Eberbach will mit drei Ortsteilen ins ELR starten
Prioritätenliste sieht Pleutersbach, Rockenau und Brombach vor - Leerstand mit Landesfördermitteln beseitigen

Durch eine Sanierung könnte das Bürgerhaus (Altes Rathaus) in Rockenau attraktiver für die Vereine werden und als Vereinszentrum genutzt werden. Foto: Peter Bayer
Von Peter Bayer
Eberbach. Mit den Ortsteilen Rockenau, Pleutersbach und Brombach will die Stadt zunächst in das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) einsteigen. Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung bei einer Enthaltung die Verwaltung beauftragt, die Aufnahme in das ELR vorzubereiten und einen Antrag für das aktuelle Programmjahr 2018 zu stellen. Förderberechtigt sind sowohl Privatpersonen als auch die Stadt selbst.
"Wir wollen die Dorfentwicklung in allen Ortsteilen", stellte Bürgermeister Peter Reichert klar. Eine Prioritätenliste sei jedoch erforderlich, da Eberbach nicht gleichzeitig mit allen Ortsteilen in das Förderprogramm einsteigen könne. Das Land rate, sich auf drei Ortsteile zu konzentrieren, so Reichert. Für die anderen Ortsteile müsse es aber kein Nachteil sein, nicht in der ersten Runde dabei zu sein. Die übrigen Ortsteile sollten in den kommenden Jahren nach und nach folgen. "Wir müssen Sanierungspotenzial erkennen und melden, brauchen Anregungen der Bürger", appellierte Reichert.
Im vorigen Jahr habe die Verwaltung geprüft, inwieweit ein Einstieg in das Programm sinnvoll sei, so Christian Vieser von der Stadtkämmerei. Zur näheren Prüfung wurde das Ingenieurbüro IFK aus Mosbach hinzugezogen, welches bereits zahlreiche Kommunen in Nordbaden betreue. Es wurden mehrere Rundgänge in den Ortsteilen durchgeführt. Beteiligt waren jeweils die Ortsvorsteher, der Bürgermeister sowie Vertreter des Bauamts und der Kämmerei. Bei den Vorortterminen habe sich schnell herausgestellt, dass das ELR gerade für die Ortsteile ein enormes Potenzial biete.
Besucht wurde auch die Innenstadt, wo man sich auf den Bereich zwischen der Bahnhofstraße Ost und der Zwingerstraße beschränkte. Bei den Rundgängen hätte man in allen Ortsteilen sowie dem Stadtgebiet jeweils mehrere Maßnahmen gefunden, welche für eine Antragstellung in Frage kämen. Im Anschluss wurde eine Prioritätenliste erstellt. Konkrete Maßnahmen wurden dabei noch nicht beantragt, nur "ein Rahmen erstellt, was kommen könnte", so Vieser auf eine entsprechende Anfrage von Stadtrat Ralf Lutzki (Freie Wähler).
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Hintergrund
Hintergrund ELR
> Seit 1995 unterstützt das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg mit dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) die strukturelle Entwicklung in ländlichen Kommunen. In der Zeit
Hintergrund ELR
> Seit 1995 unterstützt das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg mit dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) die strukturelle Entwicklung in ländlichen Kommunen. In der Zeit wurden circa 600 Millionen Euro an Fördermitteln bereitgestellt, wodurch ein Investitionsvolumen von rund vier Milliarden Euro angestoßen wurde.
> Mit dem Förderprogramm sollen vor allem kleinere Kommunen des Ländlichen Raums unterstützt werden. Es umfasst vier Förderschwerpunkte: Wohnen, Arbeiten, Grundversorgung und Gemeinschaftseinrichtungen.
> Die Förderquote des Landes für einzelne Projekte liegt zwischen 40 und 60 Prozent. Im Gegensatz zum Landessanierungsprogramm, wo die Zuschüsse zu 60 Prozent vom Land und zu 40 Prozent von der Stadt kommen, kommt über das ELR der Zuschuss zu 100 Prozent vom Land.
In Pleutersbach könne man sich Maßnahmen an privaten Gebäuden vorstellen, aber auch im Bereich der Straßeninfrastruktur. Mit dieser Vermischung von öffentlichen und privaten Projekten könnte eine Initialzündung für die langfristige Ortsentwicklung erfolgen.
In Rockenau könnte die Attraktivität der Ortsdurchfahrt durch den Abbruch eines leer stehenden Wohngebäudes erhöht, der freie Platz dann als Parkfläche gestaltet werden. Ebenso vorstellbar wäre die Schaffung eines Dorfplatzes in der Ortsmitte. Zusammen mit der Sanierung des Bürgerhauses könnten diese Flächen dem Vereinsleben zugute kommen.
In Brombach fehle es durch die Schließung der einzigen Gaststätte an einer größeren Versammlungsfläche. "Aus diesem Grund soll das alte Schulhaus umgebaut und saniert werden. Im Gegenzug könnte man das alte Rathaus veräußern", führte Vieser aus. Zusätzlich würde durch die Bereitstellung des Entwicklungskonzepts die Grundlage für private Antragsteller geschaffen.
Zusätzlich zu den drei Ortsteilen solle auch das Stadtgebiet dafür vorgesehen werden. Zwar sei durch verschiedene Sanierungsgebiete bereits sehr viel erreicht worden, doch gebe es zwischenzeitlich in der Innenstadt sehr viel Leerstand bei den Wohn- und Einzelhandelsflächen. Da in der aktuellen Förderrunde der Schwerpunkt Wohnen eine große Bedeutung habe, sollte das Programm auch für die Innenstadtentwicklung Eberbachs genutzt werden. Der Schwerpunkt liege dabei nicht auf der Realisierung kommunaler Maßnahmen, vielmehr solle den vielen Privateigentümern die Antragstellung bei ELR ermöglicht werden, um den einen oder anderen Leerstand so zu beseitigen.
Normalerweise schließt ein Sanierungsgebiet die Förderung durch ELR in der gleichen Kommune aus. Durch die Mitgliedschaft Eberbachs in der Leader Region "Neckartal-Odenwald aktiv" seit 2015 ist eine ELR Förderung jedoch in allen vier Schwerpunkten möglich. Da die Mitgliedschaft noch bis 2020 läuft, sollte in diesem Zeitpunkt die ELR-Förderung im Stadtgebiet sogar höchste Priorität haben. Die Stadt will daher parallel in die Voruntersuchungen für ein neues Sanierungsgebiet einsteigen, einen Antrag aber nicht vor Ablauf des Sanierungsgebiets Güterbahnhofstraße stellen.
Heiko Stumpf (CDU) sprach sich dafür aus, die Bahnhofstraße West der Bahnhofstraße Ost zeitnah anzugleichen. Peter Stumpf (AGL) mahnte, mit dem Landessanierungsprogramm nicht bis 2022 zu warten, bis das Sanierungsgebiet Güterbahnhofstraße auslaufe. In Neckarwimmersbach sei eine Sanierung dringend nötig, weshalb man es ins ELR aufnehmen solle.



