Hardheim/Walldürn

Bei der Auslastung gibt's im Krankenhaus viel Luft nach oben

Im Krankenhaus wurden letztes Jahr 500 Patienten weniger behandelt als 2019. Die Belegungsquote im Geriatriezentrum liegt nur bei 56,7 Prozent.

09.07.2021 UPDATE: 11.07.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 40 Sekunden
Auf kein einfaches Jahr für das Hardheimer Krankenhaus blickte Verbandsvorsitzender Volker Rohm bei der Verbandsversammlung des Krankenhausverbands Hardheim-Walldürn zurück. Insbesondere die coronabedingte Einschränkung des OP-Bereichs habe das Krankenhaus in der Erftalgemeinde getroffen, sagte Rohm. Foto: Dominik Rechner

Hardheim/Walldürn. (adb) Übersichtlich war mit vier Punkten am Donnerstag die Tagesordnung der Verbandsversammlung des Krankenhausverbands Hardheim-Walldürn. Entsprechend schnell war der öffentliche Teil beendet – zwischen Begrüßung und Schlusswort lagen keine 30 Minuten.

Zunächst wurde das Jahresergebnis für das Rechnungsjahr 2020 verkündet und festgestellt, was in zwei Teilen geschah: Während Bürgermeister und Verbandsvorsitzender-Stellvertreter Markus Günther (Walldürn) an das Geriatriezentrum St. Josef erinnerte, stellte sein Hardheimer Amtskollege die Bilanz des Hardheimer Krankenhauses vor.

Günther attestierte St. Josef ein "trotz Corona erfreuliches Ergebnis". Es sei aber nicht zu verleugnen, dass die Pandemie Auswirkungen auf Altenpflege und geriatrische Rehabilitationen gehabt habe und auch aktuell noch spürbar sei. Gerade die mehrfache Schließung der geriatrischen Reha und die damit verbundene sehr niedrige Belegungsquote von nur 56,7 Prozent konnte nur zum Teil durch die erhaltenen Ausgleichszahlungen kompensiert werden und führte in diesem Bereich zu einem Verlust von über 79.000 Euro. Dennoch konnte man das Jahr 2020 insgesamt mit einem geringen Verlust von 21.153 Euro abschließen.

Hintergrund

Nachdem die Landesregierung zum 30. Juni die Vorgaben für Besuche in Krankenhäusern gelockert hat, hat das Krankenhaus Hardheim die neuen Freiräume genutzt und die Regeln für Patientenbesuche umgehend gelockert. Seither ist der Patientenbesuch täglich von 14.30 bis 18 Uhr

[+] Lesen Sie mehr

Nachdem die Landesregierung zum 30. Juni die Vorgaben für Besuche in Krankenhäusern gelockert hat, hat das Krankenhaus Hardheim die neuen Freiräume genutzt und die Regeln für Patientenbesuche umgehend gelockert. Seither ist der Patientenbesuch täglich von 14.30 bis 18 Uhr möglich. Pro Patient ist pro Tag grundsätzlich der Besuch durch eine (nicht geimpfte) Person gestattet. Geimpfte und genesene Personen werden bei dieser Einschränkung nicht mitgerechnet. Es dürfen im Ergebnis aber maximal zwei Personen gleichzeitig zu einem Patienten, da weiterhin der Abstand von 1,50 Meter eingehalten werden muss. Aus diesem Grund wird empfohlen, dass sich Besucher vor dem Weg zum Krankenhaus telefonisch mit dem Patienten abstimmen. An der Pforte des Krankenhauses müssen sich alle Besucher registrieren und eine Selbstauskunft rund um das Thema Corona abgeben. Solange die Inzidenz im Landkreis unter einem Wert von 10 liegt, brauchen die Besucher keinen negativen Corona-Schnelltest mehr nachweisen. Das Krankenhauspersonal behält sich aber vor, von Besuchern in Zweifelsfällen einen Corona-Schnelltest zu fordern. Die Maskenpflicht gilt weiter für alle Besucher ab sechs Jahren. adb

[-] Weniger anzeigen

Das Ergebnis sei aber nur auf den ersten Blick ein Negatives: Gegenüber rund 85.000 Euro Minus im Jahr 2019 habe man sich stark verbessert. Gerade angesichts der nicht einfachen Corona-Situation habe das 77-köpfige Personal "durchweg erstklassige Arbeit" geleistet und eine bemerkenswerte Solidarität an den Tag gelegt: "Nur durch diese Disziplin konnte das Corona-Jahr gemeistert werden", hielt Günther fest. In die Zukunft blicke man mit verhaltenem Optimismus: "Die Vorfreude gilt den voraussichtlich Ende 2022 abgeschlossenen Bauarbeiten, durch die 30 weitere Betreuungsplätze und zwölf Tagespflegeplätze entstehen", hob er hervor.

Ein ähnliches Bild ergab sich am Hardheimer Krankenhaus: Volker Rohm räumte den speziell für kleine Häuser "enormen Kostendruck" ein und bezeichnete das Jahr 2020 als "nicht einfach". Insbesondere die coronabedingte Einschränkung des OP-Bereichs habe das Krankenhaus getroffen: "Die Patientenzahl verringerte sich um 500", bilanzierte er. Die geringere Auslastung lasse definitiv "Spielraum nach oben". Positive Akzente setze nach wie vor das ungemein motivierte Personal.

Auch interessant
Walldürn/Hardheim: Verstorbene vermacht Odenwald-Hospiz und Krankenhaus über 30.000 Euro
Hospizarbeit Hardheim Walldürn: "Leben im Sterben" rückt in den Mittelpunkt
Hardheim: Daniel Weber wechselt zum Krankenhaus-Verband
Haushaltsplan Hardheim: "Ein annehmbarer Kompromiss"

Für die Zukunft müsse man die medizinische Versorgung des ländlichen Raums weiter ausbauen und auch die ambulante Notfallversorgung im Auge behalten: "Wir müssen weiterhin große Anstrengungen walten lassen für den Erhalt unseres Krankenhauses", betonte er im Hinblick auf die Gewinn- und Verlustrechnung des gesamten Krankenhausverbands (Erträge 13.072.834 Euro; Aufwendungen 13.231.655 Euro – Jahresfehlbetrag 158.821 Euro). Die Bilanzsumme liegt bei 17.340.432 Euro; der Jahresfehlbetrag wird durch eine Entnahme aus der Kapitalrücklage bereinigt. Beiden Abschlüssen stimmte die Versammlung einstimmig zu.

Rein formell erinnerte Volker Rohm an die Prüfung der Bauausgaben der Jahre 2014 bis 2019. "Das Landratsamt hat nach der Prüfung durch die Gemeindeprüfungsanstalt inzwischen abschließend mitgeteilt, dass die Prüfungsvorgänge aufgrund aller Stellungnahmen erledigt sind", schilderte er und dankte allen Beteiligten für die sachliche Aufarbeitung der überörtlichen Prüfung.

Schließlich informierte Verwaltungsleiter Lothar Beger über das von Land und Kreis unterstützte Modellprojekt "Bio in der Gemeinschaftsverpflegung", an dem sich der Krankenhausverband gern beteiligen würde. Ziel und Zweck dessen sei es, regionale Produkte und Bio-Qualität in Kantinen, bei Caterern und in Mensen dauerhaft zu etablieren und einen 30-prozentigen Anteil entsprechender Lebensmittel am Gesamtprogramm zu erreichen. "Der Schwerpunkt würde bei uns auf regional erzeugten Produkten liegen", erklärte Beger und merkte an, dass sich dahin gehende Planungen auf Krankenhaus und Geriatriezentrum beziehen.

Die Unterstützung des Landes während der Projektphase sei auf zwei Jahre angelegt, ehe die Bio-Zertifizierung erfolgen könne. Wenngleich man noch nicht wisse, ob man am Ende berücksichtigt werde, bewerbe sich der Verband auf jeden Fall, zumal man seit längerer Zeit im Austausch mit den Verantwortlichen des Landkreises stehe und das Interesse schon vor längerer Zeit bekundet habe: "Der Modellversuch schafft den Anreiz, sich mit dem Thema zu befassen und diverse Prozesse neu zu organisieren", schilderte Beger und fügte an, dass die eigenen Küchen in beiden Einrichtungen für eine Bewerbung sprechen. Einstimmig beschloss man die Bewerbung des Krankenhausverbandes am Projekt "Bio in der Gemeinschaftsverpflegung" im Rahmen einer Kooperation der Bio-Musterregion Neckar-Odenwald mit der Bio-Musterregion Hohenlohe.

In seinem Schlusswort dankte Verbandsvorsitzender Rohm allen Mitstreitern – allen voran Verwaltungsleiter Lothar Beger, der 2020 das Erbe Ludwig Schöns antrat und bisher sämtliche Herausforderungen auch der Corona-Pandemie gut gemeistert habe. In eigener Sache dankte er Höpfingens Bürgermeister Adalbert Hauck: Er scheidet aus dem Gremium, das er durch offene und angenehme Zusammenarbeit acht Jahre lang bereicherte, aus. Die Verabschiedung findet zu einem späteren Zeitpunkt statt.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.