Unternehmen haben "zweite Corona-Welle" im Blick
Vertreter von Firmen blicken zurück auf die Produktionszeit unter den bisher eingetretenen Pandemie-Umständen

Von Felix Hüll
Eberbach. Auch Eberbacher Unternehmen haben gelernt, Produktion und Geschäft auf die Pandemie einzustellen. Auf Anfrage äußern sich Firmenvertreter zuversichtlich, das Erforderliche getan und die Schwierigkeiten gemeistert zu haben. Gleichzeitig stellen sich Unternehmen wie Gelita, krauth technology oder Dilo auch weiter auf verändert bleibenden Bedingungen ein und haben auch Auswirkungen einer eventuellen "zweiten Infektionswelle" im Blick.
Die deutsche Wirtschaft ist nach ihrem tiefsten Einbruch in der Nachkriegszeit auf Erholungskurs, hatte dieser Tage der Ifo-Geschäftsklimaindex angezeigt.
"Da wir recht gut intern bei Gelita mit der Situation hinsichtlich dem Schutz unserer Mitarbeiter klarkommen, liegt die nächste Priorität darin, auch weiter einen reibungslosen Produktionsbetrieb aufrecht zu erhalten." Das erklärt Gelita-Sprecher Michael Teppner, Global Vice President Marketing und Communication des Unternehmens mit Hauptsitz in Eberbach, das aber auf allen Kontinenten an 22 Standorten Produktionsstätten unterhält.
Gelita-Produkte seien "weltweit sehr gut nachgefragt". Teppner erklärt, dass die Firma ihre Kunden aus der Lebensmittel- und Pharmaindustrie "auch weiter versorgen" wolle. "Nach wie vor ist die Gesundheit unserer Mitarbeiter das Wichtigste."Als Global Player erlebe Gelita die verschiedenen Stadien der Pandemie sozusagen "hautnah. Insbesondere auch der Umgang seitens der Regierungen in anderen Ländern." (Teppner). "Wir sind sehr froh, dass unsere strikten internen Maßnahmen bisher dazu beigetragen haben, das Gelita sehr wenige Covid-19-Erkrankte verzeichnet und bisher alle einen sehr milden Verlauf hatten."
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Die Gesundheitsvorgaben beschäftigen auch die Oskar Dilo Maschinenfabrik KG: "Nach wie vor ist es eine besondere Schwierigkeit, unseren Service im Ausland angesichts der Fortdauer von Reisebeschränkungen aufrecht zu erhalten. So kommt es vor, dass Techniker zum Beispiel in China zunächst 14 Tage in die dortige Quarantäne müssen." Das teilt Johann Philipp Dilo von der Geschäftsführung auf Anfrage mit.
Auch Dilo stuft es weiter als wichtig ein, die Sicherheitsmaßnahmen durch Mindestabstand und Hygiene einzuhalten und gegebenenfalls das Tragen der Schutzmasken vorzugeben. "Eine gewisse Gewöhnung an die Umstände ist eingetreten, sodass es schwieriger geworden ist, sich der Risiken bewusst zu bleiben."
Auf seinem Hauptmarkt in China stellt Dilo allerdings erfreut fest, dass weiter investiert wird in Projekte, bei denen der Maschinenbau aus Eberbach gefragt ist.
Dabei handele es sich auch um Anlagen, die im weiteren Sinne für Hygieneprodukte eingesetzt werden. Dilo "Wir müssen uns auf eine Fortdauer der konjunkturellen Schwierigkeiten einstellen, die nun überwiegend von der weiteren Entwicklung der Pandemie abhängig sind. Die Gefahr einer zweiten Welle darf man nicht unterschätzen."
"Auch wir haben Bedenken, welchen Einfluss eine zweite Pandemiewelle auf unseren Geschäftsverlauf haben könnte. Deshalb versuchen wir weiterhin alle allgemeingültigen Regeln einzuhalten und unsere Mitarbeiter stetig zu sensibilisieren" erklärt Mandy Grimm, Teamleiterin Personal bei krauth technology im Auftrag des Geschäftsführers Gerd Neureuter.
Weiter gibt es bei krauth technology Homeoffice, und Dienstreisen wurden zwar wieder aufgenommen, aber beschränkt. Die Einschränkungen des Lockdowns führten allerdings auch zu einer Digitalisierung der firmeninterne Kommunikation. Grimm: "Es wurden moderne Kanäle etabliert, die über fast alle Abteilungen hinweg erfolgreich genutzt werden. Die neue Arbeitsweise hat unsere interne Kommunikationsstrategie maßgeblich geändert und verbessert. Auch das bessere Verständnis für Infektionsschutzmaßnahmen nehmen wir als positive Entwicklung für die Zukunft mit."
Krauth technology versucht, verlorene Zeit einzuholen und die "eingebremste Geschäftsentwicklung" zu beschleunigen. Grimm: "Dank kurzfristiger Maßnahmen wie Stundenabbau und Kurzarbeit an einzelnen Tagen konnten wir unser projektorientiertes Geschäft weitestgehend aufrechterhalten."
Die Firma hat auch ihre Produkte an die neue Situation angepasst, konzentriert sich mehr noch als bisher etwa auf bargeldlose Bezahlsysteme. Grimm: ". Zusätzlich haben wir unser Produktportfolio um Desinfektionsmittelspender und Infektionsschutzscheiben für die Fahrerkabinen im Bus ergänzt."
Auch für Gelita stellt Michael Teppner im Rückblick fest. dass auf einmal vieles ging, was man vorher nicht für möglich gehalten habe. "Und wir sehen, was wir an persönlichen Kontakten vermissen. Aber an erster Stelle zu erwähnen ist die unglaubliche Solidarität und Hilfsbereitschaft unserer Kollegen und Kolleginnen. etwa, als sich bei uns unsere Rentner gemeldet und gefragt haben, ob sie helfen können. Also genau die Gruppe, die es am meisten zu schützen gilt meldet sich! Oder vor einigen Tagen gab es seitens der Kollegen eine große Initiative mit Dankesbotschaften aus aller Welt an unser Krisen Team."
In einer ersten Bilanz dieses Corona-Jahres 2020 erklärt Teppner: "Es hat enorme Anstrengungen und Veränderungsbereitschaft gekostet, aber alle Mühen sind ihren Aufwand wert, uns auch weiterhin durch die Krise zu navigieren." Und Johann Philipp Dilo erklärt mit Blick in die nächste Zukunft: "Es sind alle Maßnahmen operativ getroffen worden, der veränderten wirtschaftlichen Situation angemessen zu begegnen."