Beim Bau an den Schulen gab's Überraschungen
Erfreuliche und überaus ärgerliche - Etliche Entscheidungen getroffen

Der Pfeil weist nach oben - und steht sinnbildlich für die immense Kostensteigerung bei den Umbaumaßnahmen im Verwaltungstrakt des Auguste-Pattberg-Gymnasiums. Foto: Ursula Brinkmann
Mosbach. (ub) Die "Anlagen" waren’s, die die Unterlagen für die jüngste Gemeinderatsitzung so umfangreich machten. Sagenhafte 625 (virtuelle) Seiten umfasste das Arbeitspaket. Gut, dass in Mosbach seit Kurzem auf das digitale Ratsinformationssystem umgestellt wurde und alles in ein flaches Tablet passt.
Zwei Flächennutzungs- und eine Bebauungsplanänderung, einen Aufstellungs- und einen Satzungsbeschluss ließen die Gemeinderäte ohne Aussprache und fast einstimmig passieren. Demnach können in Dallau und Obrigheim Lebensmittelmärkte an- oder umgesiedelt werden, kann die Johannes-Diakonie ein Seniorenzentrum mit 90 Plätzen weiterplanen und auf ihrem Gelände eine Augenklinik eingerichtet werden.
So nahezu unkommentiert diese vier Tagesordnungspunkte verliefen, so eifrig wurde über zwei Walnussbäume in Reichenbuch diskutiert. Denn mit dem Bebauungsplan "Rote Äcker" entstehen am nordwestlichen Ortsrand neue Bauplätze. Auf zweien stehen zwei recht stattliche Walnussbäume, deren Erhalt bzw. Beseitigung das Gremium beschäftigte. Ob man den Kaufinteressenten nicht nahe legen könne, dass sie blieben, wollte Elisabeth Laade (AL) wissen. "Vielleicht lassen sich die Bauplätze auch verschieben?"
Einwirken hält Oberbürgermeister Michael Jann für angezeigt, mehr jedoch nicht. Die Reichenbucher Heike Roth (CDU) und Ortsvorsteher Jürgen Brauch mussten sich dann Luft verschaffen, denn "wir warten seit 14 Jahren auf Bauplätze; nun bekommen wir neun und haben 20 Bewerber". Ihrem Unverständnis, wegen zwei Bäumen neue Pläne zu machen, folgte der Gemeinderat mit einstimmigem Satzungsbeschluss.
Der kleinste Mosbacher Stadtteil beschäftigte den Rat mit einem weiteren Thema. Die Kanäle müssen saniert werden. Entweder mit "Schlauchlinern", mit Reparaturmaßnahmen oder in offener Bauweise. Letzteres bedeutet komplett neue Kanäle zu verlegen und kostet am meisten, ist aber nur in der Lindenbrunnenstraße notwendig. Jedoch sind die Angebote für alle drei Arten der Sanierung weit günstiger als die Kostenberechnungen. Sogar den neuen Kanal gibt’s 35 Prozent günstiger. In der Summe fallen Kosten in Höhe von 530.000 an, mehr als 200.000 Euro weniger als geplant.
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"Wie gewonnen so zerronnen", kommentierte OB Jann das Ergebnis unter Top 6, denn die nächsten beiden Tagesordnungspunkte schlugen weit in die andere Richtung aus. Der Umbau des Verwaltungstrakts am APG wird teurer als vorgesehen; statt der veranschlagten 675.000 Euro kommen Kosten in Höhe von 1,2 Mio. Euro auf den Schulträger zu. Juliane Knapp, Leiterin des Hochbauamts, erläuterte, wie es zu dieser Beinahe-Verdopplung der Kosten kommen konnte: "Beim Projektbeschluss im Februar sind wir von einer Umbaufläche von 660 Quadratmetern ausgegangen. Tatsächlich sind es 860."
Doch nicht nur die Zahl der Quadratmeter ist gewachsen, auch ihr Preis, er steigt von 1022 auf 1401 Euro (bezogen auf die neue Fläche). Im Rahmen des Umbaus sei es zu diversen neuen ergänzenden Maßnahmen gekommen wie einer komplett neuen Elektro- und EDV-Installation oder der Be- und Entlüftung von Innenräumen und des Lehrerzimmers. "Das hat uns geärgert", bekannte Oberbürgermeister Jann.
Nicht nur ihn. Die Neuigkeiten hatte SPD-Gemeinderat Hartmut Landhäußer schon im Technischen Ausschuss erfahren. Seine nun im Gemeinderat geäußerte Kritik machte er weniger an der Verteuerung selbst fest als daran, dass er erwarte, von der Verwaltung früher und schneller über Entwicklungen informiert zu werden. "Jetzt müssen wir da durch." Aussichten für Regressansprüche oder einen erhöhten Förderrahmen sieht man in der Verwaltung nicht.
Ob denn die Planung so schlecht gewesen sei, wollte Reinhold Schulz (Freie Wähler) wissen. (Selbst)kritik hat man im Bauamt wie in der Verwaltung und mit dem Architekten geübt, gestand Knapp Fehler ein und gelobte, mit einer früheren Beteiligung der Fachplaner künftig mehr Kostensicherheit zu erreichen; OB Jann warb mit Blick auf "99 Maßnahmen, die super laufen", auch eine gewisse "Fehlerkultur" zuzulassen.
Auch für die Pestalozzi-Realschule wurde der Gemeinderat gebeten, "überplanmäßige Auszahlungen" zu gewähren. Bei der auf insgesamt 1,7 Mio. Euro veranschlagten Dachsanierung hat es zunächst Verzögerungen gegeben, die aber "eingeholt" wurden. Unerwartet waren schadstoffhaltige Materialien zu beseitigen, so dass schon 2018 mehr Geld gebraucht wird; stehen im Haushaltsplan 817.000 Euro, so steigt diese Summe um 1,2 Mio. Euro, so dass am Ende dieser Maßnahmen rund zwei Millionen Euro ausgegeben sein werden.
50.000 Euro (die Stadt aber nichts) kostet es, einen Masterplan für den Glasfaserhausanschlüsse zu planen. Diese Maßnahme fördert der Bund mit 100 Prozent.



