An Ideen mangelte es den Kindern nicht
Kinder der katholischen Kirchengemeinde Mose kamen zur Sprechstunde bei Oberbürgermeister Julian Stipp.

Von Ann-Kathrin Frei
Mosbach. Oberbürgermeister Julian Stipp wusste mit seinen neuen, außergewöhnlich jungen Ratsmitgliedern gut umzugehen. Zur Einstimmung auf die Kindersprechstunde gab es erst einmal kühle Getränke und ein Eis am Stiel. Danach wurden die Formalien geregelt. "Wisst ihr, wer sich hier bespricht?", fragte er die zwölf Kinder der katholischen Kirchengemeinde Mosbach-Elz-Neckar (Mose), die es sich schon mit ihren Betreuerinnen und Betreuern am Besprechungstisch bequem gemacht hatten.
Natürlich waren die Kindergarten- und Grundschulkinder sowie einige Fünftklässler bestens vorbereitet: "Politiker, Stadtleute, Bürgermeister und Oberbürgermeister", lautete prompt die Antwort. Und nun waren auch sie selbst an der Reihe. Julian Stipp erklärte, dass "hier ganz wichtige Entscheidungen getroffen werden, über die man aber auch abstimmen muss, weil Gemeinderäte viel diskutieren und manchmal auch verschiedene Meinungen haben."
Wie schwer es manchmal sein kann, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, spielte er mit den Kindern an einem Beispiel durch. Paul fand nämlich, dass es zu wenige Bäume in der Innenstadt gibt. "Wenn wir auf dem Marktplatz Bäume einpflanzen würden, dann müssten wir erst mal Löcher buddeln. Was könnte denn da passieren?", fragte Stipp. Dass dabei Rohre oder Leitungen kaputtgehen könnten, wussten die kleinen Ratsmitglieder. "Aber da muss man die Leute fragen: ,Wollt ihr lieber Bäume oder WLAN?‘ Die Bäume helfen uns zum Leben und geben uns Sauerstoff. Die Entscheidung kann ja nicht so schwer sein."
Was man zu den Marktbetreibern sagen würde, wussten sie ebenso zu beantworten: "Die Bäume spenden Schatten und geben uns frische Luft. Außerdem können sie ihre Stände ja auch ein bisschen verschieben." Anton hatte eine noch bessere Idee, denn der Marktplatz sei von Häusern eingekesselt. "Die Häuser nehmen den Platz weg, vielleicht müssen da weniger stehen." Was aber sicherlich nicht den Bewohnern gefallen würde, gab Julian Stipp zu bedenken.
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Die Kinder merkten schnell, dass zu Beginn vieles einfacher aussieht, als es tatsächlich ist. "Manchmal muss man an viele Dinge denken. Und irgendwann trifft man eine Entscheidung. Bevor wir das aber machen, ist es wichtig, dass wir mit den Leuten sprechen", so Stipp.
Für das Problem des verbotenen Taubenfütterns hatten die Kinder auch bereits viele Lösungen. Clara schlug vor, dass man doch Überwachungskameras aufstellen könnte, dann würde man immer wissen, wer der Übeltäter war. Für Finja war klar: Man muss nur Futter bereitstellen, das den Tauben nicht schmeckt. Dann würden sie schnell weiterziehen. Ein anderer Vorschlag war, dass die Taubenfütterer Strafen zahlen.
Dann wollte das Stadtoberhaupt von den Kindern wissen: "Was gefällt euch denn besonders gut an Mosbach?" Josef musste nicht lange überlegen: Das war ganz klar das Heckenfest. Aber auch die anderen Feste wie das Frühlingsfest oder der Weihnachtsmarkt können da mithalten. Finja gefallen die vielen tollen Spielplätze in der Waldstadt. Die Schule und den Schulhof in der Waldstadt findet Lara toll. Lotte freute sich über das Schwimmbad, das gerade bei heißen Temperaturen genau das Richtige ist. Anton stöbert gerne in der Mediathek, und Jonas findet die Stadt und die alten Häuser schön.
Als Stipp dann auch wissen wollte, was die Kinder nicht so toll finden, kramten viele Zettel aus den Hosentaschen. "Ich sehe schon, ihr habt euch vorbereitet", stellte der Oberbürgermeister fest. Das Auguste-Pattberg-Gymnasium brauche einen neuen Anstrich, erzählte Lotta, und Finja wünschte sich ein größeres Ferienangebot für Grundschulkinder. "Die Kinder sollen mehr rausgehen und nicht drin am Handy sitzen. Man könnte ein Sportfest veranstalten, bei dem die Kinder eine Woche lang etwas einstudieren und es dann den Eltern vorführen."
An weiteren Ideen mangelte es nicht. Lara schlug Reiterferien vor, Lotta Töpferkurse, und Finja wollte die Stadt erkunden und mal hinter die Kulissen der Geschäfte schauen. "Das sind ja tolle Ideen", befand Julian Stipp, der sich dann auch gleich Notizen machte.