Neckar-Odenwald-Kreis

So funktioniert die Müllbeseitigung in der Corona-Krise

KWiN-Vorstand Dr. Mathias Ginter spricht über aktuelle Lage und Gebührenerhöhung - "Das Müllaufkommen steigt leicht"

15.04.2020 UPDATE: 16.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 26 Sekunden
Für die Entsorgung des Mülls im Landkreis müssen die Menschen mehr Geld als bisher ausgeben. Zu den Gründen der Gebührenerhöhung bezieht KWiN-Vorstand Dr. Mathias Ginter im Interview Stellung. Fotos: Alexander Rechner/KWiN

Von Alexander Rechner

Neckar-Odenwald-Kreis. Ohne Menschen wie sie läuft nichts: In Zeiten der Corona-Pandemie arbeiten die Müllwerker unermüdlich. Die Mitarbeiter der Kreislaufwirtschaft im Neckar-Odenwald (KWiN) leeren im Kreis eine Mülltonne nach der anderen. Im RNZ-Interview spricht KWiN-Vorstand Dr. Mathias Ginter über die Schutzmaßnahmen für die Müllwerker, die für die meisten Haushalte erhöhten Müllgebühren sowie über die neue Bioenergietonne.

Dr. Mathias Ginter

Herr Dr. Ginter, wie verändert die Corona-Krise die Arbeit des kreiseigenen Entsorgungsunternehmens?

Die Abfallwirtschaft gilt als systemrelevant und unser oberstes Ziel ist es, die Abfuhr der Abfälle aus Haushalten aufrecht zu erhalten. Für unsere Mitarbeiter ist Abstandhalten und Hygieneempfehlungen einzuhalten jetzt besonders wichtig. Je nach Arbeitsgebiet haben wir zudem unterschiedliche organisatorische Maßnahmen getroffen. Prinzipiell gilt es, die Mitarbeiterkontakte untereinander zu minimieren. Das heißt, die Arbeit ist einsamer geworden.

Müllwerker arbeiten hart, um die Städte und Gemeinden im Landkreis sauber zu halten. Welche Schutzvorkehrungen traf die KWiN für ihre Mitarbeiter?

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Wir schicken unsere Teams zu unterschiedlichen Zeiten und von unterschiedlichen Orten auf die Sammeltouren. Die Fahrzeuge sind mit Desinfektionsmitteln ausgestattet. Zu den Maßnahmen gehört auch, dass wir die Außenkontakte, also den Publikumsverkehr auf den Wertstoffhöfen und in den Verwaltungen, ausgesetzt haben. Unsere gesamte Verwaltung arbeitet ebenfalls entzerrt. Nach jetzigem Stand können wir alle Touren wie geplant abfahren. Wann die getroffenen Schutzmaßnahmen gelockert werden, ist derzeit noch unklar.

Welche Änderungen stellen Sie in der Corona-Krise beim Müllaufkommen fest?

Es gibt eine Tendenz, dass das Müllaufkommen leicht steigt. Ob das damit zusammenhängt, dass viele Menschen aktuell zu Hause sind und ob diese Tendenz tatsächlich anhält, ist unklar.

Die neuen Gebührenbescheide flatterten zuletzt in die Briefkästen der hiesigen Haushalte. Die Bürger müssen tiefer in die Tasche greifen, die Haushalte mit einer 60-Liter-Restmüll-Tonne müssen künftig 23 Prozent mehr zahlen. Warum diese deutliche Gebührenerhöhung?

Gebührenerhöhung werden immer kritisch begleitet, auch wenn wir zuletzt fünf Jahre Gebührenstabilität hatten. Aber es gibt handfeste Gründe für die Gebührenerhöhung. Die Entsorgungskosten für Restmüll, Sperrmüll, Bioabfall, Grüngut und Altholz sind in den vergangenen Jahren permanent gestiegen, im Zeitraum von 2014 bis 2020 um den Faktor 1,5. Das heißt, über zwei Millionen Euro pro Jahr mehr. Zudem mussten wir die Restmüllentsorgung ab Juni 2020 neu ausschreiben. Aufgrund des aktuell schwierigen Marktumfeldes bei der Müllverbrennung gab es eine Kostensteigerung von über 30 Prozent. Die ab 2020 startende flächendeckende Sammlung von Bioabfällen ist ökologisch sehr sinnvoll, aber ebenfalls mit zusätzlichen Kosten im Bereich Behälter, Sammlung und Verwertung verbunden.

RNZ-Leser haben ausgerechnet, dass sie künftig mit Müllgemeinschaften bis zu 80 Prozent mehr als bisher zahlen müssen. War diese Steigerung in dieser Höhe erforderlich?

Für bestimmte Konstellationen bei Müllgemeinschaften bringt das neue Gebührensystem mit Grundgebühr und Leistungsgebühr deutliche Steigerungen mit sich. Hierzu muss man aber anmerken, dass das bisherige Gebührenmodell, bei dem sich bei einer Zweier-Müllgemeinschaft die Abfallgebühren halbiert haben, bei weitem nicht die Kostenrealität abgebildet hat. Das neue Gebührenmodell beendet dieses Übermaß an Besserstellung gegenüber den Nicht-Müllgemeinschaften.

Wird die AWN im kommenden Jahr angesichts der aktuellen Krise die Gebühren erhöhen müssen?

Trotz Krise haben wir derzeit keine Daten und Informationen, dass an den Gebühren etwas zu ändern ist.

Wie viele Bioenergietonnen wurden an die Haushalte ausgeliefert? Wann werden diese erstmals geleert?

Wir haben bereits rund 20.000 Bioenergietonnen ausgeliefert. Wenn man die Pilotgebiete mit einbezieht, haben wir bereits eine Anschlussquote von rund 50 Prozent. Die Abfuhren beginnen, wie im Abfallkalender vermerkt, ab Mai.

Warum zahlen dennoch die Bürger schon ab vergangenem Januar für die Leerung der Bioenergietonne?

Das ist so nicht richtig. Die Gebührenkalkulation für das Jahr 2020 deckt die Leistungen für das Jahr 2020 ab, also eine flächendeckende Bioabfallsammlung ab Mai. Enthalten sind auch entsprechende Vorlaufkosten für die Bioabfallsammlung wie zum Beispiel das Behältermanagement.

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