Das sagt Minister Hauk zum Obertorzentrum, der Bahn und dem Wald
Im Gespräch bezieht Minister Peter Hauk zu Themen wie DHBW-Erweiterung, Bahnverbindung nach Stuttgart und Waldzustand Stellung

Von Alexander Rechner
Neckar-Odenwald-Kreis. Die Herausforderung Klimawandel darf selbst während der Corona-Pandemie nicht in den Hintergrund rücken. Das fordert Landwirtschaftsminister Peter Hauk. Im RNZ-Interview spricht er außerdem über die Anbindung des Kreises an die Landeshauptstadt und den Erfolg der Dualen Hochschule.
Herr Hauk, die Duale Hochschule (DHBW) Mosbach möchte ihr Baukompetenzzentrum auf dem Areal des Mosbacher Obertorzentrums errichten. Jüngst hat Gerhard Lauth die Vision "richtungsweisender Neubau in avantgardistischer Architektur" aufgezeigt. Was halten Sie von der Idee?

Die DHBW Mosbach ist mittlerweile der größte Standort im ländlichen Raum. Sie ist eine Erfolgsgeschichte, von der der Neckar-Odenwald-Kreis in Gänze profitiert, eine wichtige Bildungseinrichtung in unserer Heimat. Dabei hebt sich unsere Hochschule mit dem Bauingenieurwesen nochmals ab, das ein deutschlandweit einzigartiger dualer Studiengang ist. Gerhard Lauth, mit dem ich in Kontakt stehe, hat eine Idee unterbreitet, die die Duale Hochschule Mosbach weiter voranbringen könnte. Mit einem nachhaltigen Neubau könnte die DHBW Mosbach wegweisend über die Landkreisgrenzen hinweg sein.
Das Land müsste ordentlich Geld in die Hand nehmen, um die Errichtung zu realisieren. Wie schätzen Sie die Chancen für einen Neubau ein?
Vor der Sommerpause habe ich ein Gespräch mit den Verantwortlichen des Amtes Vermögen und Bau Heilbronn, der Hochschule und der Stadt geführt, um die Situation zu erörtern. Die DHBW hat schließlich anerkanntermaßen ein Platzproblem. Aus meiner Sicht wäre diese Erweiterung am Campus sinnvoll und gut, deshalb wäre auch das Areal des Obertorzentrums die erste Wahl.
Vergangene Woche wurde bekannt, dass es doch keine umstiegsfreien Verbindungen der RE-Linie 10 von Neckarelz nach Stuttgart geben wird. Hängt das Land den Kreis ab?
Das Verkehrsministerium hatte vielen Pendlern aus dem Raum Mosbach Hoffnung gemacht, endlich wieder von Neckarelz aus mit dem Zug die Landeshauptstadt erreichen zu können. Dass dies nun durch eine willkürliche "Konzeptänderung" des Verkehrsministeriums zunichtegemacht wird, ist mehr als ärgerlich. In besonderer Weise stößt mir dabei die Art der Kommunikation auf, von "transparentem Austausch", wie ihn der grüne Verkehrsminister gerne ankündigt, war erneut keine Spur. Ich werde mich gegen die nun durchgesickerte "Konzeptänderung" einsetzen, damit der Kreis eben nicht abgehängt wird!
Landrat Dr. Achim Brötel spricht von einer Bankrotterklärung. Teilen Sie die Auffassung?
Es ist bitter, dass wir weiterhin nicht direkt mit der Landeshauptstadt verbunden werden. Gerade aus dem Raum Mosbach suchen täglich viele den Weg in die Landeshauptstadt. Viele davon wären bereit, ein funktionierendes Bahnnetz in Anspruch zu nehmen, vor allem auch jüngere Menschen könnten davon profitieren. Es wäre für den ländlichen Raum und die Menschen, die hier leben, ein sehr schlechtes Signal, wenn die Anbindung nicht kommt. Wenn wir den ländlichen Raum auch durch öffentliche Verkehrsmittel attraktiv halten wollen, sind solche Entscheidungen falsch.
Welche Erwartungen haben Sie an das Verkehrsministerium?
Die Bürger in und um Mosbach sind von dem nicht eingehaltenen Versprechen maßlos enttäuscht, es wundert mich nicht, wenn dann viele lieber auf das Auto umsteigen. Das kann nicht das Ziel eines Verkehrsministers sein, gerade dann nicht, wenn er der Grünen Partei angehört. Ländliche Mittelzentren wie Mosbach müssen in der Schienenplanung unbedingt besser berücksichtigt werden. Betrachtet man das Versprechen "RE 10 Neckarelz-Stuttgart", wäre es überfällig, dieses endlich zu realisieren.
Anderes Thema: Herr Forstminister, haben wir denn noch genügend Zeit, den Klimaretter Wald zu retten?
Gemeinsam können wir ihn retten – und in Baden-Württemberg nehmen wir uns mit einer großen Kraftanstrengung dieses Themas an. Mit dem Umbau der Wälder weg von anfälligen Nadelholz-Monokulturen hin zu stabilen Mischwäldern haben wir in Baden-Württemberg schon vor Jahrzehnten begonnen. Diesen Weg werden wir konsequent weiter fortsetzten – und den Umbau vorantreiben.
Wie geht’s dem Wald im Landkreis?
Unserem Wald im Neckar-Odenwald-Kreis macht wie praktisch allen Wäldern in Mitteleuropa der Klimawandel sehr zu schaffen, den wir immer stärker zu spüren bekommen.
Jüngst hat es wieder mehr geregnet. Hilft dieser Regen dem Forst nicht?
Nein. Das reicht nicht aus.
Überlagert gerade die Diskussion um das Coronavirus das große Klima- und Waldproblem?
Zurzeit treiben uns die Sorgen um die Corona-Pandemie weltweit umher. Dabei darf die Herausforderung Klimawandel nicht in den Hintergrund rücken. Die Förster im Land und auch im Neckar-Odenwald-Kreis haben die Lage aber im Blick. Die vom Borkenkäfer befallenen Bäume müssen raus aus dem Wald. Außerdem haben die Trockensommer der vergangenen drei Jahre dem Wald – auch bei uns – kräftig zugesetzt. Bis März haben wir nun die Möglichkeit, die Arbeiten im Forst anzugehen. Und das müssen wir auch, die Zeit läuft, denn ab etwa Anfang April fliegt der Borkenkäfer wieder. Alles, was wir im Herbst im Wald erledigen können, sollten wir anpacken.



