Fastnachts-Rede führt zu politischem Eklat
Ratsmitglieder auf Konfrontationskurs - "Zusammenarbeit nicht mehr möglich"

Bürgermeister Hans-Peter von Thenen.
Ravenstein. (F) Zahlreiche Bürger kamen am Mittwochabend zur Sitzung des Ravensteiner Gemeinderats in den Bürgersaal des Rathauses in Merchingen, so dass die Stühle nicht ausreichten, und unter den Besuchern wurde gemunkelt, dass an diesem Tag "etwas im "Busch" sei. Mit der Verabschiedung des Haushaltsplanes und weiteren Punkten, die problemlos abgehakt werden konnten, verlief die Sitzung zunächst unspektakulär, ehe es am Ende zu einem Eklat kam.
Anlass war erneut die Ansprache des Bürgermeisters bei der Rathausstürmung der Merchinger "Brogge" an Fastnacht. Bürgermeister von Thenen, der in der Sitzung einen schweren Stand hatte, wurde ausgelacht; ein Zuhörer verließ genervt den Saal mit den Worten "Wie im Kindergarten".
Bürgermeister-Stellvertreter Thomas Hornung wiederholte zum Ende der Tagesordnung am Mittwoch erneut seine bereits in der Februar-Sitzung geäußerte Kritik an der vom Bürgermeister Hans-Peter von Thenen bei der Rathausstürmung der Merchinger "Brogge" an Fastnacht gehaltene Rede.
Unter anderem habe es einen "gezielten Reim" über den Ravensteiner Kämmerer und dessen Bürgermeisterkandidatur in Limbach gegeben. Diese und weitere Aussagen des Bürgermeisters seien weit unter die Gürtellinie gegangen und hätten "mit Spaß nichts mehr zu tun", unterstrich Hornung und fragte den Bürgermeister, wie er sich die künftige Arbeit mit der Verwaltung und dem Gemeinderat vorstelle.
Von Thenen antwortete, dass die Rathausstürmung in der Fastnachtszeit gewesen sei und er sich dazu nicht mehr äußern werde, worauf in den Zuhörerreihen kräftig gelacht wurde.
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Hornung setzte mit der Behauptung nach, dass die von ihm kritisierten Reime "nur die Spitze des Eisbergs" seien. Was von Thenen an besagtem Tag im Beisein vieler Fastnachter von sich gegeben habe, sei nicht nachvollziehbar und werfe die Frage auf: "Wohin soll das führen?" Zwischenmenschlich passe es nicht mehr zwischen dem Gremium und dem Bürgermeister, unterstrich Hornung und verwies auch auf jüngste Aussagen des Bürgermeisters bezüglich der Unterbringung von Flüchtlingen.
Wie Ratsmitglied Gramlich dazu sagte, schiebe der Bürgermeister die Schuld dafür, dass in der Schule in Ballenberg keine Unterbringung von Flüchtlingen erfolgte, auf den Gemeinderat. Bei Nachfragen sei von Thenen aber entweder nicht erreichbar oder sage einfach nichts, kritisierte Gramlich. Er rechne angesichts der Situation damit, dass einige Gemeinderäte vor Ablauf der Wahlperiode im kommenden Jahr ihr Amt niederlegen werden.
Aus dem Rathaus sei "zu hören, dass dort das Betriebsklima auch nicht das Beste" ist, fügte Gramlich hinzu und sorgte damit für Empörung beim Bürgermeister, dem daraufhin Gemeinderat Vogt vorrechnete, dass er an diesem Abend bereits viermal den Satz "Ich sage nichts" gesagt habe.
Er selbst stehe, so Vogt, davor, sein Amt aufzugeben, denn "so geht das nicht weiter." Ein Zuhörer griff Gemeinderat Vogt mit der Frage an, ob man aus einer nichtöffentlichen Sitzung in dieser Form berichten dürfe.
Sichtlich erregt verwies anschließend Ortsvorsteher Ullrich auf die Verantwortung des Bürgermeisters gegenüber Bürgern und Gemeindeverwaltung. Man müsse sich auf den Bürgermeister verlassen können. Er stelle fest, dass man mit von Thenen nicht mehr zusammenarbeiten könne, sagte Ullrich: "Es tut mir leid, dies sagen zu müssen, aber es hat keinen Wert mehr mit Ihnen."
Nachdem zuvor schon Gemeinderat Walz zum Dialog aufgerufen hatte, schlug sein Ratskollege Gehrig vor, im Beisein eines Moderators nochmal das Gespräch mit von Thenen suchen, was der Bürgermeister aber mit einem kurzen "Nein" ablehnte.
Nach diesem außergewöhnlichen Schlusspunkt der öffentlichen Sitzung, der ein nichtöffentlicher Teil folgte, diskutierten die Bürger vor dem Rathaus noch kräftig über das offensichtliche Zerwürfnis zwischen Gemeinderat und Bürgermeister. Dabei wurde die Meinung vertreten, dass "das Tischtuch zerschnitten" sei. Wie zum Ausdruck kam, sei keine Lösung in Sicht, wie das zerrüttete Verhältnis wieder gekittet werden könne.
Von Seiten der Bürger, die an der Sitzung teilgenommen haben, wurde durchaus auch Verständnis für das Verhalten des Bürgermeisters gezeigt.



