Mit "derschnellzug.de" sollen in Osterburken wieder Fernzüge halten
Privates Bahn-Unternehmen "derschnellzug.de" will ab Jahresende Betrieb von Stuttgart über Osterburken nach Hamburg aufnehmen

Erstmals seit eineinhalb Jahrzehnten sollen im Bahnhof Osterburken alsbald wieder Fernzüge halten. Nachdem der "Hanse-Express" des privaten Bahn-Unternehmens "derschnellzug.de" nicht wie zunächst geplant an Ostern starten konnte, soll die Fernzug-Verbindung zwischen Stuttgart und Hamburg nun zum Jahresende in Betrieb gehen. Der ursprünglich nicht vorgesehene Halt in der Römerstadt stehe nun "definitiv" fest. Foto: Gassenbauer
Osterburken. (bg) Erstmals seit eineinhalb Jahrzehnten sollten ab Ostern 2015 wieder planmäßig Fernzüge im Personenverkehr auf der durch den Neckar-Odenwald-Kreis führenden "Frankenbahn" rollen, aber der private Bahnbetreiber "derschnellzug.de" musste den Start der Verbindung zwischen Stuttgart und Hamburg kurzfristig verschieben, weil die DB Netz AG dem "Hanse-Express" keine akzeptablen Fahrpläne ermöglicht hat. Mittlerweile stehen die Signale für die Aufnahme des Betriebs an Weihnachten "weitestgehend auf grün", heißt es aus dem Eisenbahnverkehrsunternehmen, das zugleich für den Bahnknoten Osterburken eine erfreuliche Nachricht hat: der neue Fernzug soll auch in der Römerstadt halten.
Weitgehend unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit hatte das beim Amtsgericht Potsdam eingetragene private Eisenbahnverkehrsunternehmen, das in Heilbronn eine Niederlassung unterhält, die Aufnahme des Fernzugbetriebs zwischen Stuttgart und Hamburg vorbereitet. Fahren sollte der "Hanse-Express" ab April zunächst an Wochenenden.
Nachdem der Betriebsstart an Ostern kurzfristig abgesagt werden musste, weil der Netzinfrastrukturbetreiber DB Netz laut "derschnellzug.de" trotz langer Vorlaufzeit nicht in der Lage gewesen sei, den vorgesehenen Zug-Umläufen rechzeitig Rechnung zu tragen bzw. die Fahrpläne für angemeldeten Trassen zu erstellen, scheinen die notwendigen Weichenstellungen jetzt zügig voranzukommen.
Wie das Unternehmen gegenüber der RNZ gestern zum aktuellen Planungsstand mitteilte, verlaufen die Gespräche mit dem Infrastrukturbetreiber bezüglich der Nutzung der Trassen zwischen Schwaben und der Waterkant positiv: "Nach Konfliktlösungsgesprächen mit DB Netz stehen die Signale für ,derschnellzug.de’ weitestgehend auf grün."
Demnach soll der an Ostern ausgebremste "Hanse-Express" nun ab Ende des Jahres - einen genauen Termin nennt das Unternehmen noch nicht - regelmäßig von Stuttgart nach Hamburg und zurück fahren. Auf der durch den Neckar-Odenwald-Kreis führenden und früher im deutschen Bahn-Netz bedeutsamen Kursbuchstrecke 780 würde damit erstmals seit dem Jahr 2000 wieder ein Personen-Fernzug verkehren.
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Erfreuliches vermeldete das Unternehmen in diesem Zusammenhang für den Bahnknoten Osterburken: Entgegen der früheren Planung soll der Fernzug auch in der Römerstadt Halt machen, unterstrich Markus Brünner, verantwortlich für Kundendienst und Öffentlichkeitsarbeit, gegenüber der RNZ. Dies stehe definitiv fest. Dafür entfalle - jedenfalls vorerst - der Halt in Lauda.
Einerseits erscheine der Zwischenstopp in Osterburken aus strategischen Gründen - wohl nicht zuletzt wegen des dortigen S-Bahn-Anschlusses - wichtiger als der in Lauda, andererseits hat man sich im Taubertal offenbar noch nicht so recht für eine (Wieder-) Einbindung ins Fernverkehrs-Netz interessiert. Zudem müsse man nach dem laufenden Umbau der Station Lauda bewerten, ob ein Halt für "klassische" Zuggarnituren, wie sie "derschnellzug" einsetzen will, überhaupt realisierbar sein wird.
Nach dem jetzigen Planungsstand wird der Stuttgart-Hamburg-Express, die Linie D 1 von "derschnellzug", von Stuttgart Hauptbahnhof über Bietigheim-Bissingen, Heilbronn, Osterburken, Würzburg, Bebra, Kassel-Wilhelmshöhe, Göttingen, Hannover, Bremen Hbf, und Hamburg-Harburg nach Hamburg Hauptbahnhof fahren. Weil laut Aussage der DB Netz in Fulda nicht an allen Verkehrstagen genug Kapazitäten an den Bahnsteig vorhanden sind, wird der Halt dort ebenso entfallen wie der Stopp in Buchholz (Nordheide).
Inzwischen seien, so Brünner, "die Planungen auf der Strecke zwischen Stuttgart und Hamburg weitestgehend in trockenen Tüchern." Unter Berücksichtigung von bereits vorliegenden baustellenbedingten Fahrplanabweichungen im Dezember liefen die Vorbereitungen für den Betriebsstart auf vollen Touren.
Was die Fahrzeiten angeht, kann der Reisende ab Osterburken für die Strecke nach Hannover mit fünf Stunden 20 Minuten, für die Fahrt nach Bremen mit sechseinhalb und nach Hamburg mit siebeneinhalb Stunden rechnen. Das ist zwar deutlich länger als bei Nutzung des ICE ab Würzburg, aber "derschnellzug.de" scheut den Vergleich nicht: "Wir sehen die Reise mit dem Schnellzug nicht nur als Beförderungsangebot, sondern möchten, dass sich die Reisenden wohl fühlen." Daher biete man optimalen Sitzkomfort, direkte Verbindungen ohne Umsteigen und ein ansprechendes gastronomisches Angebot. Als rollendes Material stehen nach Angaben der Firma bequeme Abteilwagen (sechs Sitzplätze pro Abteil, elf Abteile pro Wagen) zur Verfügung. An Bord soll es frisch zubereiteten Speisen im klassischen Zug-Restaurant geben.
Den Start des Ticketverkaufs will das Unternehmen alsbald bekannt geben. Wie zu den Preisen betont wird, werden die Tarife "günstig und nicht auslastungsabhängig" ausfallen. Zudem biete man attraktive Gruppen- und Familienrabatte und eine Monatspauschale für Fern-Pendler an.
Zugleich plant "derschnellzug", eine weitere über Heilbronn verlaufende Fernverbindung aufs Gleis zu bringen. Die intern als Linie D 2 bezeichnete Verbindung soll von Karlsruhe über Heilbronn nach Nürnberg und zweimal am Tag über Nürnberg hinaus via Hof, Zwickau und Chemnitz nach Dresden führen. Damit wolle man erstmals nach 13 Jahren wieder durchgehenden Fernverkehr auf die Sachsen-Franken-Magistrale zwischen Nürnberg und Dresden bringen, aber auf dieser Linie gebe es in Teilbereichen noch größere Probleme mit dem Infrastrukturbetreiber.
Die Linien D1 (Stuttgart-Hamburg) und D2 (Karlsruhe-Nürnberg-Dresden) haben den Planungen zufolge im Knoten Heilbronn jeweils gegenseitig Anschluss zueinander.



