Buchen

Wie funktioniert eine Klinik?

Die RNZ-Sommertour macht Station am Buchener Standort der Neckar-Odenwald-Kliniken. Hier ist man 24 Stunden am Tag für die Patienten da.

14.08.2025 UPDATE: 14.08.2025 04:00 Uhr 4 Minuten, 36 Sekunden
Die RNZ-Leserinnen und -Leser bei der Sommertour zu Buchener Klinik. Foto: Busch

Von Rüdiger Busch

Buchen. "Ich konnte mir zuvor nicht vorstellen, wie modern und auf welch hohem Niveau hier in den Neckar-Odenwald-Kliniken gearbeitet wird", sagte Beate Hägele und sprach damit wohl den meisten Teilnehmern der RNZ-Sommertour aus dem Herzen.

Mehr als zwei Stunden lang hatten Geschäftsführer Harald Löffler und der Ärztliche Direktor Dr. Rüdiger Mahler am Montag ihre Kliniken vorgestellt und die 20 Teilnehmer der Sommertour dabei vollauf überzeugt: 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr setzen sich die rund 1150 Mitarbeiter an den Standorten Buchen und Mosbach mit Herzblut für die Gesundheit ihrer Mitmenschen ein.

Geschäftsführer Harald Löffler mit den Lesern. Foto: Busch

"Eine Klinik an zwei Standorten"

"Was können die Neckar-Odenwald-Kliniken alles leisten?" Antworten auf diese eingangs von Harald Löffler gestellte Frage wurden zunächst im Konferenzraum und anschließend bei einem Rundgang durch die Endoskopieabteilung beantwortet. Der Geschäftsführer beleuchtete das Leistungsspektrum und die Struktur der Kliniken, die unter dem Motto "Eine Klinik an zwei Standorten" für die Gesundheitsversorgung der 145.000 Bewohner des Landkreises sowie angrenzender Einzugsbereiche zuständig sind, und zwar rund um die Uhr.

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Mehr als 50.000 Patienten im Jahr

Interessant waren auch die statistischen Eckdaten: In Buchen wurden 2024 gut 8000 stationäre Eingriffe durchgeführt, in Mosbach 6500. Ambulante Eingriffe waren es 19.000 in Buchen und 17.000 in Mosbach. Zusammengerechnet wurden also mehr als 50.000 Patienten im Jahr behandelt. Um das bewältigen zu können, ist gut ausgebildetes Personal vonnöten: "Wir sind einer der größten Arbeitgeber im Landkreis", verdeutlichte Harald Löffler. Unter den 1150 Mitarbeitern sind 143 Ärzte. Großen Wert legen die Kliniken, die in Mosbach eine eigene Pflegeschule betreiben, auf die Nachwuchsförderung: Aktuell werden 70 Auszubildende beschäftigt.

Endoskopieleiterin Kornelia Kratzer. Foto: Busch

Große medizinische Bandbreite

Um die Kliniken in Zeiten des permanenten Kostendrucks zukunftsfähig aufzustellen und damit die medizinische Versorgung der Menschen in der Region dauerhaft zu sichern, wurde Ende 2019 eine Neukonzeption beschlossen. Das Ziel: eine Grundversorgung in hoher Qualität mit Zentraler Notaufnahme und Innerer Medizin an beiden Standorten. Einzelne Abteilungen wie Unfallchirurgie (Mosbach) und Gynäkologie und Geburtshilfe (Buchen) gibt es aber nur an jeweils einem Standort. "Dies war rückblickend aber die richtige Entscheidung: Eine mittelgroße Geburtshilfe hat deutlich bessere Perspektiven als zwei kleine", verdeutlichte Löffler. Kurz streifte der Geschäftsführer die einzelnen Abteilungen wie etwa die Altersmedizin, die mehr und mehr an Bedeutung gewinnt, oder die Wirbelsäulenchirurgie, die so gut aufgestellt sei, dass sogar Patienten aus Thüringen nach Buchen kommen.

Den Minister Lügen gestraft

"Auch in kleinen Häusern wird – anders als der frühere Gesundheitsminister Lauterbach behauptet hat – gute Arbeit geleistet", betonte Löffler, der diese Aussage mit Blick auf den hohen Aus- und Weiterbildungsstand belegte: "Dass wir in allen Abteilungen Ärzte mit Weiterbildungsbefugnis haben, ist außergewöhnlich für einen Grund- und Regelversorger auf dem Land und ein Nachweis der hohen Qualität im Haus!"

Was ist uns die Gesundheit wert?

"Gesundheit ist das wichtigste überhaupt", unterstrich Löffler, "aber offenbar haben wir dafür in Deutschland kein Geld." Sein Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung der Kliniken ließ keinen anderen Schluss zu als der, dass die Weichen im Gesundheitswesen völlig falsch gestellt sind: Statt den Menschen und seine Bedürfnisse in den Blick zu nehmen, geht es nur um Wirtschaftlichkeit und Profit. Zwar sei es den Verantwortlichen durch die 2019 gestartete Strukturreform und durch optimierte Prozesse gelungen, das Defizit von 14 (2019) auf 2,7 Millionen Euro (2023) zu verringern.

Wie die KI bereits heute bei der Diagnostik helfen kann, das demonstrierte Clemens Kuhn-Neureuther von der Firma Augere Medical. Foto: Rüdiger Busch

Doch inzwischen gehe die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben immer weiter auseinander, so dass der Verlust wieder Richtung 10 Millionen Euro gehe. "Wir sind auf einem guten Weg, können diese Verschlechterung der Rahmenbedingungen aber nicht auffangen", verdeutlichte Löffler – zumal die Kliniken im Gegensatz zu Akteuren der freien Wirtschaft Preise nicht an die steigenden Kosten anpassen können, sondern auf den festgelegten Landebasisfallwert angewiesen sind.

Was diese schwierige Situation mit den Mitarbeitern macht, das verdeutlichte Dr. Rüdiger Mahler: "Wir alle – vom Pflegepersonal über das Küchenteam bis zum Hausmeister – arbeiten Tag für Tag engagiert für die Gesundheit der Menschen in der Region. Die Diskussion um die finanziellen Verluste belastet uns und ist emotional schwierig."

Endoskopie auf höchstem Niveau

"Die Endoskopie der Neckar-Odenwald-Kliniken ist ohne Übertreibung auf universitärem Niveau angesiedelt", hatte Landrat Dr. Achim Brötel 2020 bei der Einweihung der für 2,1 Millionen Euro umgebauten und aufgewerteten Abteilung herausgestellt. Dass der Landrat wirklich nicht übertrieben hat, wurde beim Fachvortrag von Dr. Rüdiger Mahler und beim anschließenden Rundgang durch die Räume deutlich.

Die Begeisterung des Chefarzts für das Thema war zu jeder Sekunde spürbar, und so ließ er seine Zuhörer an den technischen Besonderheiten der hochmodernen Geräte ebenso teilhaben wie an Praxisbeispielen, die zeigten, wie dieser technische Fortschritt dem einzelnen Patienten zugutekommt. Etwa 6000 endoskopische Untersuchungen werden pro Jahr in Buchen durchgeführt.

High-Tech zum Wohle des Patienten

Bei der Endoskopie wird ein Schlauch mit einer Kamera in den Körper eingeführt, um dort Untersuchungen vorzunehmen – und das auf besonders schonende Weise. "Wir schauen aber nicht nur, sondern wir können auch gleich therapieren", sagte Mahler und verwies hier beispielsweise auf das Entfernen von Polypen bei Dickdarmspiegelungen oder von Gallensteinen.

Die Endoskopie kann aber bedeutend mehr: zum Beispiel die Untersuchung der Gallengänge, der Gallenblase und des Bauchspeicheldrüsengangs oder Endosonografie, also eine Ultraschalluntersuchung im Innern des Körpers. Auf großes Interesse der Zuhörer stieß auch die Kapselendoskopie zur Diagnostik von Dünndarmerkrankungen: Dabei schluckt der Patient eine kleine Kapsel mit integrierter Minikamera, die hochauflösende Aufnahmen vom Dünndarm macht und live an den Arzt sendet.

High-Tech zum Wohle des Patienten: "Wir kommen mit der Endoskopie in Körperregionen, an die wir sonst nur durch eine Operation kommen würden." Die RNZ-Leser, die großes Interesse zeigten und viele Fragen stellten, waren auch beeindruckt vom gewaltigen technischen Fortschritt, den der Chefarzt so skizzierte: "Vieles von dem, was wir heute täglich machen, war vor 20 oder 30 Jahren nicht vorstellbar!"

Chefarzt Dr. Rüdiger Mahler stellte den RNZ-Lesern ebenso informativ wie unterhaltsam die Neckar-Odenwald-Kliniken und ihre Abteilungen vor. Foto: Busch

Vorsorge rettet Leben

Mit den neuen Geräten könnten die Patienten nun noch besser untersucht und behandelt werden als früher, zeigten Dr. Rüdiger Mahler und Kornelia Kratzer (Gesamtleitung Endoskopie Buchen/Mosbach) auf: Dies ist unter anderem bei Darmspiegelungen zur Vorsorge sehr wichtig, bei denen auch kleinste Vorstufen einer möglichen Krebserkrankung erkannt werden können.

"Die Darmspiegelung ist der Goldstandard der Darmkrebsvorsorge", sagte Mahler und empfahl allen Menschen die Vorsorgeuntersuchungen ab dem Alter von 50 Jahren. Zehn Jahre dauere es in der Regel, bis aus einem kleinen Polypen Darmkrebs werden kann: Deshalb könne die Vorsorge Leben retten, was sich auch in den rückläufigen Darmkrebszahlen zeige.

KI wird zur wertvollen Hilfe

"Die Künstliche Intelligenz wird in den nächsten Jahren in der Endoskopie dramatisch Einzug halten", sagte Dr. Mahler und stellte gemeinsam mit Clemens Kuhn-Neureuther, Deutschland-Chef des norwegischen Unternehmens Augere Medical, eine KI-Lösung für das Darmkrebs-Screening vor. Das Programm ist in der Lage, selbst kleinste Polypen zu erkennen, aus denen sich einmal Krebs entwickeln könnte. "Diese Technik wird die Qualität deutlich verbessern", zeigte sich der Chefarzt überzeugt.

Den Arzt ersetzen werde sie nie – aber eine wertvolle Hilfe für den Untersucher und damit auch für den Patienten. "Wir haben hier eine der modernsten Endoskopaufbereitungen in Baden-Württemberg", erklärte Kornelia Kratzer beim Gang durch die Räume, in denen die Geräte gereinigt werden. "Eine Endoskopieabteilung auf diesem Niveau gibt es sonst nur an großen Krankenhäusern", verdeutlichte Geschäftsführer Harald Löffler. Seine Botschaft: "Sie können sich uns anvertrauen!" Und dies gilt nicht nur für die Endoskopie, sondern für alle Abteilungen, so die gesammelten Eindrücke der Besucher.

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