Ausgesetzte Fische im Hardhofsee bedrohen seltene Molche
Gewässer wird zum Goldfischteich - Wasserqualität getrübt

Von Peter Lahr
Mosbach. "Die Ursprünge des Hardhofsees liegen im Dunkeln", heißt es auf einer Hinweistafel des Nabu am Rand des Stillgewässers oberhalb von Mosbach. Diente der See ursprünglich als Eisweiher oder Feuerlöschteich? Entstand er infolge einer geologischen Absenkung, oder ist er das Relikt keltischer Erzgewinnung? Im Dunkel liegt auch die Herkunft der aktuellen Gefahr für das besonders geschützte Biotop, in dem bedrohte Amphibien leben.
Ausgesetzte Goldfische vermehren sich seit mehreren Jahren und fressen nicht nur, was ihnen vor das Maul kommt. Mit ihren Ausscheidungen trüben sie zudem die Wasserqualität des stehenden Tümpels. Stichwort: Überdüngung. Leider scheint keine probate Abhilfe in Sicht. Naturschützer und Behörden haben bereits zusammen mit den Besitzern alle Möglichkeiten erörtert – ohne auf eine für alle Belange gute Lösung zu kommen.
Am Beginn der RNZ-Recherche stand ein Leserbrief von Susanne Mühlbacher-Jung. Darin schrieb sie unter anderem: "Seit fast 40 Jahren ist der Hardhofsee ein fester Bestandteil meiner Spazierrunde. Leider beobachte ich seit circa drei Jahren mit großer Sorge, wie von Jahr zu Jahr die Zahl der Goldfische stetig zunimmt. Früher gab es überhaupt keine Goldfische im See. Sicherlich hat ein ahnungsloser Teich- oder Aquariumsbesitzer seine überzähligen Exemplare in den Teich entsorgt, nicht wissend, was das für das ökologische Gleichgewicht des Gewässers bedeutet. Leider nichts Gutes, denn die nicht heimischen Goldfische sind Allesfresser und somit wahre Killer für die ortsansässigen Kleintiere und Amphibien!"
Die Kernaussagen des Briefes bestätigt die städtische Umweltbeauftragte Petra Birkefeld: "Der Hardhofsee ist ein wertvolles Biotop, in dem der Kammmolch als eine hochgeschützte Art lebt. Der See liegt auf unserer Gemarkung und ist für viele Mosbacher ein Identifikationsobjekt – auch wenn die Stadt hier keine direkte Zuständigkeit hat."
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"Der Hardhofsee gehört zu 11/16 dem Nabu", erklärt Peter Baust, Leiter der Mosbacher Nabu-Ortsgruppe. Die übrigen Anteile seien in Privatbesitz. Ob es derzeit überhaupt noch Kammmolche vor Ort gebe, das wollen die Naturschützer mit Spezialreusen ergründen. "Vor drei Jahren muss jemand die Goldfische ausgesetzt haben", vermutet auch Baust.
Zwei mögliche Bekämpfungsmaßnahmen beschreibt Marion Günther, Persönliche Referentin des Landrats. Denn in die Beratungen der Naturschützer ist seit Anbeginn der Landschaftserhaltungsverband des Neckar-Odenwald-Kreises involviert. Da es sich beim Kammmolch nach europäischen Naturschutzrichtlinien (Fauna Flora Habitat) um eine "streng geschützte" Art handle, deren Verbreitung in Baden-Württemberg als "ungünstig-unzureichend" eingeschätzt werde, sei eine Bekämpfung der Problem-Goldfische im Hardhofsee möglich.
Im Zuge einer Elektrobefischung könnte man von einem Boot aus ein elektrisches Feld aufbauen, durch das Fische in einem Radius von drei Metern kurzzeitig betäubt werden. Man kann die Fische dann mit Keschern fangen und die Goldfische fachgerecht töten und entsorgen. Nachteile dieser Methode: hohe Kosten und eine nicht 100-prozentige Fangquote. In der Folge könnten sich die Goldfische wieder vermehren.
Selbst die radikalste Lösung, das Leerpumpen des Gewässers, ist nicht unbedingt erfolgversprechend, denn Goldfische graben sich bei sinkendem Wasserstand teilweise in Schlammbereiche ein. Aus naturschutzfachlicher Sicht werde diese Maßnahme nicht gerne umgesetzt, weil sie mit erheblichen Beeinträchtigungen für das Gewässer allgemein sowie auch für alle im Wasser lebenden Organismen einhergehe, erläutert Marion Günther. "Die Situation wird weiter beobachtet und mit den Beteiligten abgestimmt."
"Die Goldfische sind ein Problem. Ich sehe hier durchaus einen Handlungsbedarf. Auch wenn es keine Lösung gibt, die nicht in einer Form weh tut", fasst Petra Birkefeld zusammen. Ihr Appell an alle Goldfischbesitzer lautet deshalb: "Niemals wild entsorgen und in heimischen Gewässern aussetzen!"