So wird Klimaschutz zur Erfolgsgeschichte
13.500 Megawattstunden Strom produziert – Neue Projekte geplant

Der Bürgerwindpark Gerichtstetten - unser Foto entstand beim Bau der Anlagen - ist das größte Projekt, an dem sich die Genossenschaft Energie + Umwelt im laufenden Jahr beteiligt. Foto: Rüdiger Busch
Odenwald/Tauber. (rüb) Mit Investitionen in regionale Projekte den Klimaschutz vor Ort gemeinsam gestalten - mit dieser Vision ist die Energiegenossenschaft Energie + Umwelt im Jahr 2011 angetreten. Sieben Jahre später lässt sich festhalten, dass sich aus der gemeinsamen Unternehmung der Volksbanken Franken, Main-Tauber und Mosbach eine Erfolgsgeschichte entwickelt hat, die auch anderen Regionen als Vorbild dienen kann. In der Generalversammlung am Dienstagabend in der Obst- und Festhalle in Höpfingen wurde aufgezeigt, dass die knapp 50 von der Genossenschaft finanzierten Projekte im vergangenen Jahr über 13.500 Megawattstunden grünen Strom erzeugt haben, wodurch umgerechnet rund 8500 Tonnen klimaschädliches CO2 eingespart werden konnten.
Hintergrund
Die Genossenschaft Energie + Umwelt hat seit ihrer Gründung im Jahr 2011 rund 15,5 Millionen Euro in 48 Anlagen zur nachhaltigen Stromerzeugung in den Landkreisen Main-Tauber und Neckar-Odenwald investiert. Die Zahl der Mitglieder liegt bei 1858, das
Die Genossenschaft Energie + Umwelt hat seit ihrer Gründung im Jahr 2011 rund 15,5 Millionen Euro in 48 Anlagen zur nachhaltigen Stromerzeugung in den Landkreisen Main-Tauber und Neckar-Odenwald investiert. Die Zahl der Mitglieder liegt bei 1858, das Geschäftsguthaben beträgt 7,6 Millionen Euro.
13.500 Megawattstunden grüner Strom wurden 2017 erzeugt, wodurch umgerechnet rund 8500 Tonnen klimaschädliches CO2 eingespart werden konnten. Die Erlöse betrugen im Jahr 2017 ca. 1,28 Millionen Euro (+6 Prozent). Sie führten zu einem Bilanzgewinn von 238.000 Euro.
Für 2017 wird eine Dividende in Höhe von 2,75 Euro pro Anteil im Wert von 100 Euro ausgeschüttet.
In ihre 43 Bürger-Photovoltaikanlagen hat die Energiegenossenschaft 11,3 Millionen Euro investiert. Die installierte Leistung liegt bei 7 Megawatt. Im vergangenen Jahr wurden 5800 Megawattstunden Strom erzeugt. Neu in Betrieb genommen wurden 2017 die Anlagen Hemberger (Oberneudorf), Sans V (Walldürn) und Hein (Tauberbischofsheim). Investitionen: ca. 800.000 Euro.
An drei Windparks ist die Genossenschaft mit insgesamt 1,4 Millionen Euro beteiligt: Großer Wald Hettingen, Kirchberg/Jagst und Bürgerwindanlage Ahorn-Buch. Die installierte Leistung liegt bei 2,9 Megawatt. Es wurden 6700 Megawattstunden Strom erzeugt. Besonders gut laufe der Windpark in Hettingen: Dort wurden im vergangenen Jahr 29 Prozent mehr Strom erzeugt als geplant.
Die beiden Beteiligungen an Biomasse-Projekten liefen ebenfalls gut: Die Gülleveredelungsanlagen Sans & Schönit und (Buchen) und Hemberger (Oberneudorf) erzeugten aus Gülle und Mist 1150 Megawattstunden Strom. In die beiden Anlagen, die eine Leistung von 150 Kilowatt aufweisen, wurden 1,5 Millionen Euro investiert. rüb
Die Begrüßung der zahlreichen Gäste übernahm in Vertretung des Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Saffenreuther sein Stellvertreter Landrat Dr. Achim Brötel. Er sprach von einem "sehr erfolgreichen Jahr 2017" und wies darauf hin, dass die 1858 Mitglieder zählende Energie + Umwelt die mit Abstand mitgliederstärkste Energiegenossenschaft Baden-Württembergs sei. Auch bundesweit sei sie eine der größten. Zudem sei sie in einer Publikation des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg und des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes als Leuchtturmprojekt geadelt worden.
Vorstandsvorsitzender Wendelin Geiger richtete den Blick zunächst auf die globale Entwicklung: China habe eine Führungsrolle bei den Investitionen in Erneuerbare Energien übernommen, während die Zahlen in Deutschland sogar zurückgingen. Mit einem Anteil von 35 Prozent am Bruttostromverbrauch leisteten die "Erneuerbaren" aber einen wesentlichen Beitrag zur Stromversorgung. Auch wenn der Bereich der Photovoltaik seit einigen Jahren rückläufig sei, sei das Potenzial nach wie vor groß: Laut einer Studie soll die Sonne bis zum Jahr 2050 mit einem Anteil von 69 Prozent weltweit Stromerzeuger Nummer eins sein. Aktuell trägt die Photovoltaik lediglich rund ein Prozent bei.
Anschließend nahm Geiger die Situation vor Ort ins Visier und stellte dabei den Genossenschaftsgedanken heraus, der zu einer "Win-Win-Situation" für die Mitglieder und die Umwelt führe. Nach detaillierten Angaben zu den Beteiligungen (siehe Infokasten) gab der Vorstandsvorsitzende einen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr. "Wir wollen wieder verstärkt in Photovoltaik investieren", sagte Geiger und betonte, dass dies auch wirtschaftlich interessant sei, da die Preise für die Anlagen gesunken seien. Die Energie + Umwelt sei deshalb weiterhin auf der Suche nach den Verpächtern großer Dachflächen. Parallel dazu sei eine große Freifläche im Main-Tauber-Kreis in Planung.
Im Bereich Biomasse sei man auf der Suche nach weiteren Partnern für Gülleveredelungsanlagen. Mit 750.000 Euro wird sich die Genossenschaft ferner am Bürgerwindpark Gerichtstetten beteiligen. Weitere Beteiligungen an Windkraftprojekten in der Region würden sich jedoch schwierig gestalten, da - als Folge des Ausschreibungsverfahrens - kaum noch Anlagen in Süddeutschland gebaut würden. Zudem stünden kaum noch geeignete Flächen zur Verfügung: "Wir haben ja schon viele Windräder in der Region."
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Vorstand Holger Dörr legte anschließend den Jahresabschluss für 2017 vor. Die Bilanzsumme beträgt 13,36 Millionen Euro (+3,3 Prozent), die Erlöse stiegen um sechs Prozent auf 1,28 Millionen Euro. Das Jahr endete mit einem Bilanzgewinn von 238.000 Euro - ein Plus von 23.000 Euro oder gut zehn Prozent. Ein gutes Ergebnis erzielte die Energie + Umwelt beim Rating des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbands, teilte Dörr abschließend mit: Mit 23 Punkten wurden ihr "gute Verhältnisse" bescheinigt.
"Im Vorstand steckt viel Energie", lobte Landrat Brötel im Bericht des Aufsichtsrats. Die Zusammenarbeit mit dem Vorstand und den Mitarbeitern der drei beteiligten Volksbanken sei hervorragend. Positiv fiel auch das von ihm vorgetragene Ergebnis der gesetzlichen Prüfung aus. Dieses wurde ebenso einstimmig gebilligt wie die vorgeschlagene Verwendung des Jahresabschlusses: 208.000 Euro werden als Dividende (2,75 Euro pro 100-Euro-Anteil) ausgeschüttet, der Rest fließt in die Rücklagen.
"Hier wird nicht nur über die Energiewende geredet, sondern es wird etwas getan", konstatierte Höpfingens Bürgermeister Adalbert Hauck und ging kurz auf das in seiner Gemeinde geplante Windkraftprojekt ein, das sehr schwierig umzusetzen sei: "Leider wird es nicht überall so positiv gesehen, wenn die Energiewende umgesetzt wird." Die von ihm beantragte Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat erfolgte einstimmig.
Vorstand Jürgen Böhm und der stellvertretende Aufsichtratsvorsitzende Dr. Brötel würdigten anschließend die Verdienste des langjährigen Vorsitzenden Klaus Saffenreuther, der nach seinem Ausscheiden als Vorstandsvorsitzender der Volksbank Mosbach nun auch sein Amt bei der Energiegenossenschaft aufgibt. Für ihn rückte Holger Engelhardt (Volksbank Mosbach) in den Aufsichtsrat nach. Zum neuen Vorsitzenden des Gremiums wurde einstimmig Michael Schneider, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Main-Tauber, gewählt. Stellvertreter bleibt Dr. Achim Brötel.



