Alfred Schließler führt die Besucher in den "Folterkeller" seiner Kindheit
Viele Gruppen nutzen bundesweiten Tag der offenen Töpferei für einen Besuch in der Keramikwerkstatt in Krösselbach.

Von Barbara Nolten-Casado
Krösselbach. Man nehme niedrig brennenden Ton aus Aglasterhausen, füge hellbrennende Schamotte, Steinzeugton aus dem Bayrischen Wald, Kaolin, Kalkspat, Talkum, Cordierit-Schamotte, ein wenig Bariumkarbonat und die Tonreste und Glasurabfälle aus vorangehenden Produktionsprozessen hinzu und vermische alle Zutaten mit Wasser unter Rühren zu einer probaten keramischen Masse. Mit den entsprechenden Gerätschaften, mit meisterlichem Know-How, viel kunsthandwerklichem Gespür und jeder Menge Herzblut wird dieses Gemisch sodann zum Stoff, aus dem sich formschöne Brotdosen, attraktive Krüge, Teeschalen, Teller oder bildhübsche Tässchen kreieren lassen.
Im Rahmen des bundesweit begangenen "Tages der offenen Töpferei" hatte Töpfermeister Alfred Schließler am Wochenende in seine Keramikwerkstatt Krösselbach eingeladen, um interessierten Zeitgenossen Einblicke in die Geheimnisse seiner Töpferkunst zu gewähren. Lässt sich der Meister zuweilen auch mal bei seiner Arbeit an der Töpferscheibe über die Schulter schauen, so standen diesmal Führungen durch den "Tonkeller" auf dem Programm. Sechs Gruppen führte Schließler allein am Samstag durch die Unterwelt des weitläufigen Werkstattgebäudes. Am Sonntag sollten es erfahrungsgemäß noch weit mehr werden.
Dabei hatte Alfred Schließler zu Jahresbeginn eigentlich das Töpferhandwerk an den Nagel hängen wollen. Er übergab das Anwesen mit der 1946 gegründeten und über die Jahre sieben Mal erweiterten Keramikwerkstatt – außer dem eigenen Wohnhaus – an seine beiden Söhne, um sich fortan ganz dem beschaulichen Rentnerdasein hinzugeben.
Sohn Jonathan werde – als gelernter Koch – demnächst ein Catering-Unternehmen auf dem Krösselbach-Areal eröffnen, berichtet Alfred Schließler. Jonathans Ehefrau Nina Reidel wolle Yoga-Kurse anbieten. Und Sohn Claudius, Schreinermeister von Beruf, werde sich eine Möbelwerkstatt einrichten, um dort
Von Barbara Nolten-Casado
Krösselbach. Man nehme niedrig brennenden Ton aus Aglasterhausen, füge hellbrennende Schamotte, Steinzeugton aus dem Bayrischen Wald, Kaolin, Kalkspat, Talkum, Cordierit-Schamotte, ein wenig Bariumkarbonat und die Tonreste und Glasurabfälle aus vorangehenden Produktionsprozessen hinzu und vermische alle Zutaten mit Wasser unter Rühren zu einer probaten keramischen Masse. Mit den entsprechenden Gerätschaften, mit meisterlichem Know-How, viel kunsthandwerklichem Gespür und jeder Menge Herzblut wird dieses Gemisch sodann zum Stoff, aus dem sich formschöne Brotdosen, attraktive Krüge, Teeschalen, Teller oder bildhübsche Tässchen kreieren lassen.
Im Rahmen des bundesweit begangenen "Tages der offenen Töpferei" hatte Töpfermeister Alfred Schließler am Wochenende in seine Keramikwerkstatt Krösselbach eingeladen, um interessierten Zeitgenossen Einblicke in die Geheimnisse seiner Töpferkunst zu gewähren. Lässt sich der Meister zuweilen auch mal bei seiner Arbeit an der Töpferscheibe über die Schulter schauen, so standen diesmal Führungen durch den "Tonkeller" auf dem Programm. Sechs Gruppen führte Schließler allein am Samstag durch die Unterwelt des weitläufigen Werkstattgebäudes. Am Sonntag sollten es erfahrungsgemäß noch weit mehr werden.
Dabei hatte Alfred Schließler zu Jahresbeginn eigentlich das Töpferhandwerk an den Nagel hängen wollen. Er übergab das Anwesen mit der 1946 gegründeten und über die Jahre sieben Mal erweiterten Keramikwerkstatt – außer dem eigenen Wohnhaus – an seine beiden Söhne, um sich fortan ganz dem beschaulichen Rentnerdasein hinzugeben.
Sohn Jonathan werde – als gelernter Koch – demnächst ein Catering-Unternehmen auf dem Krösselbach-Areal eröffnen, berichtet Alfred Schließler. Jonathans Ehefrau Nina Reidel wolle Yoga-Kurse anbieten. Und Sohn Claudius, Schreinermeister von Beruf, werde sich eine Möbelwerkstatt einrichten, um dort Möbel ganz nach Kundenwunsch zu gestalten. Die Planungen bzw. entsprechenden Umbaumaßnahmen seien für alle Projekte bereits in vollem Gange, berichtet Alfred Schließler. Und er selbst? Er kann das Töpfern nun doch nicht lassen. Da die Söhne die Werkstatträume derzeit nicht benötigen, machen Alfred und Hanna Schließler weiter: Er als Töpfer, sie mit der Dekoration verschiedener Stücke aus dem Sortiment.
Auch interessant
Bis die edlen Teile jedoch ihren Platz in den Vitrinen und Regalen des Verkaufsraums finden, haben sie einen langen Schaffensprozess hinter sich.
So sahen die Teilnehmer der Besichtigungsgruppen am Wochenende zunächst den Rohton und die in Papiersäcken lagernden weiteren Ingredienzien, aus denen Alfred Schließler seine Keramikmasse nach eigener Rezeptur herstellt. Sie durften in den Bottich schauen, in dem die Materialien mit Wasser vermischt werden. Dann ging es auf verschlungenen Treppenwegen hinab in den Tonkeller. "Für uns Kinder war das so ‘ne Art Folterkeller" scherzte Schließler. "Wir mussten öfter hier mitarbeiten. Aber wir bekamen 50 Pfennige die Stunde. Und da wir kein Taschengeld hatten, war das für uns eine willkommene Sache."
Die Besucher konnten sehen, wie die Masse vom Rührbottich in ein Vibrationssieb gelangt, wo Verunreinigungen abgesiebt werden. Sie erfuhren, wie der gereinigte "Schlicker" in einer Filterpresse entwässert und die nunmehr feste Masse in einer Strangpresse verdichtet und zu unterschiedlich dicken Strängen verpresst wird. Im danebenliegenden kühlen Raum lassen diese sich laut Schließler unbegrenzt lagern.
Abschließend durften die Besucher dem Töpfermeister noch beim Glasieren vorgebrannter Teile zuschauen. Fehlte nur der mehr als 30 Stunden dauernde Brennvorgang in einem der beiden elektrischen Brennöfen. Doch die blieben am Wochenende kalt.
Viele Jahre hat Alfred Schließler seine hochwertigen Keramikprodukte auf Töpfermärkten, landauf, landab verkauft. Damit ist allerdings jetzt Schluss, "das ist viel zu aufwendig", sagt er. Aber im Verkaufsraum in Krösselbach, da sind sie weiterhin zu haben.