Der Feinschliff muss in Präsenz erfolgen
Die Abiturienten steuern auf die Hochschulreife zu, die Schulen haben für die Vorbereitung unterschiedliche Wege gewählt.

Von Stephanie Kern
Mosbach. Es ist eigentlich eine besondere Zeit im Leben. Ein ganzes Schulleben lang warten die Jugendlichen auf ihr Abitur. Nun wird es schon zum zweiten Mal ganz anders als geplant, ganz anders, als viele vor ihnen es erlebt haben. Am wichtigsten ist aber: Die Schüler(innen) sollen auf die Prüfungen gut vorbereitet werden. Deshalb werden sie in den Gymnasien in Mosbach auch wieder in Präsenz unterrichtet. Doch jede Schule geht dabei ihren eigenen Weg.
Am Nicolaus-Kistner-Gymnasium in Mosbach hat sich das Krisenteam um Schulleiter Jochen Herkert für Blockunterricht für die angehenden Abiturienten entschlossen. "Wir möchten den Schülern gerne eine besondere Vorbereitung an die Hand geben, aber eine Durchmischung verhindern", verdeutlicht Jochen Herkert. In vier Gruppen wurden und werden in der vergangenen und der aktuellen Woche vier bis acht Stunden am Tag prüfungsrelevante Fächer gepaukt, geübt, gelernt. Dabei wurden die Gruppen entweder geteilt, gestaffelt oder im großen Musiksaal untergebracht. Die Lehrer unterrichten mit Maske und bleiben nur ihrer Gruppe treu, die anderen Klassen des NKG werden online unterrichtet. Auch bei der Einteilung der Schüler habe man darauf geachtet, dass es "wenig Wechselpotenzial" gibt.
Große Lücken haben Herkert und seine Kollegen noch nicht bemerkt. "Aber es ist gut, dass die Schüler jetzt hier sind und wir ihnen den Feinschliff fürs Abitur geben können", meint Herkert. Das komme auch bei den Schülern gut an. Präsenzunterricht ist seit dem Ende der Fastnachtsferien für Abschlussklassen wieder erlaubt. Wie das organisiert wird, liegt an jeder Schule selbst. "Unser Blockunterricht kommt gut an", ist Herkert überzeugt. Die 17-jährige Luisa Kleine bestätigt das: "Blockunterricht ist viel effektiver für die Abi-relevanten Fächer und bringt uns in der Vorbereitung für unser Abitur viel weiter". Janek Appel berichtet: "Die Klassengrößen können im Blockunterricht kleiner sein und damit viel angenehmer. Dies wäre auch im normalen Unterricht wünschenswert." Und Jannik Habersang sagt: "Die halbe Klassengröße ist ein enormer Vorteil und bietet die Möglichkeit zum konzentrierten und effektiven Arbeiten vor dem Abitur." Der Wunsch nach dem Blockunterricht sei übrigens aus dem Lehrerkollegium gekommen. "Im Endeffekt muss man Schule aktuell immer wieder neu erfinden – und man muss schauen, was am besten passt", meint Jochen Herkert.
Am Auguste-Pattberg-Gymnasium in Neckarelz waren die Kursstufen eins und zwei seit den Fastnachtsferien je eine Woche im Wechsel im Präsenzunterricht. Ab der kommenden Woche möchte man die angehenden Abiturienten des aktuellen Jahres gerne dauerhaft an die Schule zurückholen. Schulleiter Dr. Thomas Pauer betont: "Um die Abiturienten mache ich mir ehrlich gesagt nicht so viele Sorgen, denn die hatten ja vergleichsweise viel Präsenzunterricht. Inhaltlich sind wir nahezu so weit wie sonst auch." Dennoch könne Online-Unterricht den Präsenzunterricht nicht ersetzen. Wenn die angehenden Abiturienten wieder kommen, werden sie in größere Räume gesetzt, um die Abstände einhalten zu können. "Zudem sind die Kurse nicht so groß wie normale Klassen", erklärt Thomas Pauer.
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"Gut" laufe auch die Abiturvorbereitung am Technischen Gymnasium, wie Abteilungsleiter Helmut Behr sagt. "Wir haben kompletten und normalen Präsenzunterricht, da in unseren TG-Klassen weniger als 16 Schüler sind." Man denke ebenfalls über einen Blockplan zur intensiven Vorbereitung auf die Prüfungen nach. Seit Dezember und bis zu den Fastnachtsferien habe es auch Online-Unterricht gegeben. "Aber Präsenzunterricht ist wirklich die erste Wahl", sagt Behr. Große Defizite haben er und seine Kollegen bei den Schülern nicht bemerkt. Die Schule habe aber nach dem ersten Lockdown auch gehandelt, die Lehrer wurden geschult. "Wir haben einen Riesenaufwand betrieben, es ist einiges gelaufen. Die Coronapandemie hat einen unheimlichen Schub in die Digitalisierung der Schulen gebracht."
Das Wirtschaftsgymnasium in Mosbach hat seine Abiturienten nach den Fastnachtsferien an die Schule zurück gebeten. "Sie werden mit Maske und Abstand unterrichtet", berichtet Schulleiter Ralf Trabold. Ein bisschen Pech war dann aber doch im Spiel, denn in einer der beiden Abi-Klassen gab es einen Corona-Fall. Der Schüler hatte sich außerhalb der Schule angesteckt. Obwohl nur eine Klassenkameradin in Quarantäne ist, lernt diese Klasse nun wieder von zu Hause aus. "Als Vorsichtsmaßnahme", wie Trabold betont. "Ich sehe keine riesigen Lücken", sagt der LES-Schulleiter in Bezug auf den Wissenstand. Der Stundenplan sei eins zu eins ins Digitale übertragen worden. Die Ludwig-Erhard-Schule hatte sich schon mit Start des neuen Schuljahrs auf einen weiteren Lockdown vorbereitet, Lehrer und Schüler in den entsprechenden Programmen geschult.
Jörg Wirsing ist Abteilungsleiter beim Biotechnologischen und Ernährungswissenschaftlichen Gymnasium der Augusta-Bender-Schule in Mosbach. Auch hier sind die Abitur-Klassen seit den Fastnachtsferien wieder in Präsenzunterricht. Wirsing selbst macht in seinem Fach nur noch Prüfungsvorbereitung. Aus Gründen des Infektionsschutzes tragen alle Maske, alle 15 Minuten werden die Fenster geöffnet. "Ich finde es gut, dass die Abiturienten wieder hier in der Schule sind." Das Unterrichten vor schwarzen Bildschirmen sei wenig zufriedenstellend, die Interaktion und die Mimik fehlen. "Das ist aber auch mit Maske sehr schwierig", betont Wirsing. "Es hat geklappt, aber es ersetzt den Unterricht im Klassenzimmer nicht." Wirsing ist froh, dass die Regelungen nach den Fastnachtsferien zumindest für die Abschlussklassen etwas gelockert wurden. "Das kam gerade noch rechtzeitig, um sie vernünftig auf das Abitur vorzubereiten. So kann man ihnen auch Ängste nehmen – und man spürt die Sorgen und Nöte der Schüler viel besser", ist Wirsing überzeugt.



