Mosbach

Oberbürgermeister Jann will künftig "besser kommunizieren"

Michael Jann äußert sich zu Themen wie Werkrealschule, Obertorzentrum, Restaurant der Alten Mälzerei und Kreistagswahlergebnis

14.08.2019 UPDATE: 15.08.2019 06:00 Uhr 4 Minuten, 32 Sekunden

Oberbürgermeister Michael Jann bewertet beim "Gespräch im Rathausturm" die Lösung beim Pfalzgrafenstift als "Gewinn für alle Seiten" und kündigt eine Klausursitzung des Gemeinderats zur Schulentwicklung an. Das Obertorzentrum-Parkdeck soll ab November wieder betrieben werden, das Stadtoberhaupt spricht dabei von guten Gesprächen. Foto: Alexander Rechner

Von Alexander Rechner

Mosbach. Bewegende Themen gab es zuletzt einige, die in den vergangenen Monaten für reichlich Gesprächsstoff in der Großen Kreisstadt sorgten. Überdies hatten im Mai die Wähler(innen) das Wort und bestimmten die Zusammensetzungen des Kreistags und Gemeinderats neu. Grund genug, sich zum zweiten Mal mit Oberbürgermeister Michael Jann an exponierter Stelle, auf dem Rathausturm hoch über Mosbach, zu treffen. Die RNZ sprach mit ihm über aktuelle Mosbacher Themen wie Werkrealschule, Leerstände in der Innenstadt oder die Jugendlichen, die zuletzt immer wieder unangenehm in der Stadt auffielen.

Herr Jann, wir befinden uns heute auf dem Rathausturm. Vor genau einem Jahr trafen wir uns hier schon einmal. Wie beurteilen Sie die vergangenen zwölf Monate?

Rückblickend hatten wir in Mosbach einige Themen, die nicht ganz konfliktfrei und in unserer Bevölkerung doch umstritten waren: vom Pfalzgrafenstift über Schulthemen bis hin zur geplanten Zwischenlagerung von Sonderabfällen auf dem Areal der ehemaligen Neckartalkaserne. Es waren unruhige Zeiten, welche die Arbeit im Gemeinderat nicht immer ganz einfach gemacht haben. Aber diese ,heißen Eisen’ müssen wir im Gemeinderat auch besprechen. Denn gemeinsam müssen wir bei diesen Themen die Richtung festlegen.

Vor welchen Herausforderungen steht denn Mosbach in Zukunft?

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Vier Herausforderungen möchte ich gerne nennen. Zum einen ist die Tendenz festzustellen, dass verstärkt ältere Menschen in der Nähe unserer Altstadt Wohnungen suchen. Und die neu errichteten Wohnungen schnell verkauft sind. Daher hat für mich die Erschließung eines neuen, größeren Wohngebiets im Stadtgebiet, am Hungerberg, Priorität. Zum anderen erleben wir eine verstärkte Nachfrage nach Gewerbeflächen, nicht nur im "Techno" auf der Asbacher Höhe, sondern auch in Lohrbach. Weshalb wir neue Gewerbesiedlungsflächen entwickeln wollen. Dabei möchten wir das Weiße Feld III verstärkt angehen.

Und was wären die beiden anderen Herausforderungen?

Die dritte ist die Mobilität. Künftig sollen die Autofahrer in Mosbach auf einer App sehen können, wo in der Stadt noch Parkplätze frei sind. Dieses Projekt läuft schon erfolgreich in anderen Städten, und wir wollen es in Mosbach nun testen. Zudem benötigen wir neue Mobilitätskonzepte für unsere Innenstadt, und unsere Radwege sollen optimiert werden. Denn: Unsere Altstadt soll grüner werden. Zum Schluss wollen wir die Digitalisierung der Mosbacher Schulen und unserer Verwaltung weiter vorantreiben. Damit die Bürger künftig noch mehr als bisher online erledigen können. Gleichzeitig beabsichtigen wir, unsere Internetseite neu zu gestalten.

Das "Lumpenglöckle" soll früher auch den letzten Zecher nach Hause gerufen haben. Zuletzt gab es eine Entwicklung in Bezug auf Jugendliche, die unangenehm in der Stadt auffielen. Hören diese Jugendlichen das "Lumpenglöckle" nicht?

Wohl nicht. Es ist zwar etwas ruhiger in der Innenstadt geworden, aber das Problem ist nicht gelöst. Denn wir müssen feststellen: Mit repressiven Mitteln alleine kommen wir nicht weiter. Daher haben wir beim Landratsamt einen Streetworker angefragt. Um das Problem zu lösen, benötigen wir einen Sozialarbeiter, der auf die Jugendlichen eingeht und sie von der Straße holt.

Die "Schülerlenkung" war in jüngster Zeit ein geflügeltes Wort. Diese führte nun aber nicht wirklich ans gewünschte Ziel. Was nun?

Mit Blick auf die Müller-Guttenbrunn-Schule haben wir als Juniorpartner die Schülerlenkung ernsthaft versucht. Das Heft des Handelns hatten dabei nicht wir, sondern das Staatliche Schulamt in seiner Hand. Aber der gewünschte Erfolg trat tatsächlich nicht ein. Damit konnte nun zum zweiten Mal in Folge keine Eingangsklasse der Werkrealschule gebildet werden. Was zur Folge haben wird: Wir werden wohl im Herbst einen Bescheid vom Regierungspräsidium Karlsruhe in unserem Briefkasten vorfinden, mit dem der Werkrealschulstandort Müller-Guttenbrunn-Schule wahrscheinlich aufgehoben wird. Weshalb wir uns nun im Gemeinderat ergebnisoffen Gedanken über die Optionen machen müssen. Und gleich im Anschluss müssen wir öffentlich über die Alternativen diskutieren, um die betroffenen Lehrer und Eltern einzubinden. Deshalb ist mir eine Klausursitzung des Gemeinderats zur Schulentwicklung in nächster Zeit wichtig.

Zuletzt hat es wieder Unmut darüber gegeben, dass die Stadt das Restaurant der Alten Mälzerei in Eigenregie betreibt. Können Sie dies nachvollziehen?

Mir hat sich bei der Kritik noch nicht ganz erschlossen, ob nun jemand von "Gastro plus" das Restaurant übernehmen will oder was genau der Antrieb ist? Denn: Wir halten uns strikt an die gesetzlichen Vorgaben, so haben wir eine Trennungsrechnung eingeführt. Und soweit ich es beurteilen kann, liegen wir mit dem Preisgefüge der im Restaurant angebotenen Speisen im normalen Mittelfeld. Überdies darf die Stadt keinerlei Zuschüsse in die Gastronomie der Alten Mälzerei fließen lassen. Das Restaurant muss sich wirtschaftlich selbst tragen. In der Tat wirkten sich im vergangenen Jahr die Investitionen, die normal nach einer Übernahme eines Restaurants sind, negativ auf das Ergebnis aus. Aber spätestens 2020 erwarte ich, dass das Restaurant in die schwarzen Zahlen kommt.

Die Kommunalwahlen hatten eine Überraschung parat: Sie sind nicht mehr in den Kreistag gewählt worden. Wie beurteilen Sie den Ausgang?

Das Ergebnis hat mich schon überrascht. Sicherlich trugen die zuletzt kontroversen Mosbacher Themen auch zu diesem Wahlausgang bei.

Und welche Schlüsse haben Sie daraus gezogen?

Künftig müssen wir unsere kommunalpolitischen Themen besser kommunizieren. Mit kritischen Angelegenheiten müssen wir früher in die Öffentlichkeit, hier müssen wir uns selbstkritisch hinterfragen und etwas ändern. Auch in Zukunft werden wir "heiße Eisen" anpacken und diese Themen in den Gemeinderat bringen. Schließlich will ich als Oberbürgermeister unsere Stadt weiter voranbringen. Denn ich bin kein Verwalter, sondern ein Gestalter.

Könnten Sie bitte folgende Sätze vervollständigen?

Die Duale Hochschule (DHBW) soll in das Obertorzentrum einziehen, weil...

...es eine einmalige Chance für die DHBW wäre, ihrem Baukompetenzzentrum dort - in der Nähe ihres Hauptcampus Lohrtalweg - eine Heimat zu geben. Und wir hätten für die Problemimmobilie, die das Obertorzentrum derzeit leider ist, eine langfristige und nachhaltige Lösung gefunden. Im Übrigen: Wir sind derzeit in guten Gesprächen, dass ab November das dortige Parkdeck wieder betrieben wird.

Das Motto der DHBW-Studierenden "I love Nixlosbach" finde ich ...

... ein wenig übertrieben. In Mosbach ist schon etwas los. Nehmen wir nur mal den Mosbacher Sommer mit seinen zahlreichen Veranstaltungen oder die Angebote unserer Gastronomie.

Den Einstieg eines (neuen) chinesischen Investors bei Hüller Hille sehe ich ...

... positiv-kritisch.

Dass eine Lösung für das Dauerthema Pfalzgrafenstift gefunden wurde, ist ...

... ein Gewinn für alle Seiten. Der Diskurs dazu war erforderlich. Mit diesem Ergebnis können die Bürgerinitiative und die Stiftung zufrieden sein.

Die Leerstände in der Innenstadt sind immer wieder ein Thema. Wie bewerten Sie die Situation?

Diese Entwicklung trifft fast alle Städte und Gemeinden in Deutschland. Hauptursache ist der Strukturwandel im Einzelhandel. Vor allem der Online-Handel stellt eine starke Konkurrenz dar. Die Situation in unserer Innenstadt könnte besser sein, deshalb haben wir einen Arbeitskreis mit unterschiedlichen Akteuren gebildet, um neue Konzepte zu entwickeln. Als Stadt können wir aber nur einen Rahmen bieten, unsere Altstadt u. a. mit unseren Märkten beleben, die Innenstadt sanieren und für Frequenzbringer sorgen. Deshalb war mir die Errichtung der Mediathek in der Innenstadt als Magnet wichtig. Im Vergleich zu anderen Städten stehen wir aber dennoch gut da. Manches Mal habe ich den Eindruck, wir Mosbacher sehen, was wir nicht haben. Übersehen dabei aber leider, was uns positiv hervorhebt. Hierbei würde ich mir manches Mal eine ausgewogenere Sichtweise wünschen.

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