Kernkraftwerk Obrigheim: Der Atom-Transfer spaltet die Meinungen
Die Genehmigung zur Umsetzung von Brennelementen aus dem Kernkraftwerk Obrigheim nach Neckarwestheim löst unterschiedliche Reaktionen aus

Bald raus? Noch ruhen die verbrauchten Brennelemente aus Betriebszeiten des Kernkraftwerks Obrigheim im Nasslager vor Ort. 2017 sollen sie aber ins bestehende Zwischenlager nach Neckarwestheim transferiert werden - was nicht jedem gefällt. Foto: schat
Von Heiko Schattauer
Obrigheim. Während die verbrauchten Brennelemente weiter in ihrem Nasslager ruhen, nehmen drum herum die Pläne für ihre weitere Deponierung immer konkretere Formen an. Am Mittwoch gab das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) grünes Licht für eine Einlagerung von Brennelementen aus dem Kernkraftwerk Obrigheim (KWO) im bestehenden Zwischenlager des Kernkraftwerks Neckarwestheim (GKN). Damit fehlt für einen Transfer der strahlenden Überreste aus Zeiten der Stromproduktion - 2005 ging das KWO vom Netz - von Obrigheim nach Neckarwestheim nur noch die Genehmigung für den Transport. Ein entsprechender Antrag des Energiekonzerns EnBW ist seit Januar 2014 in Überprüfung.
Die Nachricht von der geänderten Aufbewahrungsgenehmigung und der damit verbundenen Wahrscheinlichkeit, dass die Brennelemente schon bald in Richtung Neckarwestheim überführt werden könnten, löst durchaus unterschiedliche Reaktionen aus. "Wir finden das gut", erklärt Obrigheims Bürgermeister Achim Walter, "das ist schließlich ein Baustein der Rückbaukonzeption für Obrigheim." Ohne ein eigenes Zwischenlager vor Ort habe man bessere Möglichkeiten der Weiterentwicklung des dann "brennstabfreien" Standorts, eine konventionelle Nachnutzung sei dann eher realisierbar. Walter will auch den schwach- bis mittelmäßig radioaktiven Abbaumüll, der bis auf Weiteres vor Ort deponiert wird, möglichst schnell los werden. Und hofft auf zeitige Inbetriebnahme des dafür konzipierten Schachts "Konrad" (bei Gütersloh). Unabhängig davon fasst Walter zum Plan des Brennelemente-Transfers zusammen: "Das ist die beste Entscheidung für Obrigheim."
Bei der Initiative "AtomErbe Obrigheim" sieht man das ein wenig anders: "Wir halten nach wie vor nichts von den Plänen", sagt Sprecherin Gertrud Patan auf Nachfrage der RNZ. Für sie zählt nach wie vor der Grundsatz, dass Atommüll dort gelagert werden soll, wo er produziert wurde. Zumindest solange, bis es ein geeignetes, sicheres Endlager dafür gibt. Der Initiative fehlt im Hinblick auf die erteilte Genehmigung ein "Sicherheitsvergleich". So habe es keine Studie gegeben, welche Lager-Lösung für die Obrigheimer Brennelemente denn die sicherste wäre.
Von einem neuen Standortzwischenlager in Obrigheim hätten sich Patan und Co. zumindest einen höheren Sicherheitsstandard erwartet als bei dem seit etlichen Jahren betriebenen in Neckarwestheim. "Und dann muss man ja noch die Gefahren des Transports mit betrachten", erklärt Gertrud Patan. Vor allem vor dem Hintergrund, dass das in Castorbehälter verpackte strahlende Gut erstmals auf dem Wasserweg (sprich dem Neckar) transportiert werden soll.
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Wenig Begeisterung löste die Nachricht vom grünen Licht für eine Einlagerung der Castoren aus Obrigheim im GKN-Lager auch bei Neckarwestheims Bürgermeister Jochen Winkler aus. Mithilfe von Gutachtern wolle man die zugrunde liegenden Unterlagen prüfen, möglicherweise gegen die zusätzliche Belastung durch die KWO-Brennelemente vorgehen.
Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller wiederum findet: Es sprechen gute Gründe dafür, die Castoren aus Obrigheim in Neckarwestheim zwischenzulagern. Zum einen gebe es dort Kapazität, zum anderen müsse so kein weiteres Zwischenlager gebaut werden. Und zudem könne Obrigheim auf diesem Weg bis etwa 2025 komplett kernkraftfrei werden.
Voraussetzung für diese Vision ist nun allerdings noch die Genehmigung für den Transport der Brennelemente. Weitere Planungen zum Transfer könnten aber auch ohne eine Transportgenehmigung durchgeführt werden, heißt es von der EnBW auf Nachfrage. "Angaben zu zeitlichen Abläufen von Beladung und Transport sind noch nicht belastbar möglich", führt eine Konzernsprecherin zu einem möglichen Zeitfenster für den Transfer weiter aus. Sofern die Schiffsanlegestelle in Neckarwestheim wie erwartet Anfang 2017 fertig werde und eine Transportgenehmigung vorliege, gehe man aber davon aus, "dass der Transport im Jahr 2017 stattfinden wird."
Wann abschließend über den Antrag der EnBW zum Transport befunden wird, ist offen. Das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) erläutert dazu: "Ob und wie schnell eine Genehmigung erteilt werden kann, hängt maßgeblich von Vollständigkeit und Qualität der eingereichten Nachweisunterlagen ab", erläutert eine BfE-Sprecherin gegenüber der RNZ. Und ergänzt: "Werden alle Genehmigungsvoraussetzungen erfüllt, muss das BfE eine Genehmigung erteilen, ein Ermessensspielraum der Behörde besteht nicht".



