Eberbach

Musikschule kommt heil durch die Pandemie

Seit dieser Woche gibt es wieder Präsenzunterricht. Der finanzielle und Verlust an Schülern rüttelt nicht an der soliden Aufstellung.

10.06.2021 UPDATE: 11.06.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden
Auch die Musikschule Eberbach — hier das Haupthaus in der Bussemerstraße — hat beträchtliche Einbußen erlitten. Aber das wirtschaftliche Fundament trägt. Foto: Biener-Drews

Von Jutta Biener-Drews

Eberbach. Nachdem die dritte Welle der Corona-Pandemie ihren Höhepunkt überschritten hat, darf sich die Musikschule Eberbach auf der sicheren Seite wähnen. "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen und stehen noch sehr solide da", erklärt Schulleiter Tobias Soldner auf Nachfrage. Natürlich ging es auch in der Bussemerstraße nicht ohne Verluste ab. Die lange Zeit des Lockdowns, des Online-Unterrichts, die Notwendigkeit zusätzlicher Investitionen in Hygienemaßnahmen haben auch hier ihre Spuren hinterlassen. An die zehn Prozent der Schüler sind abgesprungen, die wirtschaftlichen Einbußen sind beträchtlich. Doch sei die Einrichtung, die 2019, ein Jahr vor Corona, ihr 40-jähriges Bestehen feiern konnte, zu keinem Zeitpunkt in Schieflage geraten, berichtet Soldner.

In dieser Woche hat in den Mitgliedsgemeinden Eberbach und Schönbrunn der musikalische Präsenzunterricht wieder begonnen, nur die Kooperationen mit Schulen und Kindergärten werden bis nach den Sommerferien ausgesetzt. Und die Früherziehung geht erst in der kommenden Woche wieder an den Start, "da ist noch Vorarbeit nötig", so Soldner. Ansonsten dürfen Musikschüler einzeln und in Gruppen, dürfen sie in Instrumentalensembles und Chören ihren Lehrkräften und Mitstreitern wieder leibhaftig begegnen.

Die Schutzvorgaben sind deswegen freilich noch nicht außer Kraft. So dürfen maximal zwanzig Personen einschließlich Lehrkraft gleichzeitig anwesend sein, von aus den Kinderschuhen schon herausgewachsenen Musikfreunden wird der ggg-Nachweis verlangt: geimpft, getestet oder genesen. Auch der Einsatz von Plexiglaswänden während des Unterrichts und Abstandhalten sind obligatorisch. Wer durchs Haus läuft, muss dies auf vorgezeichneten Wegen tun und eine Maske tragen. Und ein Zelt vor dem Haus dient Schülern als Wartebereich, bevor sie von ihren Lehrern abgeholt werden. Rund zehn Prozent der im Jahr vor Corona noch 750 Schüler sind beim Neustart des musikalischen Präsenzunterrichts nicht mehr dabei. Sie sind abgesprungen, weil sie laut Tobias Soldner während des Lockdowns nicht online unterrichtet werden wollten. Umgekehrt seien aber auch nicht alle Dozenten bereit gewesen, musikalische Lektionen übers Netz zu erteilen. Soldner: "Das war freiwillig". Der aktuelle Schülerstand liegt bei 500, was mit der erwähnten Aussetzung der musikpädagogischen Angebote für die Kleinsten bis nach den großen Ferien zusammenhängt. Erst dann gibt es zum Beispiel wieder einen Musikgarten oder die elementare Musikerziehung.

Dass der Verlust von immerhin etwa 75 Schülerinnen und Schülern nicht mehr wettzumachen ist, davon geht der Musikschulleiter nicht aus. "Das wird sukzessive wieder aufgefüllt". Soldner ist mit fluktuierenden Schülerzahlen auch in nicht-pandemischen Zeiten vertraut. Er weiß, dass viele Schüler erst einmal ausprobieren, ob und welche Art von Musik sie machen möchten. Und wenn sie merken, das ist nichts für mich, wieder aussteigen. "Das ist ganz normal".

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Dass die Musikschule Eberbach ohne große Blessuren auch den finanziellen Verlust verkraften wird, führt Soldner auf die Struktur der als Verein organisierten Bildungseinrichtung zurück. Und darauf, dass sie vom pandemischen Ausnahmezustand nicht auf dem falschen Fuß erwischt wurde, sondern einen ausgeglichenen Haushalt und Rücklagen aufbieten konnte, die die Einbußen auffingen. Inklusive der Sonderausgaben von 25- bis 26.000 Euro, die für die Anschaffung von Plexiglaswänden oder hausinterne Schulungen in Online-Unterricht anfielen.

13.000 Euro musste die Schule allein für die Regelung drauflegen, dass die Räume nach jedem Präsenzunterricht fünf Minuten zu lüften sind. Die zusätzliche Zeit "wurde unseren Dozenten wie normaler Unterricht vergütet", erklärt Soldner.

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