Gefilmte Erinnerungen als Ersatz-Paradies
Der Club feierte 70. Jubiläum mit Filmabend im Feuerwehr-Gerätehaus.

Von Peter Lahr
Mosbach. Als "lebendige Geschichtsschreibung" bezeichnete Vereinsvorsitzender Steffen Baier am Freitagabend die Tätigkeit des "Mosbacher-Film-Amateur-Clubs" (Mofac). Bereits seit 70 Jahren halten dessen Ehrenamtliche das Mosbacher Stadtgeschehen fest – zunächst auf Zelluloid, seit einigen Jahren auf digitalen Speichermedien.
Erfreuten sich die ursprünglich halbjährlichen Vorführungen der Stadtchronik in der (fernseharmen) Frühzeit größter Beliebtheit, so sind es mittlerweile die Rückblicke in vergangene Jahrzehnte, die Zuschauer wieder gemeinsam vor die Leinwand locken. Dass ausgerechnet für den Jubiläumsabend einige Plätze im Saal des Feuerwehr-Gerätehauses frei blieben, überraschte die aktiven Chronisten der bewegten Bilder dann doch etwas.
Immerhin konnte Steffen Baier mit Stadtrat Georg Nelius einen offiziellen Vertreter der Stadt Mosbach begrüßen. Zu ihrer eigenen Überraschung erhielten darüber hinaus die Vereinsaktiven eine Ehrenurkunde vom Landesverband Saarland/Rheinland-Pfalz des Bundes deutscher Filmamateure.
Am Freitagabend eröffneten Feuerwehr-spezifische Streifen das "kommunale Kino". Wer nicht dabei sein konnte, der sei an die Jubiläumsaktion des Mofac in Kooperation mit dem Mosbacher Stadtmuseum erinnert: Noch bis Ende Oktober geben die Filmer jeden Samstag im Haus Becker bewegte Einblicke in die Stadtgeschichte. "Damals war’s – Geschichten aus dem Mofac-Archiv – von altem und neuem Filmmaterial", lautete der Titel des Jubiläumsabends, der passgenau auch die Museumsreihe beschreibt.
"Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können." Dieses Zitat von Jean Paul stellte Steffen Baier seinem Festvortrag voraus. Mit einer Dokumentation über das 100. Jubiläum der freiwilligen Feuerwehr Mosbach hatte Werner Hartmann im Jahr 1952 das Wirken des ein Jahr später offiziell gegründeten Mofac eröffnet.
Die Vorgeschichte reiche allerdings bis in die 1930er-Jahre zurück, erläuterte der Redner. Bereits damals habe Klaus Kapferer wichtige Ereignisse aus dem Stadtgeschehen auf Schmalfilm festgehalten. "Er war Mosbachs erster Chronikfilmer", würdigte Baier das Wirken Kapferers, der nicht mehr aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkehrte. Glücklicherweise befänden sich die damals entstandenen Filme aber im Vereinsarchiv.
Acht Gründungsmitglieder benannte Baier: Neben dem bereits erwähnten Werner Hartmann waren dies Dr. Erich Weiler, Emil Bothe, August Kapferer, Gerhard und Walter Hübner, Kurt Pokorny und Josef Prudlo. Bis heute agierten die Mofac-Chronisten freiwillig und ehrenamtlich.
Neben den Stadtchroniken produzierte man auch Sonderfilme über herausragende Ereignisse wie die Landesgartenschau im Jahr 1997, die Mosbacher Heimatspiele oder das "Lumpenglöckle". Auf zahlreichen Wettbewerben erzielten die Mofac-Kurzfilme Preise.
Dass die Chronisten mittlerweile selbst einen historischen Wandel dokumentieren, benannte Baier ebenfalls: Denn die Filmtechnik begann mit Normal 8, ging dann über zum leichter zu handhabenden Super 8, bevor Videokassetten und schließlich digitale Speichermedien zum Einsatz kamen.
"Bei Werner Hartmann war die Chronik der ersten 40 Jahre in drei großen Stahlschränken untergebracht. Heute sind diese Aufnahmen und auch die der letzten 30 Jahre auf einer kleinen Festplatte untergebracht", beschrieb der Filmer einen Vorteil der modernen Technik. Auch preislich wurde das einst sehr teure Hobby zu einer erschwinglichen Angelegenheit.
"Wahrscheinlich ist die Mosbacher Stadtchronik deutschlandweit ein einmaliges Dokument", vermutete Baier – und bedankte sich bei dem "kleinen aktiven Kreis kreativer Menschen" hinter den Kameras. Dass neue Mitfilmer jederzeit willkommen sind, auch dies unterstrich der Vereinsvorsitzende.
Vor der Ehrungsrunde bedankte sich Baier bei allen Unterstützern, von der Stadt über das Museum bis zur Feuerwehr. Die Clubräume befinden sich derzeit im Dorfgemeinschaftshaus Lohrbach.
Über Ehrenurkunden freuten sich Hans-Jürgen Herpich-Weber, Hinrich Bothe, Kurt Streit, Cornelius Kotulla, Jürgen Maichle sowie Emmo Martin. Anschließend hieß es: "Film ab!"
Info: Bis Ende Oktober ist die Mofac-Ausstellung im Haus Becker des Stadtmuseums jeden Samstag von 10 bis 13 Uhr geöffnet.