Neckar-Odenwald-Kreis

Das Blut wird knapp und der Bedarf ist groß

Der DRK-Blutspendedienst und die Neckar-Odenwald-Kliniken rufen dringend zu Blut-Spenden auf. Bei Blutgruppe 0- ist die Versorgungslage "kritisch".

14.07.2022 UPDATE: 14.07.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 22 Sekunden
30 Termine hat der DRK-Blutspendedienste in den ersten sechs Monaten 2022 im Landkreis angeboten. 4389 Blutspenden stehen in der Statistik. Im selben Zeitraum wurden an den Neckar-Odenwald-Kliniken 1014 Erythrozyten-Konzentrate verabreicht. Foto: dpa

Caspar Oesterreich

Neckar-Odenwald-Kreis. Es braucht nicht viel, um Leben zu retten. Ein wenig Zeit und ein kleiner Piks reichen schon aus, um bis zu drei Patienten mit einer Blutspende zu helfen. "Bedarf ist immer da, die Lager sind aktuell aber relativ leer", warnt Alexander Rohrbach. "Es kommt durchaus vor, dass wir zum Beispiel fünf Blutkonserven A+ bestellen, aber erst einmal nur vier aus Mannheim geliefert bekommen", berichtet der Laborleiter der Neckar-Odenwald-Kliniken im Gespräch mit der RNZ. "Wenn wir die fünfte dann unbedingt brauchen, können wir natürlich nachbestellen. Aber man merkt schon, dass die Versorgungssituation angespannt ist."

Kontinuität ist elementar

Davon zeugt auch das "Blutgruppenbarometer" des DRK-Blutspendedienstes. Von A+ bis B- steht die Verfügbarkeit auf "niedrig", bei der Universal-Blutgruppe 0- ist die Lage bereits "kritisch". Gerade in den Sommermonaten und der Ferienzeit sei es schon immer schwierig gewesen, ausreichend Spender zu finden, erklärt Eberhard Weck vom DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg/Hessen. Rund 70 Prozent der Blutspenden in Deutschland erfolgen beim Deutschen Roten Kreuz. "Über das Jahr gesehen ist die Bereitschaft der Menschen da, aber wir brauchen kontinuierlich Spenden, da Blutpräparate teilweise nur wenige Tage haltbar sind."

Laborleiter Alexander Rohrbach neben dem Kühlschrank mit den Blutkonserven. Foto: cao

Das bestätigt auch Laborleiter Rohrbach. "Wir bekommen regulär jeden Montag, Mittwoch und Freitag eine Blutlieferung an unseren beiden Standorten in Mosbach und Buchen". Dem Laien am bekanntesten dürften die klassischen, transparenten Plastikbeutel mit dunkelrotem Inhalt sein. "Das sind Erythrozyten-Konzentrate, also ausschließlich rote Blutkörperchen, die dem Patienten bei starkem Blutverlust transfundiert werden", erklärt Rohrbach. "Die müssen bei vier Grad Celsius gelagert werden und sind 42 Tage haltbar."

Neben den Erythrozyten wird das Vollblut nach einer Spende auch noch in zwei weitere Bestandteile aufgetrennt. Blutplasma wird tiefgefroren und ist dann zwei Jahre nutzbar. "Es wird Patienten verabreicht, deren Blut durch Krankheit seine Funktion nicht mehr voll erfüllen kann, etwa bei Gerinnungsstörungen oder lebensgefährlichen Abwehrschwächen", verdeutlicht Weck. Allerdings wird nur rund die Hälfte der Spenden direkt verabreicht, "50 Prozent des Blutplasmas bekommen wir zurück, das dann in der Medikamentenproduktion Verwendung findet", so der Sprecher des DRK-Blutspendedienstes.

Und dann gibt es da noch die Thrombozyten. "Die Blutplättchen werden vor allem in der Krebstherapie eingesetzt, sind nur vier Tage bei Raumtemperatur haltbar und müssen außerdem permanent in Bewegung sein, also durchgehend geschüttelt werden", macht Rohrbach den hohen Aufwand deutlich.

Jeder Schritt, den eine Blutkonserve in den Neckar-Odenwald-Kliniken nimmt – von der Anlieferung bis zur Transfusion beim Patienten –, wird penibel dokumentiert. Und zwar ausschließlich auf rosa Papier, damit Verwechslungen mit den anderen Untersuchungsblättern (jedwede Körperflüssigkeiten werden in den Klinik-Laboren analysiert) ausgeschlossen sind. "Jeder Fehler bei Bluttransfusionen kann lebensgefährlich sein", sagt der Laborleiter. Sollte eine Kreuzprobe, die die Kompatibilität von Spender- und Empfängerblut feststellt, falsch ausgewertet oder zugeordnet werden, reagiert das Immunsystem auf das Spenderblut. Im besten Fall folgen Fieber oder Kreislaufbeschwerden, im schlimmsten sind akutes Nierenversagen, eine ausgebreitete intravasale Blutgerinnung und ein Schock die Folge.

Vor diesem Hintergrund könnte man vermuten, dass immer Dutzende Liter jeder Blutgruppe in den Kliniken bereitliegen, um zum Beispiel auch auf große Verkehrsunfälle mit vielen Schwerverletzten vorbereitet zu sein. Bei unserem Besuch am Mosbacher Standort der Neckar-Odenwald-Kliniken finden sich im Kühlschrank insgesamt 33 Erythrozyten-Konzentrate, zehn Beutel und damit am meisten bei der Blutgruppe A+. Im Fach für B- und AB- findet sich keiner. "Das sind sehr seltene Blutgruppen, in Notfällen wird diesen Patienten deshalb 0- gegeben. Wenn ein Patient mit B- oder AB- operiert werden soll, bestellen wir natürlich entsprechende Präparate im Vorfeld", sagt Rohrbach.

Man müsse eben haushalten, dürfe nicht zu viel Blut bevorraten, "schließlich steht es nicht in unbegrenzter Menge zur Verfügung", macht der Laborleiter deutlich. Auch er selbst geht mehrmals im Jahr zur Blutspende. "Das rettet schließlich Leben." Wer das auch tun möchte, findet im Internet unter www.blutspende.de/startseite alle Informationen dazu.

Dieser Artikel wurde geschrieben von:
(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.