Wo Übernachtungen unter freiem Himmel möglich sind
Zelte legal in der Natur aufschlagen: Vier Trekking-Camps im Landkreis machen das möglich.

Walldürn/Neckar-Odenwald-Kreis. (jam) Mit seinen wildromantischen Wäldern, plätschernden Bächen und sanften Hügeln gilt der Odenwald als beliebtes Wanderziel bei Naturfreunden. Weil es aber in Deutschland – im Gegensatz etwa zu Skandinavien – kein Jedermannsrecht gibt und Wanderer nicht einfach legal ihr Zelt in der Natur aufbauen dürfen, endete die ungestörte Begegnung mit der Natur für Gäste der Region bisher mit Einbruch der Dunkelheit. Dann nämlich mussten sie einen Camping-Platz oder eine sonstige Herberge aufsuchen. Um diese "touristische Lücke" zwischen straff organisierten Camping-Plätzen und illegalem Wildcampen zu schließen, hat der Naturpark Neckartal-Odenwald am Dienstag vier Trekking-Camps in Walldürn, Buchen, Elztal und Limbach eingeweiht.
Die vier ähnlich gestalteten offiziellen Übernachtungsplätze ohne großen Schnickschnack und Komfort laden also ab sofort zum legalen Naturerlebnis ein. Und genau das – also das Leben an der frischen Luft und die sanfte Begegnung mit der Natur – ist in. Viele Urlauber wollen nicht mehr das Rund-um-Sorglos-Paket, sondern Abenteuer, Do-It-Yourself und zurück in die Wildnis. Das zeigt sich auch in der Nachfrage nach diesem nachhaltigen Tourismusprojekt. Obwohl die Trekking-Plätze noch taufrisch und kaum beworben sind, können sich die Buchungszahlen bereits "sehen lassen", wie Michaela Kahl, die stellvertretende Vorsitzende des Naturparks, betont.

"Alle Plätze liegen in ruhigen und typischen Odenwaldlandschaften und spiegeln dessen reizvolle Vielfalt wider", ergänzt Projektmanagerin Kerstin Pohl am Dienstag bei einem Vororttermin am Camp "Bachgeflüster" – verborgen im Wald zwischen Walldürn und Hornbach. Alle, die sich das Camp präsentieren lassen – darunter die Bürgermeister der vier Gemeinden oder ihre Stellvertreter –, müssen sich ebenso wie später die angemeldeten Übernachtungsgäste dazu verpflichten, den genauen Standort und die Koordinaten der Trekking-Camps geheimzuhalten. "Es soll ein exklusives Angebot bleiben", so Pohl. Außerdem will man "Wildwuchs und Anarchie" vorbeugen, erklärt Christoph Maretzek, ein Outdoor-Experte im Dienste des Naturparks.
Während er über einem kleinen Feuer mit selbst geschlagenem Brennholz eine einfache Mahlzeit zubereitet, betont er: "Wir fördern keine Gigantomanie, sondern nutzen die Ressourcen, die da sind." Dementsprechend spartanisch mutet die Infrastruktur der Trekking-Camps an: jeweils drei Stellplätze für Dreipersonenzelte, eine Toilette, einfache Sitzgelegenheiten und – mit Ausnahme des Camps "Waldschlössel" in Limbach – eine Kochstelle für ein kleines Feuer. Mehr braucht es nicht für das Campen in freier Wildnis und kulturreicher Landschaft.

"Auf offene Ohren und viel Tatendrang gestoßen"
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Die Idee für die Trekking-Camps "schmorte" schon seit Jahren in den Köpfen der Verantwortlichen beim Naturpark, erläutert Kerstin Pohl. 2019 habe man das Konzept dann erstmals präsentiert. "Wir sind auf offene Ohren und viel Tatendrang gestoßen", erinnert sich die Projektmanagerin – und zwar bei exakt den vier Gemeinden, die nun Trekking-Plätze auf ihrer Gemarkung anbieten können.
Bevor es so weit war, mussten allerdings erst einmal die Förster das wichtigste Fundament legen und einen geeigneten Platz ausdeuten. Nachdem die Untere Forstbehörde dann im Frühjahr grünes Licht für die Camps gab, haben sich die Bauhöfe von Walldürn, Buchen, Limbach und Elztal mit Herzblut eingebracht, um die naturgerechten Übernachtungen zu ermöglichen.
"Was könnte schöner sein, als hier zu verweilen und zu übernachten", betonte dann Markus Günther. Walldürns Bürgermeister zeigte sich am Dienstag im Camp "Bachgeflüster" überzeugt, dass den vier neu eröffneten Trekking-Plätzen in kürzester Zeit weitere folgen werden.



