Mosbach/Buchen

Neue Rettungswache entsteht in Oberneudorf

Gutachten offenbarte Handlungsbedarf - Pressekonferenz beim DRK

06.11.2018 UPDATE: 07.11.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden

Wenn der Notarzt kommen muss, ist Tempo gefragt: Um im Einsatzfall schneller vor Ort sein zu können, hat der DRK-Kreisverband seine Standorte und Fahrzeuge neu organisiert. Ziel war, ist und bleibt: Die Retter sollen in spätestens 15 Minuten vor Ort sein. Foto: Schattauer

Von Frank Heuß

Mosbach/Buchen. "Luft nach oben" habe man noch, unterstrich der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Kreisverbands Mosbach, Gerhard Lauth, bei einer Pressekonferenz am Dienstag in den Räumen des DRK-Servicecenters in der Bleichstraße. Anlass war ein Gutachten, das man zwecks Ermittlung von Verbesserungsmöglichkeiten zur Erfüllung der gesetzlichen Hilfsfristen im Neckar-Odenwald in Auftrag gegeben hatte. Vorgeschrieben ist, dass die Rettungsdienste im Notfall innerhalb von 15 Minuten beim Einsatzort einzutreffen haben. Nachweisen müssen sie, diese Anforderungen in 95 Prozent aller Fälle zu erreichen. Wie in der Mehrzahl der Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg gelang dies auch im Neckar-Odenwald bisher nicht.

"Zuletzt waren es circa 92,5 Prozent", benannte der Erste Landesbeamte Dr. Björn-Christian Kleih das Defizit, für dessen Schließung letztlich die von ihm verantwortete Rechtsaufsicht beim Landkreis die Verantwortung trägt. Dass man unverzüglich Maßnahmen eingeleitet habe, sei ein wichtiges Zeichen, dass "Leben auf dem Land genauso viel wert sein muss wie in der Stadt", so Kleih.

Als ersten Schritt hatte man bei dem Fachberatungsunternehmen Berasys ein rund 15.000 Euro teures Gutachten in Auftrag gegeben, in das 28.000 Datensätze im Zeitraum 2016/2017 aus der zentralen Rettungsleitstelle einflossen, wie DRK-Geschäftsführer Steffen Blaschek ausführte.

Dass es im ländlichen Raum besonders schwierig ist, die Hilfsfristen zu erfüllen, wusste man bereits zuvor. Und auch, dass es Geld kosten würde, die Lücken zu füllen. "Es dürfte eine Million mehr sein pro Jahr", schätzt Steffen Blaschek - wirklich durchkalkuliert sei es aber noch nicht.

Auch interessant
Rettung im Neckar-Odenwald-Kreis: Im Notfall geht oft zu viel Zeit verloren
Innovatives Pilotprojekt: "Mobile Retter" im Neckar-Odenwald-Kreis ab 1. Oktober alarmierbar
Neckar-Odenwald-Kreis: Die Einsatzzahlen sind leicht gesunken
"Mobile Retter - Retten mit der App": Eine App, die Leben rettet
: Notarzt-Standort Osterburken besteht nur noch auf dem Papier
: Neue Rettungswagen-Station im Neckar-Odenwald-Kreis geplant

Der zuständige "Bereichsausschuss", der als Selbstverwaltungsorgan der Rettungsdienste zu gleichen Teilen aus Vertretern der die Kosten tragenden Krankenkassen und der Hilfsorganisationen wie hier dem DRK besetzt ist, ist jedoch so oder so zum Handeln gezwungen. Und hat daher bereits ein Maßnahmenpaket auf Basis der Handlungsempfehlungen des Gutachtens beschlossen.

"Wesentlich ist es dabei, die Fahrzeiten auf weiten Wegstrecken zu optimieren", beschrieb Geschäftsführer Blaschek die mitunter schwierige Gratwanderung, da die Statistik überwiegend durch Einsätze in abgelegenen Ortschaften verschlechtert wird. So wird nun am Standort Mosbach geringfügig reduziert, damit am Standort Asbach täglich 24 Stunden Notarzteinsatzfahrzeug und Rettungswagen vorgehalten werden können. Es geht also vielfach um die möglichst geschickte Verschiebung vorhandener Kapazitäten.

Nicht getan ist es damit jedoch im Altkreis Buchen, trotz leichter Aufstockungen an den Standorten Osterburken und Hardheim: Der Bau einer neuen Einrichtung offenbarte sich als unumgänglich. Etwas überraschend erscheint allerdings der Ort, der in dem Gutachten aus logistischen Gesichtspunkten ermittelt wurde: In Oberneudorf soll bis März nächsten Jahres eine neue Rettungswache, zunächst mit Container-Anlagen, in Betrieb gehen, die durch das DRK Buchen betrieben wird.

Dessen Geschäftsführer Joachim Herrmann bestätigte auf unsere Nachfrage diese Planungen, aber ein genauer Standort sei bisher nicht gefunden. Stationiert werden soll dort ein Rettungswagen mit Besatzung, jedoch kein eigener Notarzt - dieser soll aus Buchen bei Bedarf beigezogen werden können, ohne zu viel Zeit zu verlieren.

"Wichtig ist bei der Ersthilfe, dass jemand kommt und dass es schnell geht", betonte Joachim Stutz, Vorsitzender des zuständigen Bereichsausschuss von Seiten der gesetzlichen Krankenkassen. Ebenso sprach er die nötige Personalgewinnung an, die so einfach derzeit nicht sei. Bei den Medizinern stünde man ob der Klinikstandorte "momentan noch auf relativ sicherem Fundament", so Stutz. "Wir benötigen mindestens elf volle Stellen von Notfallsanitätern zusätzlich", ergänzte ihn Blaschek.

Insgesamt werde man im Kreis um die 15 neue Stellen durch die Maßnahmen schaffen. Das DRK hat im Kreis derzeit fünf Rettungswachen mit fest zugeteiltem Notarzt - mit der neuen Wache kommt nun ein sechster Standort dazu. Ob sich dadurch die erforderlichen Verbesserungen bei den Hilfszeiten ergeben, wird eine Überprüfung zu späterem Zeitpunkt zeigen müssen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.