1000 Helfer wollen einkaufen gehen
Steffen Horvath appelliert: "Senioren sollen den Einkaufsservice des DRK nutzen" - Das Team ist täglich erreichbar

Neckar-Odenwald-Kreis. (tra) "Es schockiert mich, wie viele Senioren immer noch in den Supermärkten unterwegs sind, um einzukaufen. In einigen Wochen könnten sie die Patienten sein, die wegen einer Coronainfektion ins Krankenhaus eingeliefert werden, oder sogar an der Krankheit sterben", warnt Steffen Horvath, der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Buchen im Gespräch mit der RNZ. Insbesondere für Senioren sowie Menschen mit Vorerkrankungen kann eine Ansteckung mit Sars-Cov-2 tödlich enden. Einer Infektion kann man am besten aus dem Weg gehen, indem man andere Menschen meidet. Und wo gehen mehr Menschen ein und aus als im Discounter?
Den Weg in den Supermarkt können sich Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen ersparen: Unter dem Motto "Wir koordinieren Hilfe in Zeiten von Corona" haben die DRK-Kreisverbände Buchen und Mosbach einen Lebensmittelbringdienst aufgebaut und bieten in der aktuellen Krise Hilfe an. Für diejenigen, die Hilfe in Anspruch nehmen, entstehen keine Kosten. Jeder, der im Neckar-Odenwald-Kreis lebt, kann anrufen.
"Unsere Helfer gehen einkaufen und bringen die Einkäufe dann bis vor die Haustür", berichtet Sigrid Albrecht, die gemeinsam mit Steffen Horvath, Michael Genzwürker, Michael Huber und Lina Schwind von montags bis samstags in der Stabsstelle in Buchen sitzt, in der für den gesamten Landkreis Hilfsangebote und Hilfegesuche koordiniert werden. Die Stabsstelle bringt Helfer und Hilfesuchende zusammen. Jeder, der helfen möchte oder Hilfe braucht, kann unter der Tel. 06281/5222-35 anrufen.
"Ich kann an die Senioren nur appellieren, unseren Einkaufsservice zu nutzen!", sagt Steffen Horvath. "Es stehen viele Helfer bereit, die für besonders gefährdete Personen einkaufen gehen möchten." Er unterstreicht: "Wir können die Infektionsketten nur unterbrechen, wenn die Leute zuhause bleiben."
Die Anzahl der Anrufer habe sich, so Steffen Horvath, mittlerweile deutlich gesteigert. "Seit die Kontaktsperre gilt, haben sich immer mehr Leute bei uns gemeldet."
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So manchem Anrufer geht es dabei gar nicht um den Einkaufsservice oder einen Gang zur Post, sondern darum, sich auszusprechen: "Die Menschen machen sich große Sorgen und haben viele Fragen. Gerade Senioren leiden sehr darunter, dass sie nun z.B. ihre Enkel nicht mehr sehen dürfen. Das ist sehr belastend", berichtet Sigrid Albrecht. "Den Anrufern tut es dann einfach gut, wenn ihnen jemand zuhört", ergänzt Horvath. Das DRK-Team kann die Anrufer auch mit der Telefonseelsorge, den Kirchen und Beratungsstellen in Kontakt bringen.
Wer beim DRK anruft, weiß zudem, dass er einen seriösen Ansprechpartner hat: "Die Leute kennen das Rote Kreuz und wissen, dass sie dem Service vertrauen können. Das ist gerade in Zeiten wichtig, in denen auch Betrüger versuchen, durch die Coronakrise an Geld zu kommen", unterstreicht Michael Genzwürker. Das DRK kann momentan an rund 70 Hilfsangebote vermitteln, und es kommen stets weitere Angebote dazu. Das DRK informiert die Helfer zudem in Sachen Infektionsschutz.
Auch in der Stabsstelle steht der Infektionsschutz natürlich ganz oben: Das Team hält untereinander Abstand und greift auch auf Homeoffice zurück, damit sich nicht zu viele DRK-Mitarbeiter und Ehrenamtliche im Raum befinden.
Steffen Horvath ist stolz auf das, was das Team mit den vielen Helfern im Hintergrund auf die Beine gestellt hat: "Dass Ehrenamtliche täglich von 8 bis 16 Uhr Anrufe entgegennehmen und 1000 freiwillige Helfer bereitstehen, ist wirklich beeindruckend", betont Horvath. "Das, was hier entsteht, ist in Baden-Württemberg einmalig. Es zeigt, dass die Menschen hier in der Region in Zeiten der Krise trotz der um sich greifenden Entfremdung zusammenhalten."
Sigrid Albrecht ergänzt: "Die Menschen, die unseren Service nutzen, sind für das Angebot sehr dankbar und können oft gar nicht glauben, dass für sie keine Kosten entstehen." Wer sich die Einkäufe bringen lässt, muss nur die Kosten für die Waren zahlen. So, als ob derjenige selbst einkaufen gegangen wäre.
Der DRK-Service ist auch schon bei den Geschäften bekannt. "Einige Märkte richten die Einkäufe vor, so dass die Helfer sie dann nur noch abholen", sagt Horvath. Er ergänzt: "Die Nutzung unseres Services ist somit ganz unkompliziert und ich kann Senioren nur raten, bei uns anzurufen."
Da das Hilfsangebot des DRK ehrenamtlich gestemmt wird, würde sich das Team sehr über Sponsoren freuen, um Kosten zu decken. Wer Geld- oder Sachspenden anbieten möchte, kann sich ebenfalls an die Service-Hotline wenden.
Info: Das Team ist von Montag bis Samstag unter der Tel. 06281/5222-35 erreichbar. Kontakt ist auch per Mail unter hilfe@drk-buchen.de möglich.



