Bürgermeisterwahl Rosenberg

Warum Ravensteins Stadtoberhaupt hier auch noch kandidiert

Ravensteins Bürgermeister Hans-Peter von Thenen "möchte Bürgermeister von Ravenstein und Rosenberg sein!"

11.09.2018 UPDATE: 12.09.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden

Ravensteins Bürgermeister Hans-Peter von Thenen (Foto) hat sich am Montag für den Bürgermeisterposten in Rosenberg beworben. Sein Amt in Ravenstein möchte er zudem weiterhin ausüben. Foto: Helmut Frodl

Von Joachim Casel

Ravenstein/Rosenberg. Verdutzt rieben sich am Montag vor Ort am Rosenberger Rathaus und auch am Dienstag bei der Lektüre der Rhein-Neckar-Zeitung die Passanten und Leser die Augen. Mit einer solch faustdicken Überraschung hatte keiner gerechnet: Der amtierende Bürgermeister von Ravenstein, Hans-Peter von Thenen, kandidiert als Bürgermeister in Rosenberg!

Die Rhein-Neckar-Zeitung sprach mit dem 49-Jährigen über seine Beweggründe. Und dabei machte dieser deutlich, dass es sich hierbei - wie man vielleicht vordergründig glauben könnte - keineswegs um eine Flucht aus Ravenstein handelt. Er möchte vielmehr Bürgermeister von Ravenstein und Rosenberg sein, weil es zwischen beiden Kommunen starke Berührungspunkte gebe und in der Arbeit so viele Synergieeffekte erkennbar seien, die man gebündelt hervorragend realisieren könne. Hier das Interview im Wortlaut:

Herr von Thenen, Sie möchten Bürgermeister in Rosenberg werden, wann haben Sie diesen Entschluss gefasst?

Sehr kurzfristig. Als ich gesehen habe, dass das Bewerberfeld in Rosenberg doch noch recht licht war, habe ich mich eigentlich erst am Montag dazu entschlossen, mich zu bewerben.

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Wer war in diese Entscheidung eingebunden?

Natürlich in erster Linie die Familie, aber man unterhält sich natürlich auch noch darüber hinaus.

Gab es heute bereits Reaktionen in Ravenstein auf ihre Bewerbung in der Nachbargemeinde?

Nein, noch keine. Ich habe am Montag meinen Stellvertreter in Ravenstein, Thomas Hornung, über meine Kandidatur informiert und heute die Verwaltung sowie per E-Mail die Ravensteiner Stadträte. Aber ich habe noch keine Antwort bekommen.

Ist Ihre Kandidatur für Rosenberg eine Absage an Ravenstein?

Nein, überhaupt nicht. Ich fliehe nicht aus Ravenstein, hier haben wir die letzten Jahre einiges zusammen bewegt und auf den Weg gebracht. Ich denke an die "Allah-Hopp-Anlage", Neubaugebiete, Straßen ... Das möchte ich nicht aufgeben, sondern zu einem guten Ende bringen. Meine Amtszeit in Ravenstein endet erst Ende Februar 2020. Bis dahin werde ich mich in meinem Amt engagiert einbringen, gerne auch darüber hinaus, das liegt aber dann in der Hand der Wähler. Meine Bewerbung in Rosenberg ist so zu verstehen: ich möchte Bürgermeister von Ravenstein und Rosenberg sein!

Hintergrund

Doppel-Bürgermeister

Geht das rechtlich, dass der gleiche Bürgermeister zwei Kommunen vorsteht? Die Gemeindeordnung für Baden-Württemberg (Gemeindeordnung - GemO) bejaht dies für Rosenberg und Ravenstein eindeutig. In Paragraf 63 heißt

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Doppel-Bürgermeister

Geht das rechtlich, dass der gleiche Bürgermeister zwei Kommunen vorsteht? Die Gemeindeordnung für Baden-Württemberg (Gemeindeordnung - GemO) bejaht dies für Rosenberg und Ravenstein eindeutig. In Paragraf 63 heißt es:

"Benachbarte kreisangehörige Gemeinden können dieselbe Person zum Bürgermeister wählen. Die Wahl des Bürgermeisters ist in jeder Gemeinde getrennt durchzuführen. Die Amtszeit bestimmt sich für jede Gemeinde nach den hierfür geltenden Vorschriften."

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Das heißt, Sie möchten quasi Doppel-Bürgermeister werden.

Ja genau, das Kommunalrecht gibt das auch her!

Fernab vom Rechtlichen, ist so etwas auch in der Praxis zu handhaben?

Sehen Sie, Ravenstein und Rosenberg sind sich so ähnlich. Beide haben Teilorte, die Einwohnerzahl ist vergleichbar. Wir sind im gleichen Gemeindeverwaltungsverband und helfen uns derzeit sogar bei Krankheit und Urlaub mit den Standesbeamten aus. Es gibt zudem viele weitere Berührungspunkte zwischen den Nachbargemeinden und auch die Probleme sind ähnlich gelagert. Da ist es doch nur sinnvoll, die Kräfte zu bündeln und gemeinsame Aufgaben auch gemeinsam anzugehen. Ich sehe da viele Synergieeffekte zum Wohle beider Kommunen.

Und was reizt Sie speziell an Rosenberg?

Rosenberg ist einfach schön. Das Grüne und die Natur prägen die Landschaft. Das ist für mich - genau wie Ravenstein - Heimat. Es lohnt sich, hier zu leben.

Zuletzt waren Sie im Krankenstand. Sind Sie gesundheitlich wieder hergestellt?

Seit Montag arbeite ich wieder. Ich habe das im Vorfeld klar betont, ich brauchte einfach eine Auszeit, dass ich wieder gesund und erholt an den Schreibtisch zurückkehren kann. Das ist jetzt der Fall.

Fürchten Sie negative Auswirkungen auf Ihre Arbeit in Ravenstein, die aus der Bewerbung für das Bürgermeisteramt in Rosenberg resultieren könnten?

Nein, da sehe ich keinerlei Beeinträchtigungen. Auch beim Arbeitsvolumen nicht. Bürgermeister haben fließende Arbeitszeiten. Wenn ich in nächster Zeit in Rosenberg etwas zu machen habe, arbeite ich das Versäumte am Abend an meinem Schreibtisch im Ravensteiner Rathaus wieder auf.

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