Das ist die aktuelle Lage in den Neckar-Odenwald-Kliniken
Minister Peter Hauk informierte sich - "Wir brauchen die Kliniken dauerhaft" - Wegen Corona so wenig Patienten wie nie

Buchen. (mb) Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, hat am Dienstag der Sichtungsstelle am Krankenhaus in Buchen einen Besuch abgestattet. Mit Landrat, Bürgermeister und Vertretern des Deutschen Roten Kreuzes sprach er über die aktuelle Lage und die Zukunft der Neckar-Odenwald-Kliniken.
Steffen Horvath, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Buchen, informierte den Minister über die Arbeitsweise an der Sichtungsstelle. Jeder Besucher des Kreiskrankenhauses muss sich in dem dort aufgebauten Zelt befragen und die Körpertemperatur messen lassen. Durchschnittlich 60 bis 70 Personen durchlaufen nach den Worten von Horvath täglich die Sichtungsstelle.
Wie Chefarzt Harald Genzwürker erläuterte, hätten sich bisher 140 Personen mit Verdacht auf Coronainfektion an die beiden Krankenhäuser des Landkreises gewandt. Bei 28 von diesen habe sich der Verdacht bestätigt. "Es ist noch erfreulich ruhig", stellte Genzwürker fest.
Er wies darauf hin, dass in Mosbach und Buchen jeweils acht Intensivbetten zur Verfügung stünden sowie vier Beatmungsplätze. Aktuell verfüge man in Mosbach über zehn, in Buchen über 23 freie Isolationsbetten (Stand: Donnerstag, 12 Uhr). "Wir befinden uns alle in der bangen Erwartung: Wann kommt die Welle?", sagte Genzwürker.
Bürgermeister Roland Burger bezeichnete die Aussage von Sozialminister Manfred Lucha, trotz der aktuellen Krise an der Schließung kleinerer Krankenhäuser festhalten zu wollen, als "Faustschlag". Jedes Bett werde derzeit gebraucht. "Die Landesregierung sollte die Zukunft der Krankenhäuser zu einem aktuellen Thema machen", forderte Burger.
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"Es geht um eine auskömmliche Finanzierung der Grundbestände", stellte auch Minister Hauk in Bezug auf die Krankenhäuser fest. "Da muss man dran bleiben." Landtagsabgeordneter Georg Nelius geht davon aus, dass die Neckar-Odenwald-Kliniken nicht zu den kleinen Krankenhäusern zählen.
Landrat Dr. Achim Brötel forderte, sich bei der Grundversorgung im Gesundheitswesen an der menschlichen Biografie zu orientieren.
Es müssten vor Ort Leistungen von der Geburt über die Unfallopferversorgung bis zur Palliativmedizin wohnortnah angeboten werden. "Wir brauchen die Kliniken dauerhaft", sagte er und lobte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Krankenhäusern besonders: "Das Personal steht wie eine Eins!" Man müsse nach der Krise die Verhältnisse im Gesundheitssystem neu bewerten. Steffen Blaschek vom DRK-Rettungsdienst sieht das ähnlich. Kurze Wege seien wichtig, wenn es gelte, Leben zu retten.
Chefarzt Dr. Genzwürker erläuterte dem Minister die Maßnahmen, die man an den Neckar-Odenwald-Kliniken wegen der Corona-Krise getroffen habe. So werde derzeit pro Standort nur jeweils ein Operationssaal betrieben, um Kapazitäten für die Behandlung von Corona-Patienten zu schaffen. Alle verschiebbaren Operationen wurden vertagt. "Wir haben derzeit so wenig Patienten im Haus wie nie", stellte Genzwürker fest. Pro Haus würden zurzeit nur rund 60 Menschen behandelt. "Das ist betriebswirtschaftlich eine Katastrophe!"
Vor diesem Hintergrund wünscht sich Bürgermeister Roland Burger einen finanziellen Ausgleich für die Kliniken vom Land und vom Bund. Nach den Worten von Achim Brötel hat Gesundheitsminister Jens Spahn bisher lediglich einen Pauschalbetrag von 560 Euro pro wegen Corona abgesagter Operation zugesagt.
Alle an dem Gespräch Beteiligten sind davon überzeugt, dass dieses Geld nicht reichen werde. Sie erwarten, dass man die wirtschaftlichen Ziele, die die Verantwortlichen der Neckar-Odenwald-Kliniken vor der Krise angestrebt haben, nicht erreichen können werde. Die landkreiseigenen Kliniken hatten im vergangenen Jahr einen Verlust von rund zwölf Millionen Euro erwirtschaftet. Mit einem Struktur- und Maßnahmepaket sollte dieser in den ersten sechs Monaten dieses Jahres deutlich verringert werden.



