Kliniken könnten "mittelfristig gesunden"
Mit einem Defizit von 4,7 Mio. Euro liegen die Neckar-Odenwald-Klinken besser als geplant - Harald Löffler im RNZ-Gespräch

Von Alexander Rechner
Mosbach/Buchen. Welches Rezept verschreibt die Geschäftsführung den Neckar-Odenwald-Kliniken? Geschäftsführer Frank Hehn und Harald Löffler, der kaufmännische Leiter der Neckar-Odenwald-Kliniken, haben einiges zu tun. Sie sollen die in finanzielle Schieflage geratenen Kliniken wieder in ruhigere Fahrwasser bringen. Mit Harald Löffler sprachen wir über die verordnete Medizin, den aktuellen Kliniken-Verlust und über den derzeitigen Therapieverlauf.
Herr Löffler, Sie haben im April vergangenen Jahres an den Neckar-Odenwald-Kliniken den Tätigkeitsbereich Finanzen und Controlling übernommen. Welche Medizin haben Sie den Krankenhäusern verschrieben?
Wir haben uns selbst und sämtlichen Strukturen an beiden Standorten einen genauen "Checkup" verschrieben. Uns war es wichtig, die bisher eingeübten Abläufe einmal auf Herz und Nieren zu prüfen. Dies war ein wichtiger, herausfordernder Schritt, der deshalb so gut funktioniert hat, weil wir von Anfang an sehr offen kommuniziert haben, wo wir hinwollen. Die gemeinsame Anstrengung der Chefärzte und vieler weiterer Mitarbeiter, ein sinnvolles Maßnahmenpaket aufzustellen, hat uns in dieser Zeit beflügelt und motiviert. Sie müssen sich vorstellen – es ist nicht leicht, über viele Jahre angewöhnte Strukturen und Prozesse umzukrempeln. Da ist es entscheidend, die Beteiligten einzubinden und ich glaube, dass uns das gelingt.

Wie hoch ist aktuell das Defizit? Liegen denn schon aktuelle Zahlen für den Monat August vor?
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Mit 4,783 Millionen Euro bis einschließlich Juli liegen wir um 317.000 Euro besser als die geplanten 5,1 Millionen Euro Defizit.
Auf welcher Genesungs- und Therapieetappe wähnen Sie sich derzeit? Wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf?
Die Neckar-Odenwald-Kliniken befinden sich auf einem guten Weg und haben die Chance, mittelfristig zu gesunden. Dazu ist es aber nach wie vor nötig, weitere Strukturen und Abläufe zu verändern und gleichzeitig für jeden Mitarbeiter sichtbar das große Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Wir wollen, dass die Neckar-Odenwald-Kliniken ihr Defizit deutlich reduzieren. Wir glauben, dass uns dies gelingen wird. Die bisher eingeleiteten "Therapieschritte" und die Resultate zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Trotzdem, hier greife ich gerne den Appell auf, den die Politik im Rahmen der jüngsten Kreistagssitzung formuliert hat – es liegt auch an den Menschen des Neckar-Odenwald-Kreises, die Leistungen ihrer Kliniken in Anspruch zu nehmen. Für sie kämpfen wir Tag für Tag für eine bestmögliche medizinische Versorgung und zugleich eine zukunftsfähige Struktur.
Gemeinsam mit Geschäftsführer Frank Hehn haben Sie im Zukunftskonzept die Verbesserung der Dokumentation von Behandlungsfällen als Sofortmaßnahme genannt. Warum haben Sie darauf auch Ihren Fokus gerichtet? Hatten die Neckar-Odenwald-Kliniken ein Einnahmeproblem?
Die medizinische Dokumentation ist heute wichtiger denn je. Krankenhäuser müssen sich strukturell richtig aufstellen, Kodierfachkräfte, Ärzte und Pflegekräfte müssen Hand in Hand arbeiten, um die zum Teil sehr komplexen Vorgänge rund um die Abrechnung medizinischer Leistungen adäquat abbilden zu können. Wir haben in der Tat auf diesen Bereich einen großen Fokus gelegt, weil wir uns hier professionalisieren mussten. Die Abläufe wurden zwischenzeitlich bereits verbessert, und wir halten hier kontinuierlich nach, damit alle Leistungen, die wir für unsere Patientinnen und Patienten erbringen, gegenüber den Kostenträgern sicher abgerechnet werden können.
Konkret nachgefragt: Gab es denn in der Vergangenheit hierbei an den Neckar-Odenwald-Kliniken Probleme?
Die Qualität der Dokumentation war in der Vergangenheit nicht optimal.
Dokumentieren die Neckar-Odenwald-Kliniken noch in Papierform oder schon digital?
Derzeit läuft bei uns noch vieles in Papierform. Darüber hinaus gibt es Potenziale, vorhandene Systeme besser zu nutzen. Selbstverständlich streben wir mittelfristig eine Digitalisierung der beiden Krankenhäuser an, bei der die Dokumentation sodann ein Teil sein wird.
Die Umstrukturierungen an den Neckar-Odenwald-Kliniken sollen zudem dafür sorgen, dass man weniger Leihkräfte teuer bezahlen muss. Wie ist hier der Status quo?
Derzeit belastet uns der Fachkräftemangel noch, da geht es uns wie vielen Kliniken in ganz Deutschland. Die Wirkung der Umstrukturierung wird sich erst mittel- und langfristig voll entfalten. Wir haben den Bereich der Personalentwicklung etabliert. Diesen werden wir weiter ausbauen, mit dem Ziel, als Arbeitgeber für unsere Mitarbeiter attraktiv zu sein und so insgesamt unseren Patienten die bestmögliche Versorgung anzubieten.



