Neckar-Odenwald-Kreis

Kalk soll die Waldböden klimastabil machen

Jährliche Bodenschutzkalkung begonnen - Zutritt zu den Wäldern zeitweise eingeschränkt

05.09.2019 UPDATE: 06.09.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden

Mit speziellen Fahrzeugen werden in den Wäldern Gemische aus Dolomit, Holzasche und Wasser verblasen. Die Maßnahme wird mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Foto: dpa

Neckar-Odenwald-Kreis. (lra) Die seit 20 Jahren bewährte Bodenschutzkalkung in den Wäldern des Kreises ist in den vergangenen Tagen angelaufen. Ausgewählt wurden von der Forstbehörde Kommunalwaldflächen der Reviere Hardheim, Mosbach-Michelherd und Mosbach-Neckarzimmern sowie Flächen der Evangelischen Stiftung Pflege Schönau auf den Gemarkungen Fahrenbach, Robern und Trienz. Je nach Wetterlage wird die Maßnahme mehrere Wochen in Anspruch nehmen. In dieser Zeit kann der Waldzutritt räumlich eingeschränkt sein.

Anlass für die Kalkungen ist der Zustand der Waldböden, der insbesondere im 20. Jahrhundert durch Stickoxide und schweflige Säuren ("saurer Regen") negativ beeinflusst wurde. Auf seinem Weg durch den Boden hat der saure Regen viele Nährstoffe ausgewaschen und ein für viele Bodenlebewesen zu saures Milieu hinterlassen. Als Folge sind viele Waldböden in ihrer Funktion als Pflanzenstandort, Lebensraum und Filter für Trinkwasser gefährdet.

Am stärksten betroffen sind saure Ausgangsstandorte auf Buntsandsteinverwitterung im Odenwald und Bauland. Untersuchungen zeigen, dass durch die hohen Säureeinträge der Vergangenheit aber auch viele kalkhaltige Böden einer Regeneration bedürfen.

"Die bundesweite Bodenzustandserhebung hat gezeigt, dass eine gezielte Kalkung von Waldflächen die Situation hinsichtlich pH-Wert, Basensättigung, Kohlenstoffspeicherung, Vielfalt und Häufigkeit von Bodenlebewesen auf durch Menschen verursachten versauerten oder zur Versauerung neigenden Waldböden deutlich verbessert", erläutert Dietmar Hellmann von der Unteren Forstbehörde beim Landratsamt anlässlich der diesjährigen Kalkungsaktion. Mit dem Kalkungskonzept von ForstBW soll ein natürlicher Bodenzustand als Grundlage für einen Wald mit hoher Biodiversität und guten Voraussetzungen für den Klimawandel erreicht werden.

Waldbesitzer tragen zehn Prozent der Nettokosten sowie in der Regel die Umsatzsteuer selbst. "So bekommen wir eine gute Basis für klimastabile Wälder, die viele wichtige Funktionen beispielsweise als Wasserfilter und Erholungsraum haben. Die Kalkung ist also eine Investition in die Zukunft", betont Hellmann.

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Dabei werden Flächen mit Vorkommen von kalkungsempfindlicher Flora und Fauna ausgespart. Die Maßnahme erfolgt in Abstimmung mit der Naturschutz- und Wasserbehörde sowie der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg.

Baden-Württemberg setzt seit rund zehn Jahren Gemische aus Dolomit, Holzasche und Wasser ein, die mittels speziell ausgerüsteter Fahrzeuge vom Boden aus verblasen werden. Eine gesundheitliche Gefährdung für Menschen durch das Kalkmaterial besteht nicht. In den berührten Waldgebieten kommt es während der Ausbringungsarbeiten zu Staubentwicklung und einem erhöhten Lkw-Verkehr aufgrund der Materialanlieferungen. Waldbesucher werden gebeten, die jeweiligen Waldgebiete während der Ausbringung zu meiden. Wegesperrungen sind einzuhalten.

Die Kosten für das Material und die Ausbringung werden vom Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums, dem Land Baden-Württemberg und dem Bund gefördert. Gemäß den Empfehlungen der Forstlichen Forschungs- und Versuchsanstalt in Freiburg sollen diese Maßnahmen in Abständen von rund zehn Jahren wiederholt werden.

Ort des Geschehens

Info: Nachfragen beantworten die Untere Forstbehörde in Schwarzach, Telefon 06261/841059 oder -1050, oder der zuständige Forstrevierleiter.

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