Osterburken: "Hanse-Express" vorerst gebremst

An Ostern sollte erstmals seit Jahren wieder ein Fernzug auf der "Frankenbahn" fahren. Der Start des "Hanse-Express" wurde jedoch auf Dezember verschoben.

13.03.2015 UPDATE: 14.03.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 35 Sekunden

Nur noch Regionalbahnen und Regionalexpress-Züge verkehren seit Jahren auf der "Frankenbahn". Das sollte sich an Ostern mit dem Start des "Hanse-Express" eines privaten Unternehmens ändern. Daraus wird vorerst nichts. Foto: Gassenbauer

Osterburken. (bg) Der "Hauptbahnhof des Kreises", Osterburken, hätte zwar - jedenfalls vorerst - nicht direkt profitiert, wohl aber hätte das Verkehrsangebot auf der "Frankenbahn", auf der lange kein Fernzug mehr unterwegs war, eine Aufwertung erfahren: "Bequem und direkt quer durch Deutschland", genauer: von Stuttgart nach Hamburg, sollte der "Hanse-Express" des privaten Bahnunternehmens "derschnellzug.de" ab April fahren. Doch daraus wird zunächst nichts: Weil der Infrastrukturbetreiber DB Netz trotz langer Vorlaufzeit "Fahrpläne nicht rechtzeitig erstellt" beziehungsweise nur unzumutbare Fahrzeiten ermöglicht habe, verschiebt die junge Firma den Start ihrer Direktverbindung zwischen der baden-württembergischen Landeshauptstadt und dem Norden auf Dezember.

Weitgehend unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit hat das beim Amtsgericht Potsdam eingetragene private Eisenbahnverkehrsunternehmen, das in Heilbronn eine Niederlassung unterhält, die Aufnahme des Fernzugbetriebs zwischen Stuttgart und Hamburg vorbereitet. Fahren sollte der "Hanse-Express" ab April zunächst an Wochenenden.

Auf der Experten und Reisenden zufolge von der DB seit Jahren stiefmütterlich behandelten "Frankenbahn" zwischen Stuttgart und Würzburg, auf der in früheren Zeiten wichtige Schnellzüge zwischen Stuttgart und Berlin und Hamburg verkehrten, hätte es mit dem Start des "Hanse-Express" erstmals seit langem wieder eine Fernverbindung gegeben. Als letzter Fernzug auf der Kursbuchstrecke 780 verkehrte im Jahr 2000 der Interregio "Rennsteig" nach Erfurt.

Der neue "Hanse-Express" wurde soeben allerdings ausgebremst: Wie der bei "derschnellzug.de" für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Markus Brümmer auf Anfrage der RNZ bestätigte, kann der Fernzug Stuttgart - Hamburg nicht wie geplant an Ostern starten, weil der Netzinfrastrukturbetreiber DB Netz trotz langer Vorlaufzeit und Fristverlängerung nicht in der Lage gewesen sei, rechzeitig den vorgesehen Zug-Umläufen Rechnung zu tragen bzw. die Fahrpläne für angemeldeten Trassen zu erstellen.

Unter anderem habe die DB Netz dem privaten Unternehmen nicht zusagen können, dass es bestimmte Streckenabschnitte nachts nutzen kann. Nach dem aktuellen Stand weiche ein Teil der Fahrpläne teils so stark von den vorgesehen Umläufen ab, dass Reisende gegenüber der Planung mehrere Stunden länger unterwegs wären. So hätte man nicht akzeptable Unterwegshalte einlegen müssen, um andere Züge vorbeizulassen.

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Weil für eine sinnvolle Bewerbung der Züge die endgültigen Fahrzeiten für April spätestens am 5. März hätten vorliegen müssen, habe man entschieden, die für 2. April vorgesehene Betriebsaufnahme abzusagen. Die Ausgaben für bereits erworbene Tickets werden vom Servicecenter Heilbronn erstattet.

Zwar wird’s nun nichts mit dem Start des ersten Fernzugs seit Jahren auf der "Frankenbahn" an Ostern. Die Anmeldung der Fahrpläne zum Jahresfahrplan 2016, der am 13. Dezember in Kraft tritt, bliebe davon aber unberührt, betonte Brümmer, das heißt: Das Unternehmen hält am "Hanse-Express" fest. Man sei zuversichtlich, ab Dezember fahren zu können. Vorgesehen sind mehrere Tag- und Nachtverbindungen zunächst in der Zeit von Freitag bis Montag.

Der Bahnhof Osterburken, wo in früheren Zeiten D- und Eilzüge Halt gemacht haben, fehlt bislang als Station im Fahrplan, aber das könne sich durchaus noch ändern, kündigte Unternehmenssprecher Brümmer an. Nach dem aktuellen Stand sind Bietigheim-Bissingen, Heilbronn, Lauda, Würzburg, Fulda, Bebra, Kassel-Wilhelmshöhe, Göttingen, Hannover, Bremen, Buchholz (Nordheide) und Hamburg Harburg die Unterwegsstationen auf dem Weg von Stuttgart Hbf nach Hamburg und zurück.

Material und Personal stünden zur Verfügung. Gefahren werden soll mit geleasten Loks und Waggons, wobei man auf bequeme Abteil- statt auf Großraumwagen setze. Wie Brümmer nicht zuletzt mit Blick auf die in diversen Internetforen geäußerten Zweifel daran, ob die geplante Fernverbindung überhaupt funktionieren könne, betonte, sei man sehr optimistisch. Die bisherigen Nachfragen gäben allen Anlass dazu; "wir sind auf einem guten Weg", betonte Brümmer.

Die Philosophie von "derschnellzug.de" finde Zuspruch. Wie es dazu auf der Hompepage des Verkehrsunternehmens heißt, verstehe man den Schnellzug nicht als reines Beförderungsangebot, sondern wolle, dass sich die Gäste wohl fühlen. Daher bieten man optimalen Sitzkomfort im bequemen Abteilwagen und ein umfangreiches gastronomisches Angebot. Durch einfache Preisstrukturen werde die Bahnfahrt günstig.

Das Schieneverkehrsunternehmen "derschnellzug.de" wurde Ende letzen Jahres gegründet und hat zwei Gesellschafter. Einer davon ist, so Sprecher Brümmer, ein auch im Eisenbahnwesen tätiges dänisches Unternehmen. Neben der Verbindung Stuttgart - Hamburg habe man "weitere Strecken im Auge."

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