Stadtplaner widerspricht Vorwürfen
Entwicklung auf der Bleichwiese – Stefan Baumhackel nimmt Stellung zur Unterstellung der "Verscherbelung" – Wohnungen verkauft

Trotz schlechten Wetters schreiten die Arbeiten an den Neubauten auf der Bleichwiese voran. Dort entstehen derzeit Wohnungen. Stadtplaner Stefan Baumhackel wähnt die Verwaltung auf dem vom Gemeinderat beschlossenen Pfad und widerspricht den Vorwürfen. Foto: Alexander Rechner
Von Alexander Rechner
Mosbach. "Das erklärte Ziel war, dort neue Wohnungen zu bauen", sagt Stefan Baumhackel, seines Zeichen Stadtplaner in Mosbach, und spricht damit die derzeitige Bebauung auf der Bleichweise an. Im Zuge der kontroversen Diskussion über die Zukunft des Pfalzgrafenstifts können viele Bürger nicht nachvollziehen, warum man dort nicht das Altenpflegezentrum angesiedelt hat. Grund genug, bei der Stadtverwaltung vor der kommenden Gemeinderatssitzung nachzufragen. Am nächsten Mittwoch wird das Gremium über den Einwohnerantrag der Bürgerinitiative (BI) "Menschen helfen Menschen, Mosbach" befinden.
Der Stadtplaner wirft im Gespräch zunächst einen Blick zurück in die Vergangenheit. Vor rund zehn Jahren habe der damalige Mosbacher Gemeinderat die Entscheidung gefällt, im Sanierungsgebiet Eisenbahnstraße Wohnraum für Bürger zu schaffen. "Mit der Aufstellung des Bebauungsplans im Jahr 2007 hat man das dortige Wohngebiet auf den Weg gebracht", sagt Baumhackel. Und just auf diesem befände man sich immer noch.
Zum damaligen Zeitpunkt habe man noch nichts von der Problematik um das Pfalzgrafenstift gewusst. Die Landesheimbauverordnung, die die baulichen Veränderungen bedingt, sei seit 2009 gültig und 2011 veröffentlicht worden. Dem Vorwurf, man habe schon längere Zeit von dieser Herausforderung um das Altenpflegezentrum wissen können, begegnet Stefan Baumhackel mit den "ermessenslenkenden Richtlinien". Diese habe die baden-württembergische Landesregierung (erst) im Jahr 2015 verabschiedet; sie konkretisieren die Anwendung der Landesheimbauverordnung.
Der Stadtplaner wirft noch ein weiteres Argument in die Diskussion: "Wir hätten auf der Bleichwiese - neben dem Gebäude der Johannes-Diakonie - gar nicht die Fläche gehabt". Für das neue Altenpflegezentrum Pfalzgrafenstift sei inzwischen eine erforderliche Größe von rund 3500 Quadratmetern definiert worden. "Hingegen hätten wir auf der Bleichwiese nur ein rund 2700 Quadratmeter großes Areal zur Verfügung stehen gehabt." So hätte man den Neubau des Gebäudes an dieser Stelle gar nicht verwirklichen können.
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Der Unterstellung, die dortigen Grundstücke seien "verscherbelt" worden, widerspricht Stadtplaner Baumhackel entschieden. Der Grundstückswert im Sanierungsgebiet sei ein "sensibles Thema". Der Wert der Bauflächen werde in einem solchen Gebiet "sorgsam" von einem Gutachterausschuss ermittelt. Die Vorgänge müssten zudem dem Städtebauförderungsgesetz entsprechen und würden kontrolliert. "Mit einem Adlerauge schaut man ganz genau darauf", erläutert Baumhackel.
Gleichzeitig führt der Stadtplaner die Ansiedelung des Notariats auf der Bleichwiese an. Notare sind in ein dortiges Gebäude gewechselt, bestätigt Fritz Somogyi gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung. Die Somogyi Immobilien GmbH errichtet derzeit neben dem Gebäude der Johannes-Diakonie drei Häuser - und das mit insgesamt 20 Wohnungen. "Die Maßnahme liegt im Zeitplan", erläutert Fritz Somogyi.
Das Konzept bei diesem Projekt nehme dabei den demografischen Wandel fest in den Blick. Der Bau der drei Immobilien stünde unter dem Leitgedanken "ein Leben ohne Auto". Die Bewohner sollen "selbstbestimmend und in Würde ihr Leben im Alter in den eigenen vier Wänden - möglichst lange - selbst organisieren können", erklärt Somogyi.
Die Nachfrage nach Wohnraum im Stadtgebiet sei groß. "Schon vor Baubeginn waren die Wohnungen verkauft", zeigt Fritz Somogyi auf. Für den Mosbacher Immobilienfachmann ist die Errichtung der Gebäude eine wichtige Investition für die Stadtentwicklung. Darin ist er sich auch mit Stefan Baumhackel einig. Mosbach profitiere von den Wohnbebauungen, so der Stadtplaner. Man habe im dortigen Sanierungsgebiet die Potenziale ausgeschöpft. Auf den ehemals gewerblich genutzten Flächen sei Wohnraum entstanden.



