Osterburken: Der "Hanse-Express" kommt erst im März
Privates Bahnunternehmen "derschnellzug.de" mit Stopp in Osterburken - Start von Fernzug erneut verschoben

Nur noch Regionalbahnen und Regionalexpress-Züge verkehren seit Jahren auf der "Frankenbahn". Das sollte sich an Ostern mit dem Start des "Hanse-Express" eines privaten Unternehmens ändern. Daraus wird vorerst nichts. Foto: Gassenbauer
Osterburken. (bg) Nachdem erste Anläufe gescheitert waren, will das private Bahnunternehmen "derschnellzug.de" nun endgültig Fahrt aufnehmen und am 18. März nächsten Jahres am Stuttgarter Hauptbahnhof seinen ersten Fernzug auf die Reise nach Hamburg schicken. Damit würde die "Frankenbahn"-Strecke zwischen der baden-württembergischen Landeshauptstadt und Würzburg erstmals seit Jahren wieder Fernverkehr und damit ein Stück ihrer einstigen überregionalen Bedeutung zurückerhalten und der Bahnknoten Osterburken wieder zum Fernverkehrsbahnhof werden.
Ursprünglich sollten ab Ostern 2015 erstmals seit eineinhalb Jahrzehnten wieder planmäßig Fernzüge im Personenverkehr auf der durch den Neckar-Odenwald-Kreis führenden "Frankenbahn" rollen, aber der private Bahnbetreiber "derschnellzug.de" musste, wie die RNZ berichtete, den Start der Verbindung zwischen Stuttgart und Hamburg kurzfristig verschieben, weil die DB Netz AG dem "Hanse-Express" keine akzeptablen Fahrpläne ermöglicht habe.
Im Zuge von Verhandlungen mit der DB teilte das beim Amtsgericht Potsdam eingetragene private Eisenbahnverkehrsunternehmen, das in Heilbronn eine Niederlassung unterhält, im Sommer schließlich mit, dass die Signale für die Aufnahme des Betriebs an Weihnachten "weitestgehend auf grün" stünden.
Auch daraus wird nichts, wie sich jetzt zeigte. Vielmehr soll "derschnellzug.de" nach aktuellem Stand nun erst im Frühjahr den Betrieb zwischen Baden-Württembergs Landeshauptstadt und Metropole im norden aufnehmen.
Wenn es bei dem neuen Termin bleibt, werden am 18. März 2016 erstmals seit der Einstellung des Interregio "Rennsteig" (Stuttgart - Erfurt) zum Fahrplanwechsel 2001 wieder Fernzüge auf der "Frankenbahn" (Kursbuchstrecke 780) verkehren, die einst eine bedeutsame deutsche Magistrale war und noch 1981 je ein Tages- und ein Nacht-D-Zugpaar Stuttgart-Hamburg mit Halt unter anderem in Osterburken und Lauda aufwies.
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Frohe Kunde für Osterburken: Wie bereits in Aussicht gestellt worden war, enthält der soeben veröffentliche Fahrplan des privaten Schnellzugs die Römerstadt als Haltepunkt. Ursprünglich war das nicht vorgesehen; statt in Osterburken sollte ein Stopp in Lauda eingelegt werden, der jetzt entfällt.
Die neuen Fernzüge auf der Stuttgart-Hamburg-Linie D1 werden allerdings, zumindest vorläufig, nur an Wochenenden verkehren - und sie sind zwischen Würzburg und Hamburg erheblich langsamer unterwegs als die ICE der Deutschen Bahn: Laut Fahrplan ist freitags Abfahrt in Osterburken "Hbf" um 14.52 Uhr und Ankunft in Hamburg um 22.56 Uhr. Samstags kann in der Römerstadt um 23.53 Uhr der Zug nach Hamburg bestiegen werden, das um 7.13 Uhr erreicht wird.
Statt so mehr als sieben Stunden benötigt der Reisende ab Osterburken bei Nutzung des ICE ab Würzburg nur rund viereinhalb Stunden.
Allerdings geht es dem Bahnunternehmen "derschnellzug.de" nicht in erster Linie darum, die Reisenden mit Hochgeschwindigkeit von A nach B zu bringen. Vielmehr setze man man auf komfortables Reisen auf renommierten Strecken und wolle Regionen ohne Fernverkehr wieder mit Direktverbindungen an Zentren anbinden, und dies, wie die 2014 gegründete Firma betont, "zu bezahlbaren Preisen." Beispiel: 59 Euro für den Einzelfahrschein von Osterburken nach Hamburg am 18. März. Es gebe "kein Schnickschnack bei den Tarifen, keine Frühbucherei", alles sei einfach und klar. Zum Reisekomfort gehört laut "derschnellzug.de" auch eine gute gastronomische Versorgung. Man werde im Zug daher das klassische Restaurant mit Koch und Service haben und zu jeder Tages- und Nachtzeit "Slowfood", frisch zubereitet, anbieten.
Neben der Stuttgart-Hamburg-Verbindung plant das Unternehmen in einem weiteren Schritt die Aufnahme des Betriebs auf weiteren Strecken - "auch abhängig davon, wie sich die Nachfrage auf der Linie D1 entwickeln wird.
Wer in diesem Jahr schon mit "derschnellzug.de" reisen möchte, kann dies einer Ankündigung des Unternehmens zufolge bereits an Silvester tun: Am 31. Dezember soll ein Partyzug von Karlsruhe und Stuttgart via Osterburken und Würzburg nach Berlin zur Silvesterfeier am Brandenburger Tor fahren.
Insbesondere in Internetforen kommentieren Eisenbahnfreunde und -experten die Pläne des privaten Bahnunternehmens mit freudiger Zustimmung wie auch mit Skepsis. Neben der "derschnellzug.de"-Philosophie begeistert die die Wiederaufnahme des Fernverkehrs auf der "Frankenbahn", deren Aufwertung seit langen Jahren gefordert wird.
Allerdings wird bei allem Zuspruch - unter anderen wegen des "besten Preis-Leistungs-Verhältnisses" - auch in Frage gestellt, ob "ein weiteres Experiment", einen privaten Fernverkehrszug im deutschen Bahnnetz zu etablieren, gelingt. Man dürfe gespannt sein.



