Der Stargast war aus Stahl (plus Fotogalerie)
Auf den Teppichklopfer folgte der Bon-Bon-Bomber. Die Kunstflugdoppeldecker starteten in Lohrbach.

Von Christian Hafner
Mosbach. Das Comeback hätte kaum besser laufen können: Perfektes Flugwetter – zudem vom angedrohten Gewitter am Samstag verschont – mit nur leichtem Wind, blauer Himmel mit vereinzelten Wolken, die einen herrlichen Kontrast zu den Fluggeräten boten, und ein wahrer Besucherstrom, der das Fluggelände am Mosbacher Hamberg am Samstag und Sonntag erreichte.
Dementsprechend erleichtert zeigte sich auch Christian Schäfer, Pressewart der Fliegergruppe Mosbach, über den Erfolg: "Die beiden coronabedingten Ausfälle unseres Festes haben natürlich schon wehgetan, umso schöner, dass so viele Menschen unsere Gäste sind. Einige sind extra wegen unseres Stargastes aus der Pfalz angereist."
Der "Stargast" war in diesem Fall keiner aus Fleisch und Blut, sondern – wie wohl zu erwarten war – einer aus Stahl, gespickt mit einer Turbine und zwei mächtigen Rotoren: Ein Helikopter vom Typ Bell UH-1D schwebte aus Mannheim ein und der charakteristische Sound der Rotoren, der dem aus vielen Filmen bekannten Fluggerät den Spitznamen "Teppichklopfer" einbrachte, zauberte den eingefleischten Aero-Fans ein Lächeln auf die Lippen. Bei dem vorgeführten Modell handelt es sich übrigens um das einzige zivil zugelassene Modell in ganz Deutschland, alle weiteren Modelle befinden sich noch im Militärdienst.
Doch nicht nur ein teppichklopfender Hubschrauber war zu bestaunen, die Menge bekam ein wirklich reichhaltiges Spektrum an Fluggeräten zu Gesicht. "Unsere Fliegergruppe ist seit jeher eng mit dem Kunstflug verwurzelt", so Christian Schäfer, "daher wollen wir dem Publikum natürlich auch zeigen, was möglich ist".
Spektakuläre Manöver am Himmel mit dem Kunstsegelflugzeug, aufgrund des zumeist geringen Windes oft wunderbar anhand der stehenden Rauchfahnen nachzuvollziehen, zeigten das Können der Piloten. Aufgrund der speziellen Lage des Fluggeländes waren Start und Landung eines motorbetriebenen Kunstflugdoppeldeckers leider nicht möglich. Die sogenannte "Pits" vollzog Start und Landung im benachbarten Lohrbach, zeigte dann aber über dem Fluggelände am Hamberg ihre Kunststücke.
Zwischen den einzelnen Vorführungen lud der Moderator der Veranstaltung dann auch alle Interessierten ein, sich bei einem Vereinsvertreter zu melden, wer mit dem Gedanken spiele, ins Fliegen einzusteigen. Der wohl verbreiteten Meinung, dass dies ein teures Hobby sei, erteilte er sogleich eine Absage: "Wenn Sie sich überlegen, was eine Schachtel Zigaretten heutzutage kostet – dann ist das Segelfliegen weitaus günstiger", ermutigte er das Publikum.
"Wir haben aktuell rund 40 Mitglieder, sind uns aber im Klaren, dass das Segelfliegen ein sehr zeitintensives Hobby ist", so Pressemann Schäfer zur aktuellen Lage. "Man braucht etwa fünf bis sechs Personen, um eine Person in die Luft zu bekommen. Corona hat diese Situation wie bei allen Vereinen natürlich nicht besser gemacht, aber wir sind positiv gestimmt und haben aktuell auch wieder einige Flugschüler."
Bis diese Flugschüler eines Tages selbst ihr Können bei einem Fliegerfest vorführen, dauert es wohl noch ein wenig. So lange können sich die Nachwuchspiloten aber gemeinsam mit dem übrigen Publikum an den ebenfalls vertretenen Modellflugzeugen erfreuen. Diese Maschinen, ihren diversen Vorbildern detailgetreu nachempfunden, zeigten am Himmel, was sie und ihre Piloten können. Dass so viel Liebe zum Detail aber erstens enormen Enthusiasmus und zweitens eine gut gefüllte Portokasse benötigen, bestätigt der Sprecher der Fliegergruppe: "Es gibt natürlich auch hier Einsteigerbausätze für wenige Hundert Euro, aber bei den hier fliegenden Modellen bewegt man sich teilweise schon im fünfstelligen Bereich."
Den zahlreich anwesenden Kindern wird der Preis des Modells wohl recht egal gewesen sein, das Highlight war für sie, als der sogenannte Bon-Bon-Bomber nach einigen Platzrunden endlich seinen Beutel unterm Rumpf öffnete und die darin befindliche süße Ladung nach unten segeln ließ.