Neubau des Pfalzgrafenstift Mosbach

Die Bewohner wollen eingebunden werden

Die Bewohner des Pfalzgrafenstifts fordern mehr Information über den Neubau und die Umsiedlung

25.08.2017 UPDATE: 26.08.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 28 Sekunden

Der Pfalzgrafenstift soll neu gebaut werden - an einem neuen Standort. Das sorgt seit Wochen für Diskussionsstoff. Nun melden sich erste Bewohner zu Wort. Foto: Stephanie Kern

Von Stephanie Kern

Mosbach. Was bis jetzt gelaufen ist, damit sind sie nicht zufrieden. Und deshalb wollen sie sich nun selbst äußern, die Bewohner des Pfalzgrafenstifts in Mosbach. Irmgard Unger und Karl-Heinz Jakob sind zwei von ihnen - und sie finden: "In den letzten Wochen haben sich Artikel und Lesermeinungen über die Zukunft des Pfalzgrafenstifts gehäuft. Nun ist es höchste Zeit, sich auch selbst zu Wort zu melden."

Besonders eine Aussage ist den Heimbewohnern sauer aufgestoßen: Dass nur fünf Personen zu Fuß in die Stadt gingen und alle anderen schwerst pflegebedürftig seien. "Das stimmt nicht", meint Karl-Heinz Jakob. "Ich sage, elf können es alleine, mit Begleitung insgesamt über 20." Etwa 15 Rollstuhlfahrer würden von Familienangehörigen abgeholt. Er selbst schiebe seine Frau mit dem Rollstuhl durch die Stadt, zu Arztterminen, zum Bummeln. "Wenn ich mit meiner Frau von außerhalb reinlaufen muss, schaffe ich es nicht", so Karl-Heinz Jakob. Und Irmgard Unger fügt hinzu: "Wenn das Stift hier bleibt, ist es für die Bewohner praktikabler und einfacher. Und vielleicht ist die Besucherfrequenz auch höher." Viele ihrer Bekannten haben kein Auto, wohnen in der Stadt und kämen auf einen Besuch vorbei.

Was die Bewohner aber auch ärgert: "Wir fühlen uns übergangen", so Irmgard Unger. Dass nur fünf Personen überhaupt noch fit genug wären, um am Stadtleben teilzuhaben, sei "eine Fehleinschätzung, die Herr Jann ganz einfach hätte vermeiden können, wenn er sich die Mühe gemacht hätte, den persönlichen Austausch mit den Heimbewohnern zu suchen", heißt es in einem gemeinsam verfassten Brief von Irmgard Unger, Karl-Heinz Jakob und weiteren Bewohnern.

Von der Sitzung des Seniorenbeirats der Stadt Mosbach am 9. Februar hätten die Bewohner schlichtweg nichts gewusst. "Warum wurde das nicht am schwarzen Brett angekündigt?", fragt Karl-Heinz Jakob. Dann hätten sich seiner Meinung nach auch mehr Bewohner dort eingefunden. Auch sonst habe es keinerlei Austausch mit Stadtverwaltung oder Stadträten gegeben. Die Informationen die man habe, stammen aus der Zeitung. In der RNZ verfolgen die Bewohner auch höchst interessiert die vielen Leserbriefe zu dem Thema. "Wir sind jedem Leserbriefschreiber dankbar", sagt Karl-Heinz Jakob.

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Dass an dem Beschluss noch etwas zu ändern sei, das bezweifeln die Bewohner. Aber sie möchten gerne zeigen, dass das Thema und auch der Umgang damit die Bewohner beschäftigt - und dass auch sie eine Meinung dazu haben. "Wir hatten nie eine Chance, Einfluss zu nehmen", sagt Irmgard Unger. Auch dass über statt mit den Betroffenen gesprochen wird und wurde, kommt nicht gut an. "Mit dem notwendigen Verständnis wäre nämlich leicht erkennbar gewesen, dass eine solche öffentliche Diskussion viele Ängste und viel Unsicherheit auslöst. Dies hätte man durch direkte Information vermeiden können", heißt es in dem gemeinsamen Brief. "Wir fragen uns auch, wie die Betreuung dann in Zukunft aussieht, nach den neuen Gesetzen. Das ist doch unsere Zukunft, über die hier gesprochen wird", so Irmgard Unger.

Die Bewohner wünschen sich nun zumindest zeitnah eine Information über die konkreten Planungen der neuen Anlage. Punkte wie die räumliche Gestaltung, die Bereitstellung von Grünflächen und die Erreichbarkeit der neuen Anlage durch Besucher aus der Innenstadt seien nur exemplarisch zu benennen. "Aber auch die Option, Vorschläge und Anliegen der heutigen Bewohner noch in die neue Gestaltung mit einfließen zu lassen, sollte erörtert werden", finden die Bewohner. Letztendlich interessiert die Bewohner auch, ob alle einen gesicherten Platz haben und zu welchen Kosten.

In ihrem Brief betonen die Stiftbewohner noch: "Abschließend steht außer Frage, dass die Sicherung einer Unterkunft auch nach 2019 und die Sicherung der Arbeitsplätze höchste Priorität haben. Die Bereitstellung einer Lösung ersetzt aber in keiner Weise Transparenz und Kommunikation - vor allem gegenüber den Betroffenen. So hoffen wir, dass unser Anliegen auf offene Ohren stoßen wird. Mit einem offenen Dialog sollte man auch die Basis für eine Zukunft finden können, die dem heutigen hohen Niveau und dem persönlichen Charakter des Pfalzgrafenstiftes gerecht wird."

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