Unwetterschäden in Mosbach: Verwaltungsspitze weist Vorwürfe zurück

Hätten Unwetterschäden vermieden werden können? - Im Rahmen der Gemeinderatssitzung wehrte sich OB Jann gegen Anschuldigungen

30.06.2016 UPDATE: 01.07.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 28 Sekunden

Wie wird die Sanierung der Mosbacher Schorre finanziert? Und hätten die Schäden, die im Zuge des Starkregenereignisses an der Straße entstanden sind, vermieden werden können? Zu diesen Fragen äußerte sich OB Michael Jann im Gemeinderat. Foto: B. Wössner

Von Brunhild Wössner

Mosbach. Gegen Ende der Gemeinderatssitzung am Mittwoch ging es noch einmal um das Unwetter, das Mosbach am 4. Juni mit voller Wucht getroffen hat. Im letzten Tagesordnungspunkt zitierte Oberbürgermeister Michael Jann aus E-Mails und Briefen von Geschädigten, die ihn danach erreicht haben. Das Spektrum der Reaktionen reicht vom höchsten Lob über Kritik bis hin zu persönlichen Angriffen. Die schnelle unbürokratische Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr Mosbach fand höchste Anerkennung, beispielsweise, was die zügige und unbürokratische Ausgabe der Sandsäcke angeht.

Schuldzuweisungen, wie sie in Leserbriefen in der Rhein-Neckar-Zeitung geäußert worden waren, möchte der Verwaltungschef allerdings nicht unkommentiert stehen lassen. Er legte deshalb am Sitzungsende noch einmal seine Sichtweise hierzu dar. Dass Oberbürgermeister und Bürgermeister bei Besichtigung der Schäden als "Schaulustige" bezeichnet worden seien, komme für ihn fast einer Beleidigung nahe. Zugleich zeigte Jann Verständnis dafür, dass die Betroffenen "nicht gerade begeistert sind", wenn nach einem derartigen Unwetter von "Erschließungskosten" bei der notwendigen Sanierung der Schorre die Rede ist.

Was dagegen Behauptungen angehe, dass "die Stadt bzw. die Stadtwerke die Straßenschäden mit zu verantworten haben, weil die Entwässerung der Wasserstation im Hardwald nicht funktionierte" sei schlichtweg falsch. Stadtplaner Stefan Baumhackel machte noch einmal deutlich, dass das Wasser nicht vom kleinen Grundstück der Stadtwerke am Hardwald gekommen sei. Am 4. Juni sei das Wasser vielmehr aus einem größeren Einzugsgebiet vom Bergfeld heruntergeflossen, über das ein Starkregen niedergegangen war. Die Verrohrung im Bereich des Grundstücks der Stadtwerke sei jedoch viel zu klein, um derartige Wassermassen aufnehmen zu können. Bereits nach circa 40 Metern käme die Leitung wieder an die Oberfläche und im Übrigen hätten Holz und Geröll alsbald den Zugang blockiert. Also habe unterirdisch gar nichts in Richtung Schorre fließen können, wie Baumhackel anhand von Bildern zeigte.

Kurz: Es habe sich eindeutig um Oberflächenwasser gehandelt, das in die Schorre floss. Eine wichtige Schiene waren Waldwege und dabei besonders einer, der vom Hardhof zur Schorre hinunterzieht. All diese Umstände hatten dafür gesorgt, dass Wasser in noch nie da gewesener Menge auf die Schorre getroffen war, die zugegebenermaßen keine funktionierende Entwässerung gemäß dem aktuellen Stand der Technik aufweise.

Selbst der erfahrene Revierleiter Glaser habe an dieser Stelle im Wald überhaupt noch nie Wasser gesehen, wie auch Anwohner in Jahrzehnten Wassermassen in diesem Ausmaß noch nie zu Gesicht bekommen hätten. Einem derartigen Ausnahmezustand sei deshalb nur schwer präventiv zu begegnen. Für diese Extremereignisse bautechnisch zu planen, sei deshalb unrealistisch, so Baumhackel. Dazu müsste man Rohre mit enormen Durchmessern verlegen. Unwetter wie sie bisher allenfalls aus dem Schwarzwald, Südbaden und dem Bodenseeraum bekannt seien, träten aufgrund des Klimawandels aber anscheinend jetzt auch in heimischen Gefilden auf.

Die Verwaltungsspitze forderte eingedenk dessen dazu auf, die persönliche Absicherung mit Elementarschadensversicherungen zu prüfen und sich gegebenenfalls gegen Wasserschäden zu versichern sowie Eigenmaßnahmen zu ergreifen. So helfe manchmal schon eine knapp 80 Zentimeter hohe Spundmauer vor einer Kellertür, damit Dreck im Überflutungsfall nicht ins Haus eindringe. Was die Erschließungskosten angehe, sei der städtische Eigenanteil gesetzlich geregelt und das höchstrichterlich bestätigt, worauf Jann während der Sitzung mehrfach hinwies. Gleichwohl sicherte er von Verwaltungsseite zu, den Betroffenen in Härtefällen im Rahmen des rechtlich Möglichen entgegen zu kommen. Für zukünftige Bauherren oder Immobilienbesitzer empfahl Baumhackel noch aussagekräftige Broschüren mit Wissenswertem zur Entwässerung und Kanalisation, die im Technischen Rathaus in Mosbach verfügbar seien.

Nach dem aktuellen Stand der städtischen Finanzhilfe für Unwettergeschädigte erkundigte sich Werner Baier (CDU). Stadtkämmerer Wolfgang Baur wusste zu berichten, dass bisher 13 000 Euro bewilligt sind, davon entfielen 5000 Euro auf ein Unternehmen. Acht bis zehn private Antragsteller gebe es bisher. Für Privatpersonen gelte für die Inanspruchnahme der Finanzhilfe jedoch eine Einkommensgrenze. Franz Otto Kipphan versuchte, die Wogen zu glätten und merkte an, dass keiner etwas für das Unwetterereignis könne, zumal die Kanäle sauber gewesen seien.

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