Etliche Unwetterschäden im Neckar-Odenwald-Kreis noch immer nicht beseitigt

Fast ein halbes Jahr nach den schweren Unwettern im Kreis sind bei den Gemeinden noch nicht alle Schäden behoben.

09.11.2016 UPDATE: 10.11.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 52 Sekunden

In einem Stück kam der neue Durchlass unter der Friedensstraße. Hier richteten Geröll und Wasser, die beim Unwetter im Mai vom Berg herunter kamen, besonders viel Schaden an. Aber auch an der Gemeindeverbindungsstraße Lauerskreuz ist noch einiges zu tun. Fotos: privat

Von Stephanie Kern

Neckargerach. Diesen Abend wird Bürgermeister Norman Link wohl niemals vergessen. Am 28. Mai feierten er und seine Frau Polterabend. Und der Kreis wurde von einem Unwetter, wie man es noch nicht erlebt hatte, getroffen. Auch Neckargerach blieb von Regenmassen nicht verschont, aus Waldbrunn kam das Wasser mit Wucht die "Tiefe Steige" durch den Wald herunter, in der kleinen Gemeinde am Neckar wurde viel zerstört. Hochwasser kennt man hier. Seebach und Neckar treten öfter mal über die Ufer. Aber so etwas hatte man hier noch nicht erlebt: Geröll, Äste, Wasser, Schlamm kamen den Berg hinunter und zerstörten Straßen und Kanäle, Keller liefen voll. Privatleute wie auch die Gemeinde sind seitdem mit Aufräumarbeiten und dem Wiederaufbau beschäftigt.

Ein großer Brocken war die Friedensstraße in Neckargerach: Ein Durchlass und die Straßendecke waren zerstört, Stromkabel wurden weggespült. "Seit Mai ist kein Tag vergangen, an dem uns das Unwetter nicht beschäftigt hat", sagt der Neckargeracher Rathauschef rückblickend. Sofort seien natürlich provisorische Lösungen umgesetzt worden. Aber die Friedensstraße musste komplett neu gemacht werden. Etwa 100.000 Euro kostete der Wiederaufbau der Straße mit Durchlass für das Wasser, das vom Berg kommt, berichtet Link. Geld, das an anderer Stelle eingespart werden muss, für das man andere Projekte vertagen muss. "Ich nehme an, wir kriegen es hin, auch ohne Nachtrag", ist Link dennoch zuversichtlich. Vorsorglich wurden Anträge beim Land eingereicht, auch die Gemeinden brauchen bei der Beseitigung der Unwetterschäden Hilfe. Auf 350.000 bis 400.000 Euro insgesamt schätzt Link ganz grob die Kosten für die Beseitigung der Schäden in Neckargerach.

Und das, obwohl in der kleinen Gemeinde auch andere Aufgaben drängen. Zum Beispiel die Sanierung der Schule. "Daran lasse ich nicht rütteln", sagt Link. Und auch manche der 18 (!) Brücken in Neckargerach müsste eigentlich saniert werden. Jede einzelne habe nach dem Unwetter geprüft werden müssen, die Kanäle wurden abgefahren, das Bachbett des Seebachs ausgebaggert. Das Ergebnis dieser Baggeraktionen liegt übrigens als Haufen im Wald. Der Hügel ist ungefähr fünf Meter hoch, zehn Meter lang und acht Meter breit - eine schier unglaubliche Masse Erde und Geröll.

Das Unwetter verursachte Kosten, mit denen niemand gerechnet hat. Deshalb hoffen die vom Unwetter betroffenen Gemeinden, einen weiteren Antrag beim Ausgleichsstock einbringen zu können.

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Auch der Hochwasserschutz muss ganz neu aufgerollt werden, denn nun weiß man: nicht nur von unten (Neckar), sondern auch von oben (Waldbrunn) droht Gefahr. So gibt es nun direkt vor dem Durchlass an der Friedensstraße Bremssteine. Weiter oben - entlang der Straße zum Lauerskreuz - ist auch schon etwas geplant. Ganz wichtig sei gerade im Nachgang des Unwetters der Kontakt mit dem Gewässerschutz des Landratsamtes gewesen. Und der wird weiterhin wichtig bleiben. "Wie kann man das Geröll aus dem Dorf heraushalten?", fragt Link. Für die Antwort braucht es Beratung - und Fördergelder. "Da sind wir sehr froh, beim Landratsamt einen Mittelsmann zu den Fördergeldern zu haben", so Link. Denn man müsse dafür sorgen, dass nichts mehr von oben kommt.

Weiter "oben", an der Gemeindeverbindungsstraße Lauerskreuz, ist das Unwetter dann noch einmal ganz nah. Beziehungsweise die Schäden noch stark sichtbar. Das "Flussbett" entlang der Straße ist drei- bis viermal so breit wie vorher, an der Brücke fehlen die Seitenwände, die Böschung entlang der Straße wurde an vielen Stellen unterspült, der Randstreifen ist an vielen Stellen um bis zu einen halben Meter abgesackt. Trotzdem sagt Norman Link: "Ich hatte großen Respekt vor dem was uns erwartet, aber mittlerweile sehe ich Licht am Ende des Tunnels." Man wisse, die Straße sei teilweise unterspült, der Rand wurde an manchen Stellen gesperrt. Aber die Straße trage. Die Planungen laufen. 200.000 Euro werde es wahrscheinlich kosten, die Böschung wieder aufzubauen, die Straße zu richten.

"Die Böschung wird abgetragen und schichtweise wieder aufgetragen, damit sie die Last trägt, wenn wir die Straße wieder aufbauen", erklärt Link. Dafür soll das Material verwendet werden, das unten im Wald liegt. Mit Geröllfängen will man das Dorf für die Zukunft schützen. Stahlträger, die ins Bachbett gestellt werden, sollen herabfallendes Geröll auffangen, und so soll das Bachbett auf natürliche Weise wieder ansteigen.

Die Gemeinde hat noch einige "dicke Brocken" vor sich. Einer gehört nun allerdings zum Ortsbild von "Gerich". Beim Unwetter ist ein großer Stein die Tiefe Steige herunter gekommen. Der soll nun liegen gelassen werden. Fast wie ein Erinnerungsstein. Den bräuchte Norman Link eigentlich nicht. Das Unwetter, da ist er sicher, wird er auch so nicht vergessen...

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