So funktioniert ein Defibrillator
"Woche der Wiederbelebung": Im HSG erklären Sanitäts-AG und der Leitende Notarzt die Handhabung des Lebensretters

"Drücken, drücken, drücken…" Unter Anleitung von Claire Stelzer (l.) und Hannah Wäsch von der Schul-Sanitäts-AG übt sich auch Schulleiterin Anja Katzner (r.) in "Wiederbelebung". Foto: Barbara Nolten-Casado
Von Barbara Nolten-Casado
Eberbach. "Stayin‘ alive …" - der Bee-Gees-Song aus den 1970er Jahren gab am Mittwochmorgen im Lehrerzimmer des Hohenstaufen-Gymnasiums mit 103 BMP (Beats per Minute) den Rhythmus vor, in dem Lehrer sich in "Wiederbelebung" beziehungsweise Herzdruckmassage und Beatmung üben konnten. Natalie Löweneck, Jona von Reischach, Hannah Wäsch und Claire Stelzer von der schuleigenen Sanitäts-AG hatten Übungspuppen dazu auf einer Wolldecke bereitgelegt und gaben den Pädagogen entsprechende Anleitungen.
Anlass für das ungewöhnliche Pausenprogramm war die "Woche der Wiederbelebung", die in diesen Tagen bundesweit mit einer Vielzahl von Aktionen begangen wird. Am HSG sind es die Schüler der Sanitäts-AG, die gemeinsam mit den die AG betreuenden Lehrern Sabrina Lobeck und Michael Windörfer ihre Mitschüler in den großen Pausen dieser Woche an einem Info-Stand auf dem Schulhof ans Thema "Erste Hilfe bei Herz-Kreislauf-Stillstand" heranführen.
Immerhin erleiden rund 50.000 Menschen in Deutschland jährlich einen Herzstillstand. Auslöser sei oftmals ein Herzinfarkt, weiß der Leitende Notarzt des Rhein-Neckar-Kreises, Dr. Patrick Schottmüller. Bei jüngeren Menschen komme eher eine Myokarditis (Herzmuskelentzündung) als Ursache in Betracht. Dann heißt es, keine Zeit zu verlieren, denn "nach drei bis fünf Minuten ohne Durchblutung stirbt das Gehirn ab".
Auch in diesem Jahr war Schottmüller wieder auf Einladung von Schulleiterin Anja Katzner ans HSG gekommen, um dem Lehrerkollegium die Bedeutung von Wiederbelebungsmaßnahmen und die Handhabung eines Defibrillators zu erläutern. Eberbach gehöre mit seiner großen "Defi"-Dichte zu den "Defi-Hauptstädten" Deutschlands, so der Notfallmediziner. Die Wichtigkeit der Geräte bei der Rettung von Menschenleben könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, ist er überzeugt. Denn: "Der Strom ist es, der mich in den ersten fünf Minuten zurück ins Leben schießt." Er sei es, der das Herz wieder in seinen Rhythmus bringe.
In der Zeit, in der ein möglicher Dritter einen Defi herbeihole bzw. bis medizinische Hilfe einträfe, dürfe ein Ersthelfer allerdings nicht untätig bleiben. "Prüfen - Rufen - Drücken" heißt im Falle eines Falles die Devise. Reagiert ein Betroffener auf Ansprache? Atmet er? Wenn nicht, gelte es umgehend die Notrufnummer 112 zu wählen und den Rettungsdienst zu alarmieren. "Und dann muss ich nur noch kräftig drücken."
"Dreißig Mal mit aufeinander gelegten Händen und einer Geschwindigkeit von hundert Mal pro Minute in der Mitte des Brustkorbs drücken, dann zweimal beatmen", erklärten die Schüler der Sanitäts-AG am Mittwoch den Lehrern, die bereit waren, sich an diesem Morgen "ein bisschen sportlich zu betätigen". "Das wird dann so lange wiederholt, bis der Rettungsdienst kommt."
Wichtig bei der Wiederbelebung sei es, keine Angst zu haben, etwas falsch zu machen", betonte Schottmüller. Bei älteren Betroffenen könnten da auch schon mal ein paar Rippen brechen, bei Mitschülern wäre das wohl eher selten der Fall. Und wenn schon, was zählt ist: "Der Patient soll doch leben!"



