Testen, identifizieren, telefonieren - die Strategie gegen die Pandemie
Der Fachdienst Gesundheitswesen hat mit der Corona-Pandemie immer noch alle Hände voll zu tun - Weitere Stellen geschaffen

Von Stephanie Kern
Neckar-Odenwald-Kreis. Das Infektionsgeschehen im Neckar-Odenwald-Kreis verlangsamt sich, in den letzten sieben Tagen hat sich nur ein Einwohner des Kreises infiziert. Im Gesundheitsamt und im Landratsamt ist das Coronavirus aber immer noch bestimmendes Thema.
In Lagebesprechungen stellt die Stabsstelle Feuerwehrwesen und Bevölkerungsschutz regelmäßig die statistischen Kernzahlen vor. "So erhalten die Verantwortlichen im Landratsamt kontinuierlich eine aktuelle Information, wie es im Kreis, in der Region und im Land aussieht", erklärt Jan Egenberger, Pressesprecher des Landratsamts. Eine der wichtigsten Größen auf Kreisebene ist derzeit die so genannte Sieben-Tage-Inzidenz, die als Messzahl für eine Bewertung des Infektionsgeschehens und entsprechender Kontrollmaßnahmen dient. Sie liegt im Kreis aktuell bei 0,69 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in sieben Tagen (Stand: 29.5., 14.45 Uhr).

Bundesweit sorgen Fake News und Verschwörungstheorien für Aufsehen. Eine Aufgabe der Verantwortlichen im Landratsamt ist es daher auch, seriöse Quellen heranzuziehen und verlässliche Informationen weiterzugeben. "Seit Beginn der Pandemie richtet sich das Handeln des Gesundheitsamts nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts und des Landesgesundheitsamts, also der entscheidenden Institutionen für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten auf Bundes- und Landesebene", sagt Jan Egenberger. Darüber hinaus werden insbesondere die jeweiligen Änderungen in der Corona-Verordnung seitens des Landes "genau analysiert und umgesetzt, beziehungsweise an die Kommunen kommuniziert", so Egenberger weiter.
Die Mitarbeiter des Gesundheitsamts brächten zusätzlich langjährige Expertise in der Bekämpfung von Infektionskrankheiten wie Grippe oder Tuberkulose mit. Die Informationen werden in den regelmäßigen Lagebesprechungen des Landratsamts erörtert. Jan Egenberger: "Davon werden wiederum die Informationen für die Bevölkerung abgeleitet, die unter anderem dann auf der täglich aktualisierten Webseite des Landratsamtes abrufbar sind." Auch die RNZ veröffentlicht diese Daten täglich.
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Auch in Heimen im Landkreis gab es Corona-Infektionen. Nach der Änderung der baden-württembergischen Teststrategie werden hier nun mehr Testkapazitäten genutzt. Kreisweit nehmen derzeit Pflegeheime Screenings auf Infektionen mit dem Coronavirus bei Bewohnern und Mitarbeitern vor. Ziel der Reihentestungen sei es, Infektionen in den Pflegeheimen so früh zu erkennen, dass Infektionsketten rechtzeitig unterbrochen werden können. "Das Gesundheitsamt sieht hier einen entscheidenden Schlüssel, um eine besonders verletzliche Risikogruppe effizient zu schützen", berichtet Jan Egenberger. Schon über ein Drittel der Heime im Landkreis habe die sehr aufwendigen Screenings vorgenommen. Die Kosten übernimmt das Land. Egenberger: "Die Screenings haben bisher glücklicherweise nur sehr wenige Infektionsfälle ergeben."
Grundsätzlich informiere das Gesundheitsamt positiv getestete Personen und deren Kontaktpersonen mit großem personellen Aufwand. Diese Kernaufgabe lasse sich allein daran ablesen, dass der Fachdienst Gesundheitswesen des Landratsamtes bereits ab Anfang März sukzessive personell immer weiter aufgestockt wurde. Überwiegend handelt es sich dabei um Mitarbeiter, die aus anderen Fachdiensten ganz oder teilweise herangezogen wurden. In Einzelfällen seien aber auch Aushilfskräfte befristet eingestellt bzw. von anderen Behörden ausgeliehen worden. "Die derzeitige kumulierte Arbeitskraft des Fachdienstes Gesundheitswesen lag vor der Pandemie in etwa bei 20 Vollzeitstellen, aktuell bei rund 40 Stellen. Der Fachdienst ist heute personell also mehr als doppelt so stark wie vor der Pandemie besetzt", erläutert Egenberger. Außerdem arbeiten noch etwa 20 Mitarbeiter an anderer Stelle im Haus dem Fachdienst zu. Der Kreistag hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, im Fachdienst Gesundheitswesen überplanmäßig bis zu 20 weitere, zum Teil befristete Vollzeitstellen zu schaffen. Dadurch sollen die bislang beigezogenen Mitarbeiter wieder für ihre eigentliche Arbeit frei werden.
Getestet wird von der Kassenärztlichen Vereinigung in der zentralen Abstrichstelle, in den Hausarztpraxen und in den Kliniken. Die positiven Ergebnisse gehen dann ans Gesundheitsamt. Das Team, das sich speziell um die Aufnahme neuer Fälle und die Kontaktpersonenbefragung kümmert, besteht aus über 20 Mitarbeitern, die je nach Bedarf abwechselnd telefonieren. Im Neckar-Odenwald-Kreis sind bisher insgesamt 445 Fälle bestätigt (Stand: 29. Mai, 14.45 Uhr). Die Anzahl der ermittelten Kontaktpersonen liegt bei rund 2000.
Die Verantwortlichen im Landratsamt sind positiv gestimmt. "Jetzt gilt es, weiter achtsam zu sein", sagt Jan Egenberger. Das Team im Gesundheitsamt hält weiter an seiner Strategie fest: testen, identifizieren, telefonieren.



