So teuer wird gutes Wasser
Bau und Anschluss des neuen Dürrhebstaler Wasserwerks kosten deutlich mehr als geplant - Wasserpreis wird möglicherweise steigen

Wasseraufbereitung in Eberbach: Mehr als 20 Millionen Euro wollen die Stadtwerke in den nächsten elf Jahren in die Modernisierung des Trinkwassernetzes stecken. Archivfoto: Martina Birkelbach
Von Christofer Menges
Eberbach. Die Sanierung des Eberbacher Trinkwassernetzes wird teuer: Bis 2030 wollen die Stadtwerke mehr als 20 Millionen Euro in die Hand nehmen, um ihr Wassernetz zu modernisieren. Und das ist nur der aktuelle Stand. Schon jetzt schießen die Kosten bei einigen der geplanten Umbauten in die Höhe. Der Wasserpreis könnte in den nächsten Jahren steigen.
Gut neun Millionen Euro wollten die Stadtwerke in ihr Projekt "Wasser 2025" investieren. So sahen es die Planungen von 2016 vor. Doch nach der aktuellen Kostenschätzung, die am Montag im Gemeinderat vorgelegt wird, wird das nicht reichen: Weil nicht alles läuft wie geplant, gehen die Stadtwerke inzwischen von 12,8 Millionen Euro aus. Für die deutliche Kostensteigerung gibt es mehrere Gründe.
Auslöser für die Modernisierungspläne war die Entdeckung von Kolibakterien in einer der Leitungen der Johannes-Diakonie in der Alten Dielbacher Straße. Die Bakterien wurden bei einer Routineuntersuchung im September 2014 entdeckt. In der Folge mussten die Eberbacher ihr Wasser abkochen, das Trinkwasser wurde gechlort.
Die Verunreinigung wurde auf die oberhalb im Wald gelegene Holdergrundquelle zurückgeführt. Wie genau die Keime dort ins Wasser gelangt sind, wurde offiziell bislang nie abschließend geklärt. Da vermutet wurde, dass die Keime vom Kot von Wildtieren ins Wasser gelangt sein könnte, wurde die Quelle zehn Monate später für 20.000 Euro "wilddicht" eingezäunt. Andere Vermutungen gingen dahin, dass vom oberhalb gelegenen Waldbrunn aus Gülle ins Wasser gesickert sein könnte. Letztlich soll die derzeit noch genutzte Holdergrundquelle aber vom Trinkwassernetz abgeklemmt und durch ein neues Wasserwerk in Dürrhebstal ersetzt werden. Da fangen die Kostensteigerungen an.
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Schon das neue Wasserwerk in Dürrhebstal für vier Millionen Euro wird nach den aktuellen Zahlen 120.000 Euro teurer. Um das Wasserwerk betreiben zu können, braucht es für weitere 110.000 Euro eine neue Trafostation. Außerdem müssen von Eberbach ins Ittertal neue Wasser- und Stromleitungen verlegt werden.
Eine geeignete Trasse dafür zu finden, erwies sich nach Gesprächen mit Forst-, Naturschutz-, Straßenbau- und Gewässerbehörden sowie den Grundstückseigentümern als schwieriger als gedacht. Die Leitungstrasse wird deutlich länger und teurer als geplant: Die Kosten dafür schnellen von 500.000 auf 1,6 Millionen Euro. Dazu wird für den Bau des Dürrhebstaler Wasserwerks noch ein naturschutzrechtlicher Ausgleich gefordert, der mit weiteren 300.000 Euro zu Buche schlägt.
Ein weiteres Wasserwerk ist in Gaimühle geplant. Dort steigen die geschätzten Kosten von 2,7 auf 3,2 Millionen Euro. Und weil in Brombach im trockenen Sommer 2018 das Wasser knapp wurde, soll nun auch für eine weitere halbe Million im Eberbacher Ortsteil die Wasserversorgung modernisiert werden. Mit der allgemeinen Baukostensteigerung summiert sich die Kostensteigerung im Gesamtpaket so auf fast 3,5 Millionen Euro.
Mit den Arbeiten in Brombach und an der Leitungstrasse ins Ittertal soll noch dieses Jahr begonnen werden. Der Baubeginn fürs Wasserwerk in Dürrhebstal ist 2020 geplant, der für das Wasserwerk in Gaimühle 2021.
Damit ist das Projekt "Wasser 2025" noch nicht abgeschlossen: Von 2022 bis 2024 sollen die Hochbehälter in Rockenau, am Scheuerberg, in Gaimühle und Friedrichsdorf saniert werden.
Bereits jetzt sehen die Stadtwerke auch schon Handlungsbedarf für die Jahre danach: Bei einer Rohrnetzberechnung hatte ein Ingenieurbüro im vorigen Jahr mehrere Schwachstellen im Netz ausgemacht. Bis 2030 sollen deshalb bei Instandhaltungsarbeiten etliche Leitungen quer durch die Stadt und in einigen Ortsteilen wie Gaimühle und Friedrichsdorf durch größere ersetzt werden. Damit soll die Wasser- und Löschwasserversorgung auch in Spitzenverbrauchszeiten abgesichert werden. Dafür waren im vorigen Jahr noch 6,2 Millionen Euro eingeplant. Inzwischen rechnen die Stadtwerke aber mit 8,2 Millionen Euro.
Infolge der Investitionen von mehr als zwölf Millionen Euro allein beim Projekt Wasser 2025 ist abzusehen, dass der Wasserpreis in Eberbach steigen wird. Damit rechnen auch einige Stadträte. In welcher Höhe, darüber gibt es noch keine Berechnung. Ein Teil einer künftigen Preiserhöhung wurde bereits vorweggenommen. Laut Stadtwerksleiter Günter Haag wurden, um das Projekt stemmen zu können, auch schon Rückstellungen gebildet. "Das wird eine Herausforderung", sagt Haag, "aber wir werden alle Register ziehen, um es für die Kunden so angenehm wie möglich zu machen."
Gutes Wasser aus eigenen Quellen hat seinen Preis: Schon jetzt liegt der Wasserpreis in Eberbach deutlich über dem Landesschnitt. Die durchschnittliche monatliche Grundgebühr in Baden-Württemberg beträgt 3,75 Euro im Monat. In Eberbach sind es 5,17 Euro. Der Verbrauchspreis liegt im Landesschnitt bei 2,15 Euro pro 1000 Liter, in Eberbach bei 3,01 Euro.
In der Nachbarschaft verlangt Heddesbach nur 32 Cent Grundgebühr, liegt aber beim Verbrauchspreis mit 3,05 Euro leicht über Eberbach und hat deutlich höhere Abwasserkosten. In Schönbrunn ist Wasser bei einer Grundgebühr von 1,07 Euro und einem Verbrauchspreis von 2,46 Euro pro 1000 Liter deutlich günstiger. Auch die Abwasserentsorgung ist dort billiger.



