SLK schließt Krankenhäuser in Möckmühl und Brackenheim

Der Heilbronner Gemeinderat und Kreistag entschieden die Schließung am Montag - Künftig medizinisches Zentrum mit Fachärzten geplant

09.11.2016 UPDATE: 10.11.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden

Das Krankenhaus Möckmühl muss seinen Betrieb einstellen. Das ist das Ergebnis der Abstimmung am Montag im Heilbronner Kreistag und Gemeinderat. Das beliebte Haus soll künftig als medizinisches Zentrum weitergeführt werden, in dem sich niedergelassene Fachärzte ansiedeln sollen. Foto: Anita Ludwig

Von Anita Ludwig

Möckmühl. Jetzt ist es ganz offiziell raus: Im Landkreis Heilbronn schließt der Betreiber SLK gleich zwei Krankenhäuser, nämlich die Häuser in Brackenheim und Möckmühl. Das Krankenhaus in Möckmühl wurde in den letzten Jahren besonders auch von den Bürgern aus Adelsheim und den umliegenden Ortschaften sehr rege genutzt. Nach dem Schließungsbeschluss ist nunmehr geplant, das Möckmühler Krankenhaus als medizinisches Zentrum weiterzuführen, in dem sich niedergelassene Fachärzte ansiedeln sollen. Die akutstationären Angebote sollen nach Heilbronn und Bad Friedrichshall.

Gemeinsam haben der Heilbronner Gemeinderat und der Kreistag am Montag beschlossen, die stationären Abteilungen in Möckmühl und in Brackenheim in die großen Kliniken Gesundbrunnen und Plattenwald in Heilbronn und in Bad Friedrichshall einzubinden. Insgesamt sprachen sich 32 Räte des Heilbronner Gemeinderats für die Schließung aus. Im Kreistag waren 40 Bürgervertreter für eine sogenannte Neuordnung, 21 entschieden dagegen, drei enthielten sich. Die Meinungen waren fraktionsübergreifend geteilt. Angeblich entschieden die Befürworter der Schließung nach Faktenlage, basierend auf den nackten Zahlen, so der Wortlaut.

Am 24. Oktober lud die lokale Tageszeitung "Heilbronner Stimme" im Rahmen ihres Forums zu einer Diskussion in die Möckmühler Stadthalle ein. Landrat Detlef Piepenburg, SLK-Geschäftsführer Thomas Jendges, Möckmühls Bürgermeister Ulrich Stammer und der Gesundheitsexperte Professor Boris Augurzky stellten sich dabei den Fragen der Redakteure ebenso wie denen der besorgten Bevölkerung. Der rote Faden, der sich durch alle Antworten zog, war das neue Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) - Stand 1. Januar 2016 - und die daraus resultierenden Forderungen.

Auf einen einfachen Nenner gebracht lautet das: Je mehr OPs, desto mehr Erfahrung, ergo: mehr Qualität. Und nur für Qualität gibt es ausreichend Geld. Auch die zunehmende Spezialisierung der Fachkräfte bedingt einen hohen Personalstand, der einfach nicht gestemmt werden kann. Der Chirurg, der vom Blinddarm bis zur Hüftoperation alles konnte, den gibt es in Zukunft nicht mehr. Daher müssten die Kräfte gebündelt werden.

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Die Verantwortlichen konnten nun, knapp zwei Wochen später, die Bürgervertreter davon überzeugen, dass dies der richtige Weg in die Zukunft ist.

Über diese Tatsache zeigt sich Roigheims Bürgermeister Michael Grimm, der aufgrund eines Trauerfalls nicht dabei sein konnte, mehr als überrascht. "Auf dieser Ebene tendierte es in den vergangenen Wochen eigentlich in die andere Richtung." Die offenen Briefe, die Online-Petitionen und die ausgelegten Unterschriftenlisten zeigten somit keinerlei Wirkung. Allein Möckmühls Bürgermeister Ulrich Stammer habe mehr als 10.000 Unterschriften für den Erhalt übergeben. Daher glauben viele, die Sache sei bereits lange vorher beschlossen gewesen. Gegenteilige Äußerungen von Verantwortlichen seien absolut falsch.

So äußerte sich auch Christa Ruck, die seit 30 Jahren in Möckmühl als Medizinisch-Technische Assistentin tätig ist. Sie geht Ende des Jahres in den Ruhestand. Sie könnte für sich selbst das Thema beiseitelegen. "Das lässt sich aber nicht einfach wegschieben," sagt sie. Zahlen und Fakten versus Menschlichkeit seien zwar Zeitgeist, aber ob das auf die Dauer genüge, sei abzuwarten.

Uschi Bort, ehemalige Krankenschwester in Möckmühl, glaubt nicht einmal an diese Zahlen. Sie stellt sich die Frage, ob da nicht eine zu starke Konkurrenz ausgeschaltet werde. Sie stellt auch infrage, ob Fachärzte für ein künftiges Gesundheitszentrum Schlange stehen, da Möckmühl schon seit langem ein Problem damit habe, Ärzte zu ziehen. "Wir brauchen vor Ort eine Erstversorgung, eine Anlaufstelle für die alltäglichen Fälle". Sollten sich die Unfallopfer oder die Herzinfarkte und Schlaganfälle etwa an Sprechzeiten halten? Wenn die Entscheidungsträger die hohen Kosten für die Krankenkassen anführen, sei das eine Frechheit. Der Bürger im ländlichen Raum zahle exakt den gleichen Krankenkassenbeitrag wie jemand in der Stadt.

Um Geld geht es auch bei der Arnfried-Meyer-Stiftung. Diese Stiftung unterstützte das Krankenhaus in Möckmühl regelmäßig, damit es vor Ort erhalten bleibt. Durch die Stiftung wurden unter anderem teure Neuanschaffungen möglich. Hannelore Meyer, die Witwe des Gründers, wurde noch nicht unterrichtet davon, wie mit dem Geld aus dem Stiftungstopf jetzt verfahren wird. Sie weiß, dass für diesen Fall schriftlich Vorkehrungen getroffen wurden.

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