Buchen, Fichten, Kiefern, Eichen

Diese Bäume gehen in den Wäldern im Kreis zurück

"Käfer haben dann leichtes Spiel" - Wald an der Belastungsgrenze

02.09.2019 UPDATE: 03.09.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden

Forstarbeiten in einem Waldstück bei Hirschberg. Foto: Kreutzer

Rhein-Neckar. (sha/zg) Die Lage in den Wäldern des Rhein-Neckar-Kreises ist dramatisch: "Die Kiefernwälder im Rheintal vertrocknen, die Fichtenwälder im Odenwald werden von Borkenkäfern zerstört, und die Buchenwälder im Kraichgau zeigen teilweise erschreckende Kronenverlichtungen", hatte Kreisforstleiter Manfred Robens Anfang August betont.

Es gibt nichts mehr zu beschönigen, die trockenen Sommer haben den Wald an seine Belastungsgrenze gebracht. Bis der Boden die Durchfeuchtung erreiche, die er vor Jahren einmal gehabt habe, werde es Jahre dauern. "Ausreichend Regen vorausgesetzt", hatte Robens ein düsteres Bild gezeichnet.

Deshalb sei es "unsere größte Herausforderung, den kommenden Generationen gesunde, funktionsfähige Wälder zu hinterlassen, die im künftigen Klima gedeihen können. Dafür gibt es keine Blaupause. Wir müssen experimentieren und Erfahrungen sammeln. Auch mit Baumarten, die bisher nicht bei uns vorgekommen sind", hatte er einen Blick in die Zukunft geworfen.

Die Gegenwart sieht jedoch erst einmal düster aus. Die Dürreperioden hätten allen Baumarten in den Wäldern des Rhein-Neckar-Kreises stark zugesetzt, betont Sebastian Eick, stellvertretender Leiter des Kreisforstamtes, in einer Mitteilung seiner Behörde. Von den heimischen Baumarten habe die Fichte durch ausgeprägten Borkenkäferbefall am stärksten unter den ausgedehnten Trockenperioden gelitten.

Forstamtleiter Manfred Robens. Foto: zg

Aber auch bei der Rotbuche und der Kiefer würden in diesem Jahr für diese Baumarten ungewöhnlich hohe Absterbe-Erscheinungen auftreten. "Gerade bei der Buche stellen abgestorbene Bäume auch ein Sicherheitsproblem für die Erholung suchende Bevölkerung und die im Wald arbeitenden Personen dar", sagt Eick. Um diese Gefahren zu beseitigen, würden daher aufgrund der Trockenheit stellenweise nennenswerte Fällarbeiten durchgeführt oder Waldsperrungen erforderlich.

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Dann geht der Forstbeamte ins Detail: Der Grundstein für die aktuell beobachtbare Massenvermehrung der Borkenkäfer sei im ausgehenden Winter 2017/18 durch mehrere Winterstürme in Mitteleuropa gelegt worden. "Dadurch hatte der Borkenkäfer viel Brutmaterial, das ihm bis zu seinem Ausschwärmen nicht in genügendem Maße entzogen werden konnte, bedauert der Experte.

Dazu seien dann die beiden extrem trockenen Sommer 2018 und 2019 gekommen. Durch die Wärme und Trockenheit hätten sich die Käfer äußerst erfolgreich fortpflanzen. "Die Bäume hatten Wasserstress. Sobald die Fichte nicht mehr auf genügend Wasser im Boden zurückgreifen kann, fehlen ihr die erforderlichen Abwehrkräfte gegen den Borkenkäfer", erläutert Eick.

Auch der stellvertretende Leiter des Kreisforstamtes nimmt in der Mitteilung Stellung zur Zukunft des Waldes im Landkreis. Das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg habe erst kürzlich aufgrund neuer Rahmenbedingungen neue Baumarteneignungskarten für das Land Baden-Württemberg veröffentlicht. Daraus gehe hervor, dass die Eignung der hiesigen Standorte für die vier wichtigsten Baumarten, nämlich Buche, Fichte, Kiefer und Eiche, bis ins Jahr 2100 weiter abnehmen werde.

Die Absterbe-Prozesse würden diese Prognosen bestätigen. "Besonders betroffen von dem Rückgang wird die Fichte sein", weiß Eick. "Aber auch die Buche wird zukünftig nur noch auf knapp 40 Prozent der Waldfläche geeignete Standorte finden", befürchtet der Forstbeamte.

Viele Forstbetriebe würden daher den bereits seit vielen Jahren erfolgreich praktizierten Waldumbau hin zu Mischbeständen auch weiterhin vorantreiben, da diese weniger unter den Klimaextremen leiden.

"Parallel dazu laufen bereits intensive Forschungsprojekte zu der Frage, welche Baumarten zukünftig eine größere Rolle in unserem Wald spielen können. Gerade für die Rheinebene drängt sich diese Frage auf. Diese Anbauversuche benötigen jedoch Zeit", weiß der Experte.

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