholzbestand. Unterständige Buchen seien auf 80 Prozent der Fläche vorhanden, zudem eine Naturverjüngung von Ahorn bis Buche auf je 20 Prozent der Fläche. Den Bestand bezifferte Haid auf rund sechs Hektar, dem sich aber in der Abteilung zwei (Römerwachthaus) nahezu der gleiche Bestand in einer Fläche von elf Hektar anschließe. Die Kiefer sei mit 70 Prozent und die Buche mit 15 Prozent vertreten. Diese Bestände stünden auf einer größeren Fläche auf tonigem Kalkverwitterungslehm.

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Von Seiten des Forstes stelle man sich, so Puchta, die Frage, wie man bei diesem Baumbestand mit der Baumart Kiefer umgeht. Die derzeitige Planung der Forstbetriebsleitung sehe hier einen Hieb auf die schlechte Kiefer und Vorratspflege auf der restlichen Fläche vor. Zudem sei eine kleinflächige Bestandsverjüngung und Anbau von Eiche und Hainbuche auf rund einem Hektar vorgesehen.

Der vorgesehene Hieb sei nach den Ausführungen von Revierleiter Haid derzeit aber noch nicht akut. Man könne sicherlich noch einige Jahre warten, da sich momentan die Kieferfrage nicht stelle und der Holzpreis zudem hierfür nicht optimal sei. Wenn der Preis wieder ansteige, dann könne man Baum für Baum ernten und verkaufen.

Auf die Nachfrage, wie sich die weitere Entwicklung des Waldes gestalte – dies auch im Hinblick auf das damit verbundene Betriebsergebnis aus dem Forst für die Stadt – komme einem Blick in die berühmte Glaskugel gleich, meinte Jörg Puchta, der auch meinte, dass die Entwicklung auch dahin gehen könnte, dass die Waldwirtschaft für die Kommunen zukünftig keine Rolle mehr spiele und der Wald nur noch eine Erholungsfunktion habe.

Es sei auf jeden Fall zwischenzeitlich ein erheblicher Vermögensverlust für die Waldbesitzer entstanden – nicht nur durch die schlechten Holzpreise.

Nach mehr als zwei Stunden Waldbegehung bedankte sich Bürgermeister Galm bei den Forstleuten für ihre detaillierten Ausführungen zum Stadtwald und dafür, dass sie sich sehr intensiv um den Osterburkener Wald kümmern, damit er auch für die kommenden Generationen erhalten bleibt. Den Mitgliedern des Gemeinderats dankte Galm für ihre Teilnahme. Er wünschte sich, dass man eine "schwarze Null" schreiben könne. Zum abschließenden Erfahrungsaustausch trafen sich dann nochmals alle Teilnehmer im Gasthaus "Schwanen".

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