RE-Strecke Neckarelz-Stuttgart

Es ist ein "herber Rückschlag" für Berufspendler

Die RE 10 soll weiterhin nicht von Neckarelz bis Stuttgart durchfahren. Der Landrat und der Mosbacher OB protestieren beim Verkehrsministerium.

03.11.2020 UPDATE: 06.11.2020 21:00 Uhr 5 Minuten, 24 Sekunden
Das Eisenbahnverkehrsunternehmen „Abellio“ will die RE-Linie 10 ab Juni 2021 in Heilbronn weiterhin brechen. Foto: Stadt Mosbach

Neckar-Odenwald-Kreis. (lra/stm/rnz) Das Land Baden-Württemberg als Aufgabenträger für den Schienenverkehr plant offenbar eine "Konzeptänderung" bei der Regionalexpress-Linie 10 im Neckartal. Diese ist insbesondere für die zahlreichen Berufspendler aus dem Kreis eine zentrale Anbindung über Heilbronn hinaus in Richtung Stuttgart.

Das Eisenbahnverkehrsunternehmen "Abellio" will demnach die RE-Linie 10 von Mannheim über Stuttgart nach Tübingen ab Juni 2021 in Heilbronn weiterhin brechen. Damit wäre die gerade auch vom Land selbst immer wieder zugesagte und elementar wichtige direkte Verbindung von Neckarelz nach Stuttgart mit einem Schlag zunichte gemacht.

Landrat Dr. Achim Brötel sieht darin einen "herben Rückschlag für die jahrelangen gemeinsamen Bemühungen um eine bessere Anbindung des Elzmündungsraums" und meldet deshalb beim Verkehrsministerium Baden-Württemberg in einem Brief dringenden Gesprächsbedarf an. Die Berufspendler litten seit Dezember 2014 massiv unter dem Wegfall der umstiegsfreien Regionalbahnen von Neckarelz nach Stuttgart. Vor allem der Rückweg gestalte sich trotz Nacharbeiten immer noch als Abenteuer. Nach wie vor sei es in einer Vielzahl von Fällen nämlich schlicht nicht kalkulierbar, ob der Umstieg klappt oder nicht. Verlässlichkeit sehe jedenfalls mit Sicherheit anders aus. Viele seien deshalb inzwischen sogar wieder auf das Auto zurückgewechselt. Das könne aber doch nicht, so der Landrat, das Ziel der Verkehrspolitik sein.

Der Neckar-Odenwald-Kreis setzt sich schon seit Jahren vehement für den Erhalt bzw. die Wiedereinführung durchgängiger Verbindungen ein. Der Mobilitätspakt Heilbronn/Neckarsulm hat jetzt die Chance geboten, mit erheblicher, wenn auch systemwidriger kommunaler Mitfinanzierung in den Nachmittags- und Abendstunden wenigstens drei durchgängige Regionalbahnen von Stuttgart nach Neckarelz durch Abellio fahren zu lassen. Damit sollte ab Dezember 2019 wieder die Möglichkeit bestehen, verlässlich am Zielbahnhof Neckarelz anzukommen.

Bereits zum Jahresfahrplan 2020 wurde der Neckar-Odenwald-Kreis jedoch mit der Tatsache konfrontiert, dass Abellio diese Leistung nicht erbringen konnte. Die Züge werden seitdem in Heilbronn gebrochen. Ab Dezember 2020 wollte Abellio die Züge, wie im Ausschreibungsfahrplan vorgesehen, dann allerdings durchgängig fahren. "Davon scheint man sich jetzt aber heimlich, still und leise und mit dem Segen des Landes auch wieder verabschiedet zu haben", schreibt das Landratsamt in einer Pressemitteilung.

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Dieses Vorgehen, so Landrat Brötel in seinem Schreiben an den Amtschef des Verkehrsministeriums, Ministerialdirektor Prof. Dr. Uwe Lahl, enttäusche ihn maßlos, zumal gerade in den letzten Jahren stets ein guter Dialog zwischen dem Ministerium und dem Neckar-Odenwald-Kreis stattgefunden habe. Die "Konzeptänderung" sei im Grunde nichts anderes als eine Bankrotterklärung und müsse deshalb umgehend wieder korrigiert werden. Die Fahrgäste aus dem Neckar-Odenwald-Kreis hätten ein Anrecht auf die immer wieder versprochenen umstiegsfreien Verbindungen. Da stehe das Verkehrsministerium definitiv im Wort.

Auch Mosbachs Oberbürgermeister Michael Jann hat in einem Brief an das Ministerium das Einlösen der vom Land gegebenen Versprechen eingefordert.

MdL Georg Nelius suchte das Gespräch mit Ministerialdirektor Dr. Uwe Lahl, Amtschef im Ministerium für Verkehr. Dabei habe er den Amtschef an die Zusage des Landes erinnert, ab Dezember 2019 durchgehende Expresslinien von Mosbach-Neckarelz nach Stuttgart und zurück zu schaffen.

Wie der SPD-Landtagsabgeordnete mitteilt, habe Lahl unterstrichen, dass die bestehenden Verbindungen von Neckarelz nach Stuttgart um 6.19 Uhr, 6.50 Uhr und 7.52 Uhr ebenso wie die durchgehenden Verbindungen von Stuttgart nach Neckarelz um 16.19 Uhr und 18.19 Uhr bestehen blieben.

Nelius begrüßt die Zusage, dass mit dem Fahrplanwechsel weitere durchgehende Verbindungen von Neckarelz nach Stuttgart geplant seien. "Die Gesamtsituation für die Bahnreisenden und Berufspendler würde sich dadurch sogar deutlich verbessern." Auch werde das Ministerium, sagte Lahl, erneut prüfen, ob es doch noch eine Möglichkeit gebe, die RE-Linie 10 von Mannheim über Mosbach-Neckarelz nach Stuttgart ohne Umstieg in Heilbronn durchzubinden.

Update: Freitag, 6. November 2020, 21 Uhr


Weitere durchgehende Verbindungen geplant

Der Landtagsabgeordnete Georg Nelius sprach mit dem Amtschef im Verkehrsministerium über RE-Linie nach Stuttgart.

Mosbach. (ar/pm) Mit Enttäuschung und Verärgerung haben Landrat Achim Brötel, Mosbachs Oberbürgermeister Michael Jann und MdL Peter Hauk auf die neuen Fahrpläne für die Regionalexpress-Strecke von Neckarelz Richtung Stuttgart reagiert. Auch MdL Georg Nelius nahm sich gleich des Themas an und suchte das Gespräch mit Ministerialdirektor Dr. Uwe Lahl, Amtschef im Ministerium für Verkehr.

In diesem Gespräch habe er den Amtschef an die Zusage des Landes erinnert, ab Dezember 2019 durchgehende Expresslinien von Mosbach-Neckarelz nach Stuttgart und zurückzuschaffen. Die beabsichtigte Konzeptänderung sorge für großen Ärger im Neckar-Odenwald-Kreis. "Das Unvermögen von Abellio, eine stabile Verbindung zu garantieren, könne für das Verkehrsministerium nicht als Entschuldigung dienen, die Verkehrsbeziehungen im ländlichen Raum zu schwächen", so Georg Nelius weiter.

Wie der SPD-Landtagsabgeordnete mitteilt, habe Uwe Lahl unterstrichen, dass die bestehenden Verbindungen von Neckarelz nach Stuttgart um 6.19 Uhr, 6.50 Uhr und 7.52 Uhr ebenso wie die durchgehenden Verbindungen von Stuttgart nach Neckarelz um 16.19 und 18.19 Uhr bestehen blieben.

Georg Nelius begrüßt die Zusage, dass mit dem Fahrplanwechsel weitere durchgehende Verbindungen von Neckarelz nach Stuttgart geplant seien. "Die Gesamtsituation für die Bahnreisenden und Berufspendler würde sich dadurch sogar deutlich verbessern", so Nelius weiter. Auch werde das Ministerium, sagte Lahl, erneut prüfen, ob es doch noch eine Möglichkeit gebe, die RE-Linie 10 von Mannheim über Mosbach-Neckarelz nach Stuttgart ohne Umstieg in Heilbronn durchzubinden.

Update: Donnerstag, 5. November 2020


RE 10 soll weiter nicht von Neckarelz bis Stuttgart durchfahren

Abellio will die Linie ab Juni 2021 in Heilbronn weiterhin brechen. Damit wäre die vom Land zugesagte Direktverbindung passe. Landrat und Mosbacher OB sind sauer.

Neckar-Odenwald-Kreis. (lra/stm/rnz) Pandemiebedingt sind die üblichen Fahrplankonferenzen in diesem Herbst ausgefallen. Stattdessen wurden die Ankündigungen für den Jahresfahrplan 2021 online zur Verfügung gestellt. Nur auf diesen verschlungenen Pfaden ist es deshalb jetzt auch bekannt geworden, dass das Land Baden-Württemberg als Aufgabenträger für den Schienenverkehr offenbar eine "Konzeptänderung" bei der Regionalexpress-Linie 10 im Neckartal plant. Die RE-Linie 10 ist insbesondere für die zahlreichen Berufspendler aus dem Kreis eine zentrale Anbindung über Heilbronn hinaus in Richtung Stuttgart.

Das Eisenbahnverkehrsunternehmen "Abellio" will demnach die RE-Linie 10 von Mannheim über Stuttgart nach Tübingen ab Juni 2021 in Heilbronn weiterhin brechen. Damit wäre die gerade auch vom Land selbst immer wieder zugesagte und elementar wichtige direkte Verbindung von Neckarelz nach Stuttgart mit einem Schlag zunichtegemacht.

Landrat Achim Brötel sieht darin einen "herben Rückschlag für die jahrelangen gemeinsamen Bemühungen um eine bessere Anbindung des Elzmündungsraums" und meldet deshalb beim Verkehrsministerium Baden-Württemberg in einem Brief dringenden Gesprächsbedarf an. Die Berufspendler litten seit Dezember 2014 massiv unter dem Wegfall der umstiegsfreien Regionalbahnen von Neckarelz nach Stuttgart. Vor allem der Rückweg gestalte sich trotz Nacharbeiten immer noch als Abenteuer.

Nach wie vor sei es in einer Vielzahl von Fällen nämlich schlicht nicht kalkulierbar, ob der Umstieg klappt oder nicht. Verlässlichkeit sehe jedenfalls mit Sicherheit anders aus. Viele seien deshalb inzwischen sogar wieder auf das Auto zurückgewechselt. Das könne aber doch nicht, so der Landrat, das Ziel der Verkehrspolitik sein.

Der Neckar-Odenwald-Kreis setzt sich schon seit Jahren vehement für den Erhalt bzw. die Wiedereinführung durchgängiger Verbindungen ein. Der Mobilitätspakt Heilbronn/Neckarsulm hat jetzt die Chance geboten, mit erheblicher, wenn auch systemwidriger kommunaler Mitfinanzierung in den Nachmittags- und Abendstunden wenigstens drei durchgängige Regionalbahnen von Stuttgart nach Neckarelz durch Abellio fahren zu lassen. Damit sollte ab Dezember 2019 wieder die Möglichkeit bestehen, verlässlich am Zielbahnhof Neckarelz anzukommen.

Bereits zum Jahresfahrplan 2020 wurde der Neckar-Odenwald-Kreis jedoch mit der Tatsache konfrontiert, dass Abellio diese Leistung nicht erbringen konnte. Die Züge werden seitdem in Heilbronn gebrochen. Ab Dezember 2020 wollte Abellio die Züge, wie im Ausschreibungsfahrplan vorgesehen, dann allerdings durchgängig fahren. "Davon scheint man sich jetzt aber heimlich, still und leise und mit dem Segen des Landes auch wieder verabschiedet zu haben", schreibt das Landratsamt in einer Pressemitteilung.

Dieses Vorgehen, so Landrat Brötel in seinem Schreiben an den Amtschef des Verkehrsministeriums, Ministerialdirektor Uwe Lahl, enttäusche ihn maßlos, zumal gerade in den letzten Jahren stets ein guter Dialog zwischen dem Ministerium und dem Neckar-Odenwald-Kreis stattgefunden habe. Die "Konzeptänderung" sei im Grunde nichts anderes als eine Bankrotterklärung und müsse deshalb umgehend wieder korrigiert werden. Die Fahrgäste aus dem Neckar-Odenwald-Kreis hätten ein Anrecht auf die immer wieder versprochenen umstiegsfreien Verbindungen. Da stehe das Verkehrsministerium definitiv im Wort.

Auch Mosbachs Oberbürgermeister Michael Jann hat in einem Brief an das Ministerium das Einlösen der vom Land gegebenen Versprechen eingefordert. Er verweist in seinem Schreiben auf Gespräche, die bereits im Jahr 2006 zu diesem Thema in Stuttgart geführt wurden. "Früh genug, um einen entsprechenden Verkehr zu planen und auszuschreiben."

Jann wundert sich, dass der Betreiber Abellio die Fahrplanstabilität als Grund für die Entscheidung gegen eine Direktverbindung bis Stuttgart aufführt, da die durchlaufenden Züge bisher noch gar nicht gefahren seien – und somit auch noch keine Erfahrungen vorliegen könnten. Mosbachs OB unterstreicht die Forderung, gegebene Zusagen einzuhalten und die umsteigefreien Züge schnellstmöglich auf die Gleise zu setzen.

Update: Dienstag, 3. November 2020

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