Flüchtlingsunterkunft Hardheim: Spielen setzt Grenzen und Hürden außer Kraft

450 Spielkisten wurden beim bundesweiten "Kindertag" in der Asylbewerberunterkunft in Hardheim verteilt

15.09.2015 UPDATE: 16.09.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden

Die Spielkisten wurden ausgepackt.

Hardheim. (adb) Ausgesprochen gern knüpfen Kinder Kontakte. Neue Spielkameraden sind immer ein Grund zur Freude - aus welchem Land sie stammen, ist dabei Nebensache. Waren es früher die Kinder von Gastarbeitern oder Spätaussiedlern, mit denen man nach sich der Schule auf dem Spielplatz traf, so könnten es nun theoretisch auch Flüchtlingskinder sein.

Einige von ihnen sind in der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in Hardheim untergebracht, und um eine Brücke zwischen dem einheimischen Nachwuchs und Flüchtlingskindern zu schlagen, wurde am Dienstagmorgen ein "Spielefest" ausgerichtet. Hier trafen die beiden dritten Klassen der Hardheimer Grundschule auf in der ehemaligen Nike-Stellung untergebrachte Kinder. Das alles geschah im Rahmen der gegenwärtig mit dem Untertitel "Bündnisse für junge Flüchtlinge" bundesweit ausgeführten "Aktion Zusammenspiel", an der sich auch das Landratsamt des Neckar-Odenwald-Kreises beteiligt.

In seiner Begrüßung betonte Landrat Dr. Achim Brötel einerseits, dass "grundsätzlich jeder Tag ein Kindertag" sein könne; auch der neue Spielplatz auf dem Areal der Unterkunft könne diesen Gedanken mit Leben erfüllen. Andererseits seien "auch alle Menschen gleich" und könnten über die Grenzen hinweg Kontakte pflegen.

Brötels Wunsch sei, dass die neuen Geräte nicht nur von Flüchtlingskindern genutzt werden, sondern auch Mädchen und Jungen aus Hardheim "öfters mal vorbeischauen".

Dass die Kreisräte des Neckar-Odenwald-Kreises auf ihre Sitzungsgelder verzichteten und hilfsbereite Privatleute ihre Spendenbereitschaft zusicherten, hatte die Errichtung einer Netzschaukel ermöglicht.

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Ein ebenfalls willkommenes Präsent war eine von 450 verteilten Spielzeugkisten, die das Bundesfamilienministerium gespendet hatte. Auch die in dieser enthaltenen Gesellschaftsspiele, so Brötel, könne in Verbindung mit der Schaukel und weiteren vorhandenen Spielmöglichkeiten wie einer Tischtennisplatte nicht nur für Freizeitgestaltung, sondern auch für bereichernde Begegnungen sorgen. Humorvoll merkte er an, dass speziell mit den bestehenden Spielmöglichkeiten "300 Menschen aus 20 Nationen" in Hardheim fast schon "eine kleine sportliche Weltmeisterschaft" zustande bringen könnten.

Ähnlich erfreut zeigte sich Bürgermeister Volker Rohm. Gerade gemeinsames Spiel könne "Berührungsängste abbauen und neue Kontakte oder auch Freundschaften herbeiführen", wie das Gemeindeoberhaupt betonte. Außerdem leisten die Schaukel sowie auch die Spielkiste den dankbaren Dienst, "das Gelände mit Leben zu erfüllen" und dadurch "eine interkulturelle Verständigung einzuleiten, die Brücken zu schlagen vermag". Anschließend forderte Rohm zu einer "La-Ola-Welle" ein, mit der man der Freude über die Netzschaukel und das Spielpaket stimmungsvoll Ausdruck verlieh.

Sozialarbeiter Jürgen Graf erhoffte für die Zukunft, dass das lobenswerte Angebot denn auch im zugedachten Sinne frequentiert werde und einen harmonischen Kontakt zwischen Hardheimern und Flüchtlingen schaffen könne.

Nachdem der offizielle Teil mit einem zünftigen Brezelfrühstück ausklang, zeigte sich dann aber gleich höchst eindrücklich, dass Sport, Spiel und gute Laune nicht nur den Ruf einer "Sprache, die jeder spricht" innehaben, sondern tatsächlich in der Lage sind, alle Grenzen mühelos außer Kraft zu setzen: Da lachten, spielten und turnten die Drittklässler des Walter-Hohmann-Schulzentrums mit den Flüchtlingskindern, packten die Spielkiste aus und übten sich mit einer so ansteckenden Leidenschaft im Dosenwurf, im Tuchschwingen oder im Kegeln.