DHBW-Präsident Geilsdörfer erwägt keine rechtlichen Schritte
Mosbachs Präsident der Dualen Hochschule, Prof. Reinhold Geilsdörfer, hat zum Ende seiner Amtszeit einiges zu erklären - Die Strafanzeige wegen Vorteilsnahme habe nur der Dualen Hochschule geschadet

"Ohne die Wachstumsstrategie gäbe es in Mosbach heute nur halb so viele Studenten", sagt DHBW-Präsident Prof. Reinhold Geilsdörfer. Im RNZ- Gespräch bezieht er auch Stellung zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen und zur Finanzsituation der Hochschule. Fotos: Heiko Schattauer/DHBW (Yerlikaya)
Von Heiko Schattauer
Mosbach/Stuttgart. Theorie und Praxis gehören an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg seit jeher zusammen. Mitunter gehen Theorie und Praxis aber auch hier auseinander. Die theoretisch so besinnlich-friedliche Vorweihnachtszeit stellt sich für die in den vergangenen Jahren so erfolgreiche DHBW und insbesondere deren Präsidenten praktisch ganz anders dar. Finanzielle Engpässe, medialer Gegenwind, persönliche Angriffe - Prof. Reinhold Geilsdörfer muss als oberste Führungskraft der Hochschule dieser Tage einiges erklären. Die letzten Meter werden für den scheidenden Präsidenten zum Hürdenlauf. Noch bis Ende Januar läuft Geilsdörfers Amtszeit, der danach seine neue Stelle als Geschäftsführer der Dieter-Schwarz-Stiftung antritt. Und auch damit so manchen Kritiker auf den Plan ruft. Im Gespräch mit der RNZ äußert sich der ehemalige Rektor der Berufsakademie/DHBW Mosbach zu den jüngsten Entwicklungen, Schlagzeilen, Vorwürfen und künftigen Aufgaben.

Prof. Reinhold Geilsdörfer.
"Es gibt keine finanzielle Schieflage, wie sie in den Medien dargestellt wird", stellt Reinhold Geilsdörfer in Bezug auf die "Finanzkrise" fest, die der Dualen Hochschule zuletzt mehrfach in Veröffentlichungen zugeschrieben wurde. Die DHBW habe einen ausgeglichenen Haushalt. Auslöser war unter anderem ein Ausgabenstopp am DHBW-Standort Mannheim. Thema war dabei auch der Hochschulfinanzierungsvertrag (HFV), der im Jahr 2014 von DHBW und Wissenschaftsministerium als großer Erfolg dargestellt worden war. Inzwischen sieht man es weniger euphorisch: "Die gebratenen Tauben fallen nicht vom Himmel für uns", malt Geilsdörfer ein Bild von der Finanzsituation; vorhandene Mittel müssten sinnvoll eingesetzt werden.
Das oberste Ziel, das man bei den Verhandlungen zum HFV verfolgt habe, sieht Geilsdörfer dennoch erreicht: Eine stattliche Zahl an befristeten Beschäftigungsverhältnissen konnte verstetigt werden. "Das hatte oberste Priorität", sagt der DHBW-Präsident, "darüber waren sich alle Führungskräfte in der Hochschule einig." In der Tat: Am Standort Mosbach wurden 19 Stellen entfristet. Allerdings: Schon beim Semesterstart im Oktober hatte die hiesige Verwaltungsdirektorin auf RNZ-Nachfrage eingeräumt, dass das zusätzliche Geld für die Verstetigung beim Personal anderswo fehle. "Das stimmt", bestätigt auch Prof. Geilsdörfer: "Aber das war es uns wert". Verbesserungen sieht Geilsdörfer auch bei der Absicherung der Studienanfängerkapazität. Hier seien zeitweise lediglich 50 Prozent vollständig finanziert gewesen, inzwischen habe man immerhin 71 Prozent erreicht.
Die vor diesem Hintergrund geäußerten Vorwürfe, die DHBW sei hoffnungslos unterfinanziert auf einem fragilen Fundament gewachsen, weist Geilsdörfer zurück. "Wir wollten nie Wachstum um jeden Preis, sondern haben die große Nachfrage der mit uns kooperierenden Unternehmen bedient", erklärt Geilsdörfer: "In Mosbach gäbe es heute nur halb so viele Studenten ohne diese Wachstumsstrategie."
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Ob der große Erfolg, das große Wachstum der DHBW mit dem HFV tatsächlich belohnt wurde, ist zweifelhaft. Das Gesmatbudget pro Student ist nicht gestiegen, Mittel scheinen vielmehr umgeschichtet. Gestiegen ist unterdessen die Zahl der Mitarbeiter im DHBW-Präsidium. Das scheint nun Wissenschaftsministerin Theresia Bauer zu stören, die laut Stuttgarter Zeitung einen deutlichen Personalabbau in der DHBW-Zentrale fordert. Sparen ist also künftig nicht nur an den Standorten angesagt.
Gespart hat sich derweil Reinhold Geilsdörfer erwogene rechtliche Schritte im Nachgang einer gegen ihn gestellten Strafanzeige. Prof. Dr. Jacobsen (selbst an der DHBW als Dozent tätig) hatte ihm Vorteilsannahme vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart verfolgt die Anzeige allerdings nicht weiter. Jacobsen prangerte u.a. Geilsdörfers Wechsel zur Dieter-Schwarz-Stiftung (Muttergesellschaft von Lidl/Kaufland) an. "Ob dieser Wechsel aus Compliance-Sicht bedenklich ist, mögen andere beurteilen", sagt Reinhold Geilsdörfer. Im DHBW-Compliance-Kodex heißt es unter anderem: "Alle Beschäftigten der DHBW müssen jeden Anschein vermeiden, im Rahmen ihrer Dienstausübung für persönliche Vorteile empfänglich zu sein." Mancher sieht zumindest ein Gschmäckle. Aus Geilsdörfers Sicht werde da einiges umgedreht, fehlinterpretiert. Auf die Drittmittel, die er für die DHBW in hohem Umfang generiert habe (u.a. von der Schwarz-Stiftung), sei er immer sehr stolz gewesen: "Ich habe das für die Hochschule gemacht, nicht für mich."
Zur gestellten Strafanzeige erklärt Geilsdörfer, dass sie ihn "nie ernsthaft" belastet habe. Denn für Geilsdörfer sind die Vorwürfe "allesamt nicht haltbar." Dass sie aber auch der DHBW schaden würden, habe ihn dann doch belastet. Während Präsident Geilsdörfer seinerseits auf rechtliche Schritte verzichtete, hat Prof. Jacobsen inzwischen Beschwerde gegen die Einstellung des Strafverfahrens eingereicht. Die wiederum befindet sich laut Auskunft der Staatsanwaltschaft derzeit in Prüfung.



