HSG-Schulsanitätsdienst erklärt Lehrern Herzdruckmassage
Am Hohenstaufen-Gymnasium fand die "Woche der Wiederbelebung" statt. Ziel der Aktion war es, die "Hemmschwelle" zu helfen herabzusetzen.

Von Martina Birkelbach
Eberbach. Im Rhythmus zu dem 1970er-Jahre Discohit "Stayin’ alive" mit 103 "Beats per Minute" (BMP) stand gestern während der großen Pause im Hohenstaufen-Gymnasium Herzdruckmassage auf dem Stundenplan. Die Lehrer übten im Lehrerzimmer im Wechsel an vier Puppen, angeleitet von Schülern des Schulsanitätsdienstes. Das ungewöhnliche Pausenprogramm eröffnete die "Woche der Wiederbelebung". Noch die ganze Woche über will der Schulsanitätsdienst, täglich in der großen Pause, das Üben der Herzdruckmassage für alle Schüler auf dem Schulhof anbieten.
"Regelmäßige Treffen waren im vergangenen Schuljahr wegen der Corona-Pandemie kaum möglich", erzählen die Lehrer und Leiter der freiwilligen AG Michael Windorfer und Sabrina Lobeck. Dennoch – oder auch gerade deswegen – war den beiden die Aktion sehr wichtig. Bereits vor zwei Jahren hatten sie dazu eingeladen, 2020 konnten sie es, coronabedingt, nicht. Die AG besteht derzeit aus etwa zwölf Schülern, und "langsam beginnen auch die Treffen wieder einmal wöchentlich". Für den Lehrerunterricht gestern zuständig waren die Schülerinnen Chiara Salerno, Natalie Trauth, Elisabeth Mitcel und Leonarda Masatovic.

Eingeladen war auch Dr. Patrick Schottmüller, einer der leitenden Notärzte des Rhein-Neckar-Kreises, der sich in Eberbach unter anderem für den Ausbau des Defibrillator-Netzwerkes sehr stark eingesetzt hat. Er erläuterte den Lehrern die Bedeutung von Herz-Lungen-Wiederbelebungsmaßnahmen. "Wir sind zu fixiert auf Corona, wir haben aber weiterhin auch bis zu 100.000 Herztote pro Jahr in Deutschland – außerhalb der Kliniken", sagte er. Auch in seinem Zuständigkeitsbereich im Rhein-Neckar-Kreis gibt es derzeit sehr viele Herz-Kreislauf-Stillstände. Gerade in der Nacht zum Montag hatte der Notarzt wieder in Eberbach einen solchen Einsatz.
Bei der Beatmung gibt es oft eine "Hemmschwelle", die sich durch Corona "noch verstärkt hat", da sind sich die AG-Leiter Windorfer und Lobeck einig. Schottmüller betont: "Wir müssen diese Hemmschwelle wieder herabsetzen. Wir müssen wieder etwas tun, wir müssen lernen, zu helfen – gerade in der Pandemie."
Auch interessant
Schottmüller wies die Lehrer auch auf die neuesten europäischen Richtlinien hin. Demnach ist keine Seitenlage und keine Pulskontrolle mehr nötig. "Wenn jemand daliegt und nicht mehr auf Ansprache reagiert, wenn er komisch zittert und offensichtlich nicht mehr richtig atmet – das geht dann in Richtung Schnappatmung – dann beginnen wir sofort mit der Herzdruckmassage", betont der Notarzt. Falsch machen kann man dabei nichts, "was maximal passieren kann, ist ein Rippenbruch".
Die Lehrer üben derweil fleißig weiter, immer im Wechsel und im Takt zu "Stayin’ alive". "Und dann muss natürlich noch jemand den Notarzt anrufen", ruft Schottmüller in den Raum. Das war zum Glück am Montag nicht wirklich nötig, denn es war nur eine Übung.



