Kommt weiteres Abbaumaterial aus EnBW-Kernkraftwerken in die Region?
Die "AtomErben" sehen eklatante Mängel - Initiative übt Kritik

Die Initiative 'Atomerbe Obrigheim' kritisiert die unvollständigen und oberflächlichen Unterlagen für die Öffentlichkeitsbeteiligung. Foto: Heiko Schattauer
Obrigheim. Beim jüngsten Treffen der Initiative "AtomErbe Obrigheim" in Neckarelz ging es vor allem um den Rückbau des älteren Blocks des AKW Philippsburg. Begrüßt wurde, dass nach Obrigheim zwei weitere Atomkraftwerke in Baden-Württemberg - jeweils Block 1 in Neckarwestheim und in Philippsburg - abgeschaltet sind und auf Antrag des Betreibers EnBW zurückgebaut werden sollen.
Aber wie rund 2800 Einwender übten die Mitglieder auch Kritik am Genehmigungsverfahren, vor allem an den unvollständigen und oberflächlichen Unterlagen für die Öffentlichkeitsbeteiligung, die für eine Bewertung der Sicherheitsmaßnahmen des Vorhabens als nicht ausreichend betrachtet wurden.
Beim Vergleich mit den Rückbau-Genehmigungen für das Kernkraftwerk Obrigheim konnte in wesentlichen Punkten keine Verbesserung festgestellt werden: Der veröffentlichte "Sicherheitsbericht" für den Block 1 des AKW Philippsburg habe nur ein Drittel des Umfangs der entsprechenden Unterlagen für Obrigheim, dabei sei in etwa ein Abbauumfang beantragt, der für das KWO auf drei Genehmigungen verteilt war. Damit würde ein Vorhaben für zehn bis 15 Jahre Dauer genehmigt, das kaum überschaubar sei.
Unzufrieden berichtete Boris Cotar aus Mosbach, Teilnehmer der 30-Stunden-Erörterung in Philippsburg: "Wenn die geplanten Maßnahmen nicht konkret beschrieben oder wie die neuen Standort-Abfalllager und Reststoffbearbeitungszentren gar nicht Bestandteil der Genehmigungen sind, macht die Öffentlichkeitsbeteiligung keinen Sinn."
Nicht widerlegt worden sei von der EnBW auch der Verdacht der Einwender, dass entgegen dem Minimierungsgebot der Strahlenschutzverordnung nicht die beste verfügbare Abluft-Filterungstechnik vorgesehen sei.
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Eine weitere Parallele zu Obrigheim sei, dass EnBW für die Rückbauprojekte in Philippsburg und Neckarwestheim vorhabe, die hoch radioaktiven Brennelemente während des Abbaus in der Anlage zu belassen, was nach Ansicht der Initiative zusätzliche Risiken und Gefahren bedeute. Als Grund waren in Philippsburg Lieferschwierigkeiten für die Castor-Behälter genannt worden, die für eine Umlagerung der Brennelemente ins Standort-Zwischenlager notwendig sind.
Ein eklatanter Mangel sei laut AtomErbe-Vertretern auch, dass die sog. Freigabe von Abbaumaterialien nicht Bestandteil der Rückbau-Genehmigungen ist. So dürften Tausende Tonnen an niedrig radioaktiv belastetem Abbaumaterial als "normaler" Abfall deponiert oder verbrannt werden. Nach Informationen der Initiative darf solches "freigemessene" Material aus Philippsburg auch auf die Sondermülldeponie Billigheim und ins Müllheizkraftwerk Mannheim gebracht werden, Abbaumaterial aus dem KWO befinde sich bereits in Buchen-Sansenhecken.
Gertrud Patan (Schefflenz) hat Bedenken: "Ich wohne etwa zehn Kilometer südlich von der Deponie Buchen, etwa zehn Kilometer nördlich von der Sondermülldeponie Billigheim, und von Westen trägt der Wind radioaktive Partikel aus den Schornsteinen des KWO und des Müllheizkraftwerks Mannheim her. Wie kann ich mich da sicher fühlen?"



