Lockerungsübungen mit Aussicht
Am Sonntag könnte gelockert werden. Das Ende der Bundesnotbremse rückt in greifbare Nähe. Auch die Testzentren bereiten sich vor.

Von Stephanie Kern
Neckar-Odenwald-Kreis. Die Trendwende scheint geschafft: Seit Montag liegt die Inzidenz im Neckar-Odenwald-Kreis ganz offiziell (also laut Angaben des Robert-Koch-Instituts) unter 100. Nachdem am gestrigen Mittwoch Kindergärten und Schulen ihre Türen wieder öffnen durften, könnte es am Sonntag weitere Öffnungen geben – wenn die Sieben-Tage-Inzidenz auch am Donnerstag und Freitag unter 100 bleibt.
Auch das Landratsamt betont: "Das Außerkrafttreten der Bundesnotbremse rückt in greifbare Nähe." Verkürzt dargestellt, dürften demnach ab Sonntag eine ganze Reihe an Einrichtungen – darunter Hotels, Ferienwohnungen oder Campingplätze, die Außen- und Innengastronomie, aber auch Galerien, Museen und Gedenkstätten sowie zoologische und botanische Gärten – öffnen. Auch Kulturveranstaltungen wären im Freien mit bis zu 100 Teilnehmenden möglich. Ebenso dürften beispielsweise Sportanlagen für den kontaktarmen Freizeit- und Amateursport im Freien für kleine Gruppen bis 20 Personen genutzt werden. Öffnen dürften zudem die Außenbereiche von Schwimm-, Thermal- und Spaßbädern und sonstigen Bädern sowie Badeseen. Der Zutritt ist nur für Personen mit einem Test-, Impf- oder Genesenen-Nachweis möglich.
Für den Einzelhandel sieht der Stufenplan eine Modifikation der bisherigen Regelungen aus der Corona-Verordnung vor. Im Rahmen von Click & Meet können statt einem Kunden pro 40 Quadratmetern zwei getestete bzw. geimpfte oder genesene Besucher ohne vorherige Terminbuchung zugelassen werden.
Zudem bedeutet das Außerkrafttreten der Bundesnotbremse das Ende der Ausgangsbeschränkung zwischen 22 und 5 Uhr. Diese endet entsprechend mit dem Anbruch des Pfingstsonntags.
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"Das Landratsamt wird am Freitagmorgen darüber informieren, ob die Bundesnotbremse tatsächlich am Pfingstsonntag außer Kraft tritt. Auf Basis der derzeit niedrigen Fallzahlen wird dies mit größter Wahrscheinlichkeit aber so sein", so die Mitteilung des Landratsamts.
Die Stadt Mosbach möchte mit einem Testangebot am Pfingstsonntag (17 bis 20 Uhr) in den Räumen des kommunalen Testzentrums für die Einwohner von Mosbach und der vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft die Gastronomie bei der Wiederöffnung unterstützen; das sagte am Mittwochabend Oberbürgermeister Michael Jann in der Sitzung des Gemeinderats. Da negative Testnachweise für die Dauer von 24 Stunden gültig sind, werde mit diesem Angebot der Besuch der Gastronomie während der Pfingstfeiertage ermöglicht. Bei den Schnelltests, die als Zugangsvoraussetzungen zu Gaststätten etc. gelten, handelt es sich um anlassbezogene Tests. Diese könnten auch von den jeweiligen Anbietern der Leistung selbst angeboten werden. Es handelt sich dabei um angeleitete Selbsttests oder Schnelltests durch geschulte Beschäftigte. Angeboten werden sie schon teilweise bei Friseuren.
In Buchen ist man für das sicherlich steigende Interesse an Selbsttests gut gewappnet: "Unsere drei Testzentren in Buchen sind schon seit Langem so ausgelegt, dass auch die Gastronomiebesucher entspannt getestet werden können", sagt Steffen Horvath vom DRK-Kreisverband Buchen. Hier kann man sich sieben Tage in der Woche testen lassen (auch immer spontan ohne Termin – mit entsprechender Wartezeit). Ab dem 30. Mai werde auch eine Testmöglichkeit sonntags (9.30 bis 12.30 Uhr) in der Marktstraße geöffnet.
Ähnlich sieht es in den vier weiteren Stationen in Osterburken, Adelsheim, Walldürn und Mudau aus. "Kapazitäten sind ausreichend vorhanden, da wir uns schon auf die steigenden Zahlen vorbereitet haben", so Horvath.
In Walldürn ist man ähnlich flexibel: "Aktuell besteht die Möglichkeit, sich in Walldürn während fast 100 Teststunden, an sechs Tagen in der Woche, einem Schnelltest zu unterziehen", sagt Meikel Dörr, Sprecher der Stadt Walldürn. "Nachdem die negativen Testergebnisse in der Regel für 24 Stunden anerkannt werden, sind hier also nahezu alle möglichen Öffnungszeiten abgedeckt", so Dörr weiter. Außerdem würden im kommunalen Testzentrum immer wieder Sondertermine rund um die Feiertage angeboten. Um die Walldürner Gastronomie zu unterstützen, hätten sich die Ehrenamtlichen des DRK Walldürn bereit erklärt, am Pfingstmontag einen weiteren Schnelltesttag anzubieten.
Davon profitieren die Gastronomen, denn einige wollen es wagen und am Sonntag wieder öffnen. Kurt Meidel von der "Linde" in Gerolzahn zum Beispiel. "Wir wollen es probieren." Am Mittwoch hat er alle Lieferanten mobilisiert, sogar die Fensterputzer. Bei den Kollegen aus dem Buchener und Walldürner Raum gebe es gemischte Resonanz auf die Öffnungsmöglichkeit: "Manche haben schon so viele Außer-Haus-Bestellungen, dass sie es gar nicht schaffen würden." Man könne nur spekulieren, sagt Meidel. "Aber wenn es grünes Licht gibt, wollen wir gerüstet sein."
Anders sieht es in Mosbach aus: "Von Gastro+ wird wohl kein Restaurant am Sonntag öffnen", sagte am Mittwoch Bernadette Martini, die Vorsitzende des Mosbacher Vereins und Geschäftsführerin des Hotel-Restaurants "Lamm". Dass nun so bald geöffnet werden könnte, sei eine besondere Herausforderung. "Aber es überwiegt natürlich die Freude." Denn ansonsten erntet Martini gerade reihenweise Stornierungen für den Juni: "Bei uns übernachten viele Neckarsteig-Wanderer. Die Lage ist ihnen zu ungewiss", lautet die bittere Erkenntnis. Untätig ist Bernadette Martini aber nicht gewesen: Sie ist auch im Kreisverband des Dehoga aktiv. "Da haben wir in den vergangenen Wochen massiv informiert." Nicht nur über den Einsatz der Luca-App, auch über mögliche Selbsttests unter Aufsicht.
"Die Selbsttests unter Aufsicht sind allerdings nicht so einfach wie sich das anhört. Man müsste dafür einen getrennten Bereich schaffen und extra einen Angestellten abstellen", sagt Martini. Kostenpunkt: Zwischen 120 und 200 Euro – am Tag! "Wer soll das bezahlen?", fragt die Wirtin. Aufmachen wird sie trotzdem – am 28. Mai. "Ware und Personal in nicht einmal zwei Tagen zu organisieren, wird sehr schwer, unmöglich", meint Martini. Zudem sei die Öffnung am Sonntag ja noch sehr unsicher. Erst am Donnerstagabend, wenn das Landesgesundheitsamt die offizielle Inzidenz herausgibt, kann man mit Bestimmtheit wissen, ob geöffnet werden darf. "Von daher haben wir uns auf den 28. Mai festgelegt. Letzten Endes muss es jeder Betrieb selbst entscheiden."
Martini versichert: "Wir bereiten uns alle möglichst gut vor und hoffen aber auch auf verständnisvolle Gäste." Denn es werde sicher länger dauern als üblich, bis alle am Tisch sitzen und bestellen können. "Denn wir müssen erst die drei Gs – getestet, geprüft, genesen – prüfen." Man wolle die Herausforderung aber annehmen. "Mit Freude", wie Bernadette Martini betont. Denn die überwiegt nach sieben Monaten Schließung definitiv!



