So glückt die Reise durch zwei Welten
Die Kooperation zwischen Lohrtalschule, Mediathek und Theaterduo Greiner & Hilsenbek vermittelt Medienkompetenz.
Mosbach. (lah) Kinder wachsen heute in zwei sehr unterschiedlichen Welten auf. Während in der digitalen Blase alles schön bunt und unterhaltsam erscheint, begegnen den Kindern im analogen Bereich recht reale Herausforderungen. Gerade Eltern und Lehrer kennen die dabei unausweichlich drohenden Untiefen und Konflikte. Um allen drei Gruppen mehr Medienresilienz zu vermitteln, hatte Carsten Uhrig, Leiter der Lohrtalschule, eine wunderbare Idee.
Gemeinsam mit zwei schnell gefundenen Kooperationspartnern entstand das Angebot eines "Medienkompasses". An der Mosbacher Mediathek fanden bereits die ersten Schülerworkshops statt. Am Mittwoch lädt das Theaterduo Greiner und Hilsenbek zum kostenlosen "Elternabend" in die Mediathek ein. Da werden "Konrad und der Professor" die beste Route durch die digitale Welt erforschen.
Die letzten Vormittage verbrachte Sonja Hilsenbek bereits mit den Klassen 3 bis 6 und ihren Klassenlehrerinnen in der Mediathek bei Daniela Helgert und Raimar Wiegand. Mithilfe eines roten Papp-Bühnenvorhangs plus Superhelden-Aufsteller war hier ein waschechtes Improvisationstheater gelandet.
Hilsenbeks Outfit mit Zylinder und roter Dagobert-Jacke plus Gong, aber auch unzählige unterschiedliche Kopfbedeckungen und T-Shirts mit Typen-Aufdruck lockten die Kinder schnell aus der Reserve. Außerdem konnten sie auf den Tablets der Mediathek zeigen, welche digitalen Reiseziele sie ansteuern. Videospiele, Filme, lustige Katzenfotos, Tutorials oder Musik – alles war dabei.
"Kinder verbringen heute viel Zeit in der digitalen Welt, ohne dass darauf pädagogisch eingewirkt wird." Von dieser Grundüberlegung gingen die beiden Theaterfrauen aus und entwickelten ihr Schülerprogramm, das besonders das "Umswitchen" zwischen den beiden Welten in den Fokus stellt.
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Dass sie vollkommen ohne erhobenen Zeigefinger auskommen, erhöht den Spaßfaktor aller Anwesenden ungemein. Von der realen Körpersteuerung geht es im Laufe von vier überraschend kurzweiligen Stunden weiter zur Impulskontrolle und zu emotionalem Training.
Mal jonglieren die Schüler ein Tablett mit drei Flaschen durch einen Parcours, mal arbeiten sie mit inneren Bildern, lernen "Gefühle auf- und abzudrehen". Denn gerade die Bilder aus den Medien wirken im realen Leben nach. An diesem Punkt setzt Sonja Hilsenbek an und lässt die Kids zu "Regisseuren ihrer eigenen Bilder" werden.
So viel zum Hintergrund. Kaum haben sich die Kids ihre Rollentypen und Kopfbedeckungen ausgesucht, öffnet die Impro-Bühne. "Ein Cooler kommt ganz anders rein als ein Braver", erläutert Hilsenbek. Die "Tipps und Tricks gegen Lampenfieber" können auch im realen Leben helfen, etwa bei einem Referat oder einem Auftritt. "Man blickt beim Reingehen zu Boden, atmet, lässt sich Zeit, wird ruhig, schaut in die Runde und stellt sich mit einem Satz vor.
Wer diesen Rhythmus einhält, hat keinen Stress", verspricht die Theaterfrau. "Gong!" Schon zieht es den Musikfreak und den Mobber auf die Bühne, Streber, Skater, Zicke und taffe Tussi geben sich die (unsichtbare) Klinke in die Hand. Dass es viel weniger auf den Satz als auf den Ausdruck dabei ankommt, wird schnell klar. "Einfach spielen, was kommt", lautet die Devise. Im nächsten Level schalten die Impro-Paare auf Zuruf um zwischen Dschungel und Titanic, Party und Ballerspiel. Das Switchen zwischen den Welten, es klappt immer schwereloser.
Info: Der "Elternkompass" am morgigen Mittwoch ab 19 Uhr in der Mediathek ist kostenlos, um Voranmeldung wird unter der Telefonnummer 06261/893938 gebeten.