Sein halbes Leben hat er auf der Straße verbracht
Wilfried Fuhry übergibt die "Fahrschule Fuhry" an seine Tochter Conny. Als Fahrlehrer und Busfahrer ist er viel unterwegs gewesen.

Buchen. (rüb) Sein halbes Leben dürfte Wilfried Fuhry auf der Straße verbracht haben: Seit 49 Jahren ist er Fahrlehrer, zudem ist er daneben 25 Jahre lang Reisebus gefahren. Nun reicht der 70-Jährige den Zündschlüssel weiter an seine Tochter Conny Fuhry. Mit der Übergabe der Fahrschule Fuhry endet am 1. Juni sein Berufsleben aber keineswegs: Wilfried Fuhry wird auch weiterhin im Familienunternehmen tätig sein und vor allem die Lkw-Fahrschüler betreuen.
Obwohl Wilfried Fuhry seit mehr als 50 Jahren in Nordbaden wohnt, verrät sein Zungenschlag nach wie vor seine hessische Herkunft: Er stammt aus dem 2000-Seelen-Dorf Mosbach im Landkreis Darmstadt-Dieburg. Die Bundeswehr war verantwortlich dafür, dass Fuhrys Lebensweg in den Neckar-Odenwald-Kreis führen sollte. Ab 1970 war er in der Carl-Schurz-Kaserne in Hardheim stationiert. Dass Wilfried Fuhry später in Buchen heimisch wurde, lag auch am Fußball: Ein Bundeswehrkamerad vermittelte den begeisterten Fußballer zum FC Viktoria Hettingen, für den er zehn Jahre lang dem runden Leder nachjagte und dem er auch heute noch verbunden ist.

Seit 1973 ist der gelernte Berufskraftfahrer ausgebildeter Fahrlehrer, und zwar in den Klassen A, B, C und D. Die Fahrschule Fuhry besteht seit 1984 und ist damit wohl die älteste im Umkreis. Angeboten werden Fahrausbildung in allen 16 Klassen, Aufbauseminare für Fahranfänger sowie Kurse für Stapler, Hebebühnen und Ladekran, Fahreignungsseminare, Lkw-/Bus-Weiterbildung und beschleunigte Grundqualifikation. Das Team besteht aus sieben Fahrlehrern. Der Fuhrpark umfasst sieben Pkw (darunter zwei Elektrofahrzeuge), vier Zweiräder und ein Lkw. Theorieunterricht wird wöchentlich in Buchen, Hardheim, Osterburken, Rosenberg und Seckach angeboten.
Dass der Familienbetrieb in die Hände der nächsten Generation übergeht, war lange offen, obwohl vier Kinder im Unternehmen arbeiten. Doch dann entschied Conny Fuhry, in die Fußstapfen des Vaters zu treten: Sie hatte zunächst den Beruf der Erzieherin gelernt, ehe sie sich zur Fahrlehrerin ausbilden ließ und 2008 ins Unternehmen einstieg – mit dem Ziel, den Betrieb fortzuführen. Auch sie ist Fahrlehrerin aller Klassen und hat sich vielfältig weitergebildet.
"Es freut mich sehr, dass meine Tochter die Fahrschule übernimmt", betont Wilfried Fuhry, der noch nicht ans Aufhören denkt. Fast ganz Europa habe er als Busfahrer bereist, berichtet er, von Moskau bis Schottland. Wer dem 70-Jährigen zuhört, der merkt schnell: Wilfried Fuhry hat Benzin im Blut, schon der Großvater hatte ein Busunternehmen.
Auch interessant
Und wie haben sich die Fahrschüler in den letzten Jahrzehnten verändert? "Früher haben die Jugendlichen dem 18. Geburtstag entgegengefiebert. Sie wollten den Führerschein so schnell wie möglich haben", erzählt Conny Fuhry, und ihr Vater ergänzt: "Früher konnten viele schon vor der ersten Fahrstunde Autofahren. Heute fehlt das Vorwissen über die Technik und die Bedienung bei den meisten Fahrschülern." Haben die beiden keine Sorge, dass der Beruf des Fahrlehrers aussterben könnte, falls eines Tages das autonome Fahren Einzug hält? "Nein", sagt Wilfried Fuhry lächelnd, "irgendjemand wird es immer geben müssen, der den jungen Leuten die Technik erklärt!"