Neckar-Odenwald-Kreis

Bioabfälle kommen bald in die grüne Tonne

Die Bioenergietonnen sollen laut KWiN im März/April im Landkreis anrollen - Die Altpapierpreise befinden sich im "freien Fall"

13.02.2020 UPDATE: 14.02.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 28 Sekunden
Die neue Tonne wird voraussichtlich im März/April verteilt. Zudem werden Ende März die Gebührenbescheide in die Briefkästen flattern. Foto: KWiN

Von Alexander Rechner

Neckar-Odenwald-Kreis. Mit einem Regenbogen bunter Tonnen sollen die Bürgerinnen und Bürger künftig im Landkreis ganz genau trennen. Denn zu der etablierten schwarzen Restmüll- und der blauen Papiertonne hat sich zuletzt die gelbe neu dazu gesellt. Doch damit nicht genug: Frei nach Sepp Herberger gilt in der Region nämlich "nach der Tonne ist vor der Tonne". Die Bioenergietonne, diesmal mit grünem Deckel, soll voraussichtlich im kommenden März/April im Kreis ausgerollt werden. Gleichzeitig hat die Kreislaufwirtschaft Neckar-Odenwald AöR (KWiN) ein neues Gebührensystem entwickelt und dem Kreistag vorgeschlagen, welches dieser in seiner Dezember-Sitzung verabschiedet hat. Im Zuge dessen sind auch die Müllgebühren für einen Großteil der Einwohner gestiegen.

Schon bevor die neuen Gebührenbescheide in die Briefkästen flattern, haben die Erhöhung der Müllgebühren und die neuen Tonnen für reichlich Gesprächsstoff gesorgt. Auch die Fastnachter aus der Region behandeln derzeit dieses Thema und fragen kritisch mitunter, wohin mit diesen vielen Behältnissen. Sie lesen der Obrigkeit die Leviten.

Denn deutlich tiefer müssen Bürger in die Tasche greifen: Ein Haushalt mit einer 60-Liter-Restmülltonne muss 37,95 Euro pro Jahr mehr zahlen, was einem Aufschlag von satten 23 Prozent entspricht. Dies werden die Gebührenbescheide, die der Postbote jedoch erst Ende März einwerfen wird, aufzeigen.

Den Grund, warum diese später im Jahr verschickt werden, legt Pressesprecher Martin Hahn von der KWiN dar: "Die 2020er-Gebührenbescheide unterscheiden sich deutlich von den Gebührenbescheiden der Vorjahre. Es gibt nämlich ein neues Gebührensystem mit Grund- und Leistungsgebühr." Der Erstaufwand für die Datenerhebung und Gebührenfestlegung sei deshalb deutlich höher. Zudem wollte man die Versendung der Gebührenbescheide vom Thema Bioenergietonne trennen.

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Zum Jahreswechsel schrieb die KWiN die Haushalte im Kreis an, um den Bürgern die Möglichkeit zu eröffnen, eine Bioenergietonne zu ordern. "Wir hatten deshalb bereits Überlastungsprobleme bei unserer telefonischen Erreichbarkeit. Dies wollten wir nicht noch zusätzlich mit Rückfragen zum neuen Gebührensystem vergrößern", führt der Pressesprecher dazu aus. Aktuell geht man davon aus, dass nach Verteilung der Bioenergietonne rund die Hälfte der Haushalte im Kreis an der Bioabfallsammlung angeschlossen seien, sprich über 20.000 Tonnen. "Die Anschlussquote nach der ersten Tonnenverteilung ist damit höher als wir erwartet haben", erläutert Martin Hahn.

Das vom Kreistag beschlossene neue Gebührenmodell setzt sich indes aus drei Säulen zusammen: aus einer Grundgebühr für jeden Haushalt, einer Leistungsgebühr (die sich nach Restmülltonnengröße richtet) und einer Leistungsgebühr für weitere Dienstleistungen (z. B. Tausch der Restmüllbehälter). Die in der Bevölkerung mitunter kritisch betrachtete Gebührenhöhung wird von den Verantwortlichen bei der KWiN mit einer "enormen Steigerung der Entsorgungskosten für Rest- und Sperrmüll, Bioabfall, Grüngut und Altholz" begründet. "Diese sind in den vergangenen Jahren permanent gestiegen, im Zeitraum von 2014 bis 2020 um den Faktor 1,5, konkret über zwei Millionen Euro mehr", schildert Hahn. Zudem musste man die Restmüllentsorgung ab Juni 2020 neu ausschreiben. "Aufgrund des aktuellen schwierigen Marktumfeldes bei der Müllverbrennung gab es eine Kostensteigerung von über 30 Prozent", fügt er hinzu. Deshalb sei aus Sicht der KWiN-Verantwortlichen eine Erhöhung erforderlich gewesen.

Dagegen habe die Einführung der gelben Tonne nicht zu der Gebührensteigerung geführt, verdeutlicht Hahn. Die Sammlung von Verpackungsmüll sei in der Bundesrepublik über die Dualen Systeme privatwirtschaftlich organisiert. "Daher ist sie kein Bestandteil des Gebührensystems", schildert der Pressesprecher. Alle hierfür erforderlichen Dienstleistungen würden in regelmäßigen Abständen vergeben. Und den Auftrag hat die Abfallwirtschaftsgesellschaft des Neckar-Odenwald-Kreises erhalten.

Auf der einen Seite steigen die Entsorgungskosten, auf der anderen befinden sich "die Verwertungspreise für Altpapier derzeit im freien Fall", erläutert Hahn. Seit vielen Jahren habe man wieder eine Marktsituation, in der man für die Verwertung von Altpapier aus der blauen Tonne keine Erlöse bekomme, sondern zuzahlen müsse. Was wiederum kostenseitig die Müllgebühren belaste. Unabhängig müssen sich die Bürger auf mehr bunte Tonnen als bisher einstellen.

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