So kommen Menschen der Risikogruppen durch die Corona-Krise
Und an Güter des täglichen Bedarfs? - Große Hilfsbereitschaft im Kreis

Von Brunhild Wössner
Neckar-Odenwald-Kreis. Einkaufen in Zeiten der Corona-Pandemie bedeutet besonders für ältere und immunschwache Menschen ein erhöhtes Risiko. Auf manche Waren kann man zur Not verzichten, so schwer es auch fällt. Bei Lebensmitteln geht das nicht. In einigen Ländern gibt es deshalb geschützte Öffnungszeiten für ältere Menschen und Risikogruppen.
Eine Biokette in Los Angeles zum Beispiel öffnet jeden Tag eine Stunde früher; in dieser Zeit dürfen nur ältere und immunschwache Menschen einkaufen. Eine britische Supermarktkette in Nordirland reserviert den über 65-Jährigen in ihren Märkten eine Zeitfenster zwischen 8 und 9 Uhr morgens, in dem nur sie einkaufen können. Ebenfalls in Nordirland werden bei Lidl die Älteren zwischen 9 und 11 Uhr bevorzugt behandelt, etwa an einer Schnellkasse.
Eine Anfrage der Rhein-Neckar-Zeitung bei der Pressestelle von Lidl Deutschland in Neckarsulm ergab, dass man die aktuellen Entwicklungen zwar "sehr genau" beobachte. Und das "wichtigste Ziel" sei es, "Mitarbeiter wie auch Kunden zu schützen und die Warenverfügbarkeit für die Bevölkerung sicher zu stellen". Weiter heißt es in der Erklärung, dass zum jetzigen Zeitpunkt alle Filialen zu den gewohnten Öffnungszeiten geöffnet seien und man nicht plane, diese auszuweiten. Selbstverständlich bewerte man bei Lidl Deutschland die Situation "täglich neu".
Auch Peter Arnold vom Rewe-Markt an der Mosbacher Bachmühle betrachtet es "als wenig zielführend", für ältere und besonders schutzbedürftige Menschen spezielle Öffnungszeiten einzuführen. Auch Schnellkassen für diese Gruppe sind für ihn keine Lösung. Seiner Meinung nach müssen sich die Menschen an die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts halten. "Dann würde die ganze Sache funktionieren". Das heißt beispielsweise, an Kassen und Frischetheken den empfohlenen Abstand von eineinhalb bis zwei Metern zum Vordermann bzw. -frau einzuhalten.
Auch interessant
Um möglichst wenige Menschen in den Supermärkten anzutreffen, sollten Personen, die zu einer Risikogruppe gehören, also besser nicht gerade zu den Stoßzeiten einkaufen gehen.
Schützenswerten Personen bietet das Deutsche Rote Kreuz im Neckar-Odenwald-Kreis seit neuestem deshalb einen Einkaufsservice. Dabei versteht man sich zu den zahlreichen Initiativen und Hilfsangeboten im Kreis als ergänzendes Angebot. Michael Genzwürker, ehrenamtlicher Helfer beim DRK-Kreisverband Buchen, wies ausdrücklich auf die große Welle der Hilfsbereitschaft im Kreis hin. So hätten sich Nachbarschaftshilfen gebildet, und auch Vereine würden helfen.
Steffen Horvath, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Buchen, merkte an, dass das Angebot nach einer Bedarfsanalyse in Absprache mit den Rathäusern im Kreisgebiet zustande gekommen sei. Dabei wolle man die bereits bestehenden Hilfsangebote koordinieren und notfalls ergänzen. So sollten Einkäufe für Risikogruppen oder auch für vom Coronavirus bereits Infizierte nicht bis in die Wohnung getragen werden, sondern nach dem Klingeln vor der Wohnungstür abgestellt werden.
Das DRK in Buchen ist Koordinator der Hilfsangebote für den gesamten Neckar-Odenwald-Kreis. Dort kann man die Hotline (0 62 81) 52 22 35 anrufen, die von 8 bis 16 Uhr besetzt ist. "Die Zeiten können bei Bedarf noch erweitert werden", führte Horvath weiter aus. Wer zu einer Risikogruppe gehört, kann Einkaufslisten auch per E-Mail (hilfe@drk-buchen.de) an das DRK schicken. Die Helfer bringen die Ware dann samt Rechnung bis vor die Haustür der betroffenen Personen. Wert wird darauf gelegt, dass es nur Güter des täglichen Bedarfs sind.
Die Waren beschafft sich das Rote Kreuz bei festen Partnern, wobei sich gerne weitere Supermärkte melden dürfen, bei denen man Waren bekommen könne, erläuterte Genzwürker. Er betonte ausdrücklich, dass der Supermarktpreis ohne Aufschläge an die belieferten Personen weitergegeben werde. Der Lebensmittelbringdienst ist also keine Aktion, um etwas zu verdienen.
Allerdings gelte dieses Angebot nur für Menschen, die wirklich darauf angewiesen seien wie Infizierte, ältere und immungeschwächte Menschen oder solche mit Vorerkrankungen. In jeder Gemeinde des Kreises gibt es Ansprechpartner, also ehrenamtliche Helfer, die die Lebensmittel zu den Betroffenen bringen. Grundsätzlich wolle man bestehende Initiativen ergänzen und unterstützen, betont Horvath abschließend.



